Whistleblower am Unispital Zürich entlassen
Das Zürcher Unispital hat einen leitenden Arzt entlassen, der zuvor über Missstände in der Klinik für Herzchirurgie berichtet hatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Spitaldirektion des Unispitals Zürich hat einen Whistleblower entlassen.
- Der Arzt hatte zuvor über Missstände an der Klinik für Herzchirurgie berichtet.
Am Universitätsspital Zürich (USZ) ist ein Whistleblower entlassen worden. Der in leitender Funktion tätigte Arzt hatte einem Medienbericht zufolge zuvor von Missständen an der Klinik für Herzchirurgie berichtet.
Die ordentliche Kündigung und Freistellung des Hinweisgebers sei durch die Spitaldirektion erfolgt. Dies teilte die USZ-Medienstelle der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.
Sie bestätigte damit Informationen der Tamedia-Zeitungen. Falls der Mann dagegen Rechtsmittel ergreifen werde, sei der Spitalrat die erste Rekursinstanz. Weitere Angaben macht das USZ nicht.
Schwerwiegende Vorwürfe gegen Herzchirurgen
In den Tamedia-Zeitungen vom Samstag hiess es, der Arzt habe ein Dossier mit zwölf Fällen von Verfehlungen am Spital zusammengestellt. Am 12. Dezember 2019 soll er demnach die Unterlagen mit dem Titel «Whistleblower» an die Spitaldirektion geschickt haben.
Das 42-seitige Dokument enthält laut den Zeitungen teils schwerwiegende Vorwürfe gegen den Herzchirurgen Francesco Maisano. Eine Woche nachdem die Untersuchungsergebnisse zu den Vorfällen vorgelegt worden seien, habe der Whistleblower die Kündigung mit sofortiger Freistellung erhalten.
Seit Wochen steht das Universitätsspital Zürich wegen Ungereimtheiten von drei ihrer Spitzenmediziner in der Kritik. Die Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit (ABG) des Zürcher Kantonsrates reagierte am Freitag auf die Vorwürfe gegen drei Klinikdirektoren. So soll eine Subkomission die Vorwürfe gegen den Leiter der Klinik für Herzchirurgie, Francesco Maisano, untersuchen.
Die Anschuldigungen gegen Maisano waren durch die Medien publik geworden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Implantate von Firmen verwendet zu haben, an denen er selber beteiligt ist.
Zudem habe er diese Interessenskonflikte nicht transparent gemacht. Bereits am Dienstag hatte die Universität angekündigt, diese Vorwürfe zu untersuchen. Maisano wurde für drei Wochen beurlaubt.
Untersuchungen zu weiteren Arzt angekündigt
Zu Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Zentrum für Zahnmedizin hatte die Aufsichtskommission bereits im November 2019 den Auftrag gegeben, organisatorische und strukturelle Massnahmen zu ergreifen.
Dort soll der Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Martin Rücker, systematisch Patientinnen und Patienten zur Behandlung an seine private Praxis überwiesen haben.
Der dritte Mediziner, der unrühmliche Bekanntheit erlangte, ist der Klinikdirektor Gynäkologie, Daniel Fink. Laut Operationsplänen schaffte er es offenbar, bis zu drei Patientinnen gleichzeitig zu operieren und entsprechend Rechnung zu stellen.
Das USZ kündigte auch hier eine Untersuchung an. Die Aufsichtskommission will nun mit einer Kommissionsmotion eine rasche Revision des Zusatzhonorargesetzes anstossen.