Wetter: Mieser Sommer halbiert die Einnahmen bei Badis & Gelaterias
Auch Anfang Juli will das Wetter noch nicht so richtig sommerlich werden. Den miesen Sommer bekommen mehrere Gewerbe zu spüren.
Das Wichtigste in Kürze
- Der bisherige Sommer ist geprägt von wechselhaftem Wetter und viel Regen.
- Eine längere Trockenphase mit hohen Temperaturen blieb bisher aus.
- Das wirkt sich auf Gelaterias, Badis und Gummiboot-Verkäufe aus.
Volle Schwimmbecken, mit Gummibooten überfüllte Badis, Menschen, die an der Sonne ein Glacé oder in einer Gartenbeiz einen Drink geniessen: So etwa sieht in der Schweiz der typische Sommer aus. Doch heuer will das Wetter (noch) nicht mitspielen.
Der schwierige Start in den Sommer macht sich auch beim Gewerbe bemerkbar. So etwa bei den Badis: «Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegen die Besucherzahlen zirka 60 Prozent tiefer», heisst es beim Kanton Basel-Stadt.
Ähnlich schlecht läuft es bisher in der Stadt Zürich, wie Sprecherin Allison Laukart erklärt: Bis Ende Juni habe es rund 385'000 Eintritte gegeben. «Was zirka 43 Prozent der letztjährigen Eintritte bis zum gleichen Stichtag entspricht.» Im Vergleich zu 2022 seien es sogar 46 Prozent weniger Eintritte.
Die Stadt Bern konnte noch keine Zwischenbilanz zu den Gästezahlen ziehen. «Die Zahlen werden sich aufgrund des schlechten Wetters aber im Jahresvergleich sicher im tieferen Bereich bewegen», heisst es.
Gelateria verkaufen wegen Regen bis zu 80 Prozent weniger Glacé
Auch Gelaterias kämpfen mit dem schlechten Wetter, wie Domenico Di Gregorio von der Berner Gelateria La Golosa erklärt: «Kaltes Wetter und vor allem Regen hat negative Auswirkungen auf die Verkäufe. Je nachdem können die Verkäufe 50 bis 80 Prozent tiefer ausfallen als bei schönem warmem Wetter.»
Die instabile Wetterlage erschwere auch die Personalplanung. «Da die Sommermonate in der Schweiz nur kurz sind, trifft es uns bei schlechter Wetterlage im Sommer hart. Denn wir müssen Umsatz auch für die kältere Jahreszeit generieren, um die hohen Strukturkosten zu bezahlen.»
Letztes Jahr habe man ein Rekordjahr erlebt. «Anfang Juli immer noch instabiles Wetter zu haben, macht uns Sorgen. Wir sind aber zuversichtlich, dass sich die Wetterlage bald stabilisieren dürfte und wir Vollgas geben können.»
Weniger hart ist es für die Gelateria di Berna, die mehrere Standorte in Bern, Basel und Zürich hat: «Wir haben viele Stammgäste, die auch bei schlechtem Wetter vorbeikommen», so Mitgründer Hansmartin Amrein. Schliesslich wüssten diese, dass sie dann nicht anstehen müssen. Aber «bei schönem Wetter machen wir natürlich mehr Umsatz».
Wetter lässt Umsatz von Open-Air-Bars einbrechen
Schwierig ist die Situation auch für die Berner Aarebar direkt an der Aare: «Als Open-Air-Pop-Up sind wir stark vom Wetter abhängig. Und durch den starken Regen ist die Aare hoch, kühl, schnell und gefährlich. Wir spüren das in allen Bereichen», erklärt Lukas Brantschen.
«Vor allem die Mitarbeitenden können leider nicht ausgelastet werden, was auf die Moral schlägt.» Der Umsatz sei im Vergleich zu den letzten zwei Jahren um über 40 Prozent eingebrochen. Man hoffe, dass der Sommer möglichst bald noch richtig komme. Denn die Pop-Up-Bar dürfe nicht länger als 90 Tage betrieben werden.
«Natürlich ist es wahnsinnig toll, wenn es trocken, sonnig und warm ist», heisst es bei Frau Gerolds Garten in Zürich. «Jedoch wissen wir auch aus den weniger trockenen und sonnigen Tagen etwas herauszuholen.»
Auch die Zürcher Fischerstube hinkt dem Rekord an Gästen und Umsatz vom Juni 2023 «in übersichtlichem Rahmen» hinterher. Immerhin: «Wir konnten mit Anlässen und Passanten den Rückstand zum Vorjahr in Grenzen halten.»
Schweizer kaufen Regenschirme statt Badehose
Das nasse Wetter führt auch dazu, dass Gummiböötli und Co. schlechter verkauft werden: «Derzeit beobachten wir eine gewisse Verlagerung von typischen ‹Sommerprodukten› hin zu mehr Regen- und Kaltwetterprodukten», sagt Decathlon dazu. Auch bei SportX schwächt das bisherige Wetter «in der Tat die Nachfrage» nach Sommerprodukten.
Gleiche Erfahrungen machen Galaxus und Brack.ch: «Die Verkaufszahlen für Gummiboote sind im ersten Halbjahr 2024 um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der Vergleich zu 2022 zeigt einen Rückgang um 50 Prozent», erzählt Galaxus-Sprecher Manuel Wenk. Vergleiche man nur den jeweiligen Juni, dann betrage der Rückgang dieses Jahr sogar 69 Prozent.
Ähnliche Werte ergeben sich bei Stand-up-Paddles, etwas schwächer sei der Rückgang bei Bikinis und Badehosen. Dafür werden deutlich mehr Regenschirme verkauft: 74 Prozent im Halbjahresvergleich und 266 Prozent im Juni-Vergleich. Und bei Schutzblechen (124 und 144 Prozent).
Bei Brack.ch wurden im Juni 2023 rund zehnmal so viele Gummiboote verkauft wie diesen Juni. Es sei aber noch zu früh, eine abschliessende Beurteilung für diesen Sommer abzugeben. Auch mit Sonnenpflege-, Outdoor-Spielwaren sowie Camping- und Outdoor-Produkten macht der Onlinehändler diesen Juni weniger Umsatz.