Wirbel um stillgelegte Ems-Deponie
Der WWF Graubünden kämpft für eine umgehende Sanierung einer Deponie mit Industrieabfällen auf dem Areal der Ems-Chemie.

Der WWF Graubünden kämpft vor dem Bündner Obergericht für eine umgehende Sanierung einer Deponie mit Industrieabfällen auf dem Areal der Ems-Chemie in Domat/Ems GR. Der WWF ist überzeugt, dass aus der Deponie giftiges Trichlorethen ins Trinkwasser der Standortgemeinde gelangt.
Konkret fechtet die Umweltorganisation eine Verfügung des Kantons an, welcher die Deponie Rusna da furns erst mal vier Jahre lange überwachen lassen will, wie der WWF am Donnerstag mitteilte.
Das Amt für Natur und Umwelt Graubünden sehe die seit den 1990er-Jahren stillgelegte Deponie des Chemiewerks zwar als mögliche Quelle der Trichlorethen-Belastung im Trinkwasser-Pumpwerk Bagliel, hiess es im Communiqué.
Weil Untersuchungen dies nicht zweifelsfrei belegten, fordere das Amt aber keine Sanierung der Deponie, sondern vorerst lediglich eine vierjährige Überwachung.
Kanton nimmt Schadstoffemission in Kauf
«Der Kanton nimmt damit in Kauf, dass sehr bedeutende Schadstoffemissionen aus der Deponie ins Grundwasser gelangen können, wo sie grundsätzlich nicht mehr rückholbar sind», wird in der Mitteilung Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin des WWF Graubünden, zitiert. Sie warnt vor schwerwiegenden Auswirkungen für Mensch und Natur.
Den Entscheid des Kantons könne der WWF nicht nachvollziehen, schrieb die Umweltorganisation. Die Rusna da furns sei die einzige plausible Verunreinigungsquelle des Trinkwassers. Wenn die Quelle identifiziert sei, müsse sie gemäss Bundesrecht saniert werden.
Zudem sei in Deponienähe auch eine Fluoridkonzentration über den erlaubten Grenzwerten gemessen worden. Auch hierbei sei sehr naheliegend, dass die Rusna da furns die Hauptquelle sei, da dort alle Arten von Industrieabfällen deponiert worden seien.
WWF fordert sofortige Sanierung
«Das Amt für Natur und Umwelt muss auch aus diesem Grund eine Sanierung der belasteten Deponie verfügen», forderte der WWF.
Trichlorethen ist ein starkes Lösungsmittel und gilt als gesundheitsschädigend und krebserregend. Es wurde etwa als Reinigungsmittel in der Druck- und in der Metallindustrie verwendet.