Zeitumstellung: Das ist wirklich dran am Sommerzeit-Kater
Zweimal im Jahr wandert der Uhrzeiger eine Stunde nach hinten beziehungsweise nach vorne. Und jedes Mal geht die Zeitumstellung mit Nebenwirkungen einher.
Das Wichtigste in Kürze
- Übers Osterwochenende wurden die Uhren wieder auf Sommerzeit gestellt.
- Sie ist seit 1980 Bestandteil des Jahreszeitenkalenders.
- Allerdings bereitet die Notwendigkeit der Anpassung den Menschen bis heute Probleme.
Vergangenen Samstag war es wieder so weit. Ob wir wollten oder nicht, wurden die Uhren mitten in der Nacht vorgestellt. So wurde aus zwei Uhr gleich drei Uhr. Von einigen geliebt, von anderen gehasst, ist die Sommerzeit seit 1980 ein fester Bestandteil in unserem Jahreszeitenkalender.
Das hinterlässt aber Spuren. «Ich fühle mich, als hätte ich einen Kater. Dabei habe ich gar nichts getrunken», sagt etwa eine Journalistin im Nau.ch-Büro.
Was steckt dahinter?
Die Umstellung der Uhr wirkt wie ein «Mini-Jetlag» auf unseren Körper. Jede unserer Zellen besitzt eine innere Uhr. Sie regeln unseren Organismus, steuern lebenswichtige Vorgänge und organisieren uns sowohl tagsüber als auch in der Nacht. Sie folgen aber einem bestimmten Takt.
Ändert sich dieser Takt, merken wir das.
«Und die Anpassung dauert nicht nur ein paar Tage», sagt Rositsa Neumann vom Zentrum für Schlafmedizin der Hirslanden. Die Expertin verweist auf Studien, denen zufolge es sich um Wochen oder sogar Monate handeln könne. So half in diesem Jahr auch das lange Osterwochenende nicht dabei, den Rhythmus neu zu regulieren. «Wenn, dann nur minimal», führt Neumann aus.
Mehr Autounfälle Ende März, weniger insgesamt
Die konkreten Auswirkungen der Zeitumstellung sind sehr vielschichtig, sodass eine Abwägung schwerfällt. Ein Grund für die Einführung der Sommerzeit war die Energieeinsparung – durch weniger Nutzung von künstlichem Licht. In der Zeit, in der wir aktiv sind, gibt es mehr Tageslicht. Auch nach Feierabend.
Einige Studien zeigen, dass es Ende März europaweit zu einem Anstieg an Verkehrsunfällen kommt. Aber auf der anderen Seite scheint die Sommerzeit insgesamt eher zu einem Rückgang derselben zu führen. Grund dafür ist, dass die Hauptverkehrszeiten mehr in der Tageslichtphase liegen.
Wieder gegen die Umstellung spricht der Anstieg von Arbeitsunfällen direkt nach der Umstellung. Und der Umstand, dass in diesen Tagen viele Arbeitnehmer über Müdigkeit und Konzentrationsprobleme klagen. Mit entsprechenden Folgen für die Produktivität.
Die zusätzlichen Sonnenstunden nach der Arbeit führen aber zu mehr Zufriedenheit. Auf der gesundheitlichen Ebene belegen Untersuchungen allerdings, dass es in den Tagen nach der Umstellung zu einer erhöhten Herzinfarktrate kommt.
Zeitumstellung nur in 40 Prozent aller Länder
So einfach, wie die Zeitumstellung eingeführt wurde, wird sie also nicht wieder abgeschafft. Aber: Nur 40 Prozent aller Länder haben eine Winter- und eine Sommerzeit. Stand 2018 hatten 140 Staaten die Regelung schon einmal eingeführt. Wobei sie mehr als die Hälfte wieder abgeschafft haben.
Allein Europa, Nordamerika und einzelne Gebiete im Nahen Osten sind Anhänger der Zeitumstellung. Allerdings haben einzelne Länder keine einheitliche Regelung: So ist sie in Kanada Bezirkssache. In den USA kann sich jeder Bundesstaat aussuchen, wie er es hält.