Winterthur: Jeden Tag treten 179 Personen aus der Kirche aus!
Knapp ein Jahr nachdem eine Studie über den sexuellen Missbrauch in Kirchen veröffentlicht wurde, traten knapp fünf Prozent aller Mitglieder aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die katholische Kirche verliert massiv an Mitgliedern.
- Grund dafür ist eine Studie, welche den sexuellen Missbrauch in den Kirchen aufdeckte.
Fast fünf Prozent der Katholiken in Winterthur traten aus der Kirche aus, nachdem vor einem Jahr das Ausmass von sexueller Misshandlung in Schweizer Kirchen öffentlich gemacht wurde. Auch die reformierte Kirche meldet laut «Landbote» einen Rekord an Austritten.
Untersuchung löste Austrittswelle aus
Als die Erschütterungen der Missbrauchsstudie bekannt wurden, erlebten katholische und reformierte Kirchen in Winterthur einen gravierenden Mitgliederschwund: Insgesamt traten deswegen im letzten Jahr 1065 Katholiken und 980 Reformierte aus den Kirchen aus. Im Kanton Zürich waren das jeden Tag 179 Personen. In den Jahren zuvor lag die Zahl der Austritte dort noch bei 600 bis 700 jährlich.
Prävention innerhalb der Kirchgemeinden
Als Reaktion auf die Untersuchung hat die katholische Kirche Massnahmen ergriffen, um Missbrauchsfälle künftig zu verhindern. Dazu gehören etwa obligatorische Strafregisterauszüge für Bewerber und Pflichtschulungen zur Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung.
In den vergangenen sechs Monaten gingen jedoch trotzdem schweizweit 160 Meldungen bei neu eingerichteten kantonalen Missbrauchsmeldestellen ein, schreibt der «Landbote» weiter. Eine davon betraf eine Institution in Winterthur, die nicht zur katholischen Kirchgemeinde gehört.
Probleme bei der Besetzung der Ämter
Die negative Entwicklung der Mitgliederzahlen erzeugt jedoch auch Schwierigkeiten bei der Besetzung von pastoralen Positionen. Um dem entgegenzuwirken, wurde deshalb der «Stellenplan 2026» ins Leben gerufen, der bei der Ausarbeitung eines Plans für hochwertiges kirchliches Leben mit weniger Personal hilft.
Die kirchlichen Gemeinden in Winterthur seien aber entschlossen, ihre Rolle im Gemeinschaftsleben zu stärken und zu beweisen, dass ihre Arbeit nützlich und wertvoll ist. Hollenstein betont: «Was wäre die Stadt ohne das gute Zusammenwirken der reformierten und der katholischen Kirche?».