Zermatt: Taxipreise explodieren – Touris sind sauer

Redaktion
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Oberwallis,

Der autofreie Touristen-Ort Zermatt im Wallis hat seit Anfang November ein neues Taxiregime. Das soll den Verkehr beruhigen, sorgt aber für happige Preise.

Zermatt Taxi
In Zermatt seit Anfang November massiv gestiegen: die Taxipreise. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang November führte Zermatt ein neues Taxi-Tarifsystem ein.
  • Das führt zu einem massiven Preisanstieg für Fahrten im autofreien Dorf.
  • Kritik wird laut – von Touristen, aber auch von Einheimischen und Tourismusbetrieben.

Zermatt gilt seit jeher als teures Pflaster.

Seit November ist ein Aufenthalt am Fusse des Matterhorns aber noch teurer – jedenfalls, wenn man eins der Elektrotaxis braucht.

Der Grund: Anfang November wurden im autofreien Dorf neue Taxipreise eingeführt.

Und die haben es in sich, wie mehrere Leserinnen und Leser gegenüber Nau.ch berichten. Sie sagen übereinstimmend: «Die Taxipreise haben sich – insbesondere am Abend – massiv erhöht.»

Taxifahrten in Zermatt sind massiv teurer geworden

Ein Leser berichtet: «Eine Strecke, die vor einem Jahr noch etwa 30 Franken kostete, ist nun fast 20 Franken teurer.» Sie kostet also fast doppelt so viel wie vorher.

Mit seinen Beschwerden ist der Tourist aus der Schweiz nicht allein.

Zermatt Taxipreise
Wer in Zermatt nach 20 Uhr 1500 Meter weit Taxi fährt, bezahlt über 40 Franken. - zVg

Nau.ch weiss: Auch Leute, die in Zermatt arbeiten, stören sich ob der neuen Taxipreise. Denn auch sie finden sie zu hoch.

Aber warum sind sie im Bergdorf so stark angestiegen?

Verkehrsberuhigende Massnahme?

Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, es handle sich dabei auch um eine verkehrsberuhigende Massnahme.

Dies, weil sich in den engen Zermatter Gassen besonders zur Hauptsaison immer wieder Beinahe-Unfälle ereigneten. In diese waren meist Fussgänger sowie die kleinen und wendigen, aber leisen Elektromobile involviert.

Etwas, das Romy Biner-Hauser, Gemeindepräsidentin von Zermatt, nicht bestätigt. Sie sagt: «Eine mögliche Verkehrsberuhigung war nicht die Motivation bei der Festlegung der Preisobergrenze.»

Es lägen auch keine Daten vor, die eine Verkehrsberuhigung zeigen würden.

Doch: Als die Einwohnergemeinde Zermatt die neuen Taxipreise bei ihrer Bevölkerung anpries, nannte sie die «Entlastung des Motorfahrzeugverkehrs» als einen Vorteil.

War es also die Gemeinde Zermatt, die höhere Taxipreise gefordert hat?

Preisanpassungen auf dem Taximarkt auf Wunsch der Taxiunternehmen

Nein, sagt Gemeindepräsidentin Biner-Hauser. «Die Preisanpassungen im Taximarkt wurden auf Wunsch der Taxiunternehmer vorgenommen.»

Es sei wichtig zu beachten, dass der Taximarkt ein «Ergebnis der Interaktion zwischen Angebot und Nachfrage» sei.

Die Gemeindepräsidentin weiter: «Wenn die Nachfrage nach Taxidienstleistungen höher ist als das Angebot, steigen die Preise.»

Fährst du Taxi?

Der Grund dafür sei einfach, so Biner-Hauser: «Die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen ist hoch.» Heisst: Es hat zu viele Menschen für zu wenige Taxis.

«Genau der gleiche Mechanismus kann aber auch nach unten ausschlagen», erklärt sie weiter.

Busse decken nicht das ganze Dorf ab – und sind oft voll

Zwar gibt es in Zermatt zwei Elektro-Ortsbusse, die als Alternative zu einer teuren Taxifahrt dienen könnten. Aber die Busse weisen gleich mehrere Probleme auf.

Zum einen erreichen sie nicht alle Quartiere des Dorfes.

Das bestätigt auch Romy Biner-Hauser: «Die Quartiererschliessung von Zermatt ist aufgrund der engen Strassenverhältnisse nicht einfach.»

Zum anderen – das berichten Leserinnen und Leser – sind die Busse oft hoffnungslos überfüllt.

Einer berichtet: «Ich wollte mit meinem grossen Koffer und meinen Ski nach einer Woche Ferien mit dem Bus an den Bahnhof zurück.»

Aber als der Bus angekommen war, sei er so voll gewesen, «dass ich nicht mehr einsteigen konnte. Also musste ich 20 Minuten durchs Dorf laufen, eine Taxifahrt war mir schlicht und einfach zu teuer.»

Und nicht nur das: Wer nach 20 Uhr oder vor 7 Uhr einen Bus braucht, guckt in die Röhre. Sie fahren nämlich nur 13 Stunden am Tag – von 7 Uhr früh bis kurz vor 20 Uhr abends.

Kritik von allen Seiten

Die Kritik an den neuen Taxipreisen hat den Weg bis ins Gemeindepräsidium von Zermatt gefunden.

«Wie bei jeder Veränderung erreichen uns zahlreiche Kritiken an den Preisveränderungen», so Romy Biner-Hauser. «Dies seitens der Gäste, von Einheimischen und dem Tourismusgewerbe.»

Es gelte zu beachten, «dass diese Rückmeldungen kurz nach der Einführung und während der Feiertage eingetroffen sind. Also während der absoluten Hochsaison in Zermatt.»

Gerne hätte Nau.ch zu diesem Thema auch Zermatt Tourismus befragt. Doch das Tourismusbüro zog es vor, sich nur via die Gemeindepräsidentin zu äussern.

Warst du schon einmal in Zermatt?

Die Bedenken betreffend der neuen Taxitarife nimmt man auf der Gemeinde indes sehr ernst, lässt die Gemeindepräsidentin verlauten.

Allerdings sei es wichtig «zu beachten, dass der Markt selbst korrigierend» wirke, erklärt sie. «Die Preise werden sich entsprechend dem Angebot und der Nachfrage einpendeln.»

Biner-Hauser weiter: «Wichtig ist, der Veränderung die Zeit zu geben, ihre innovative Kraft für die Taxiunternehmen zu entwickeln. Am Ende der Wintersaison wird sich zeigen, wie sich der Markt entwickelt hat.»

Kommentare

User #1036 (nicht angemeldet)

Ist das nicht ein kleines Dorfgebiet, weshalb braucht es dafür einen Taxi. Von dort bist dort, ist man auch zu Fuss schnell am Zielort. So riesige ist es dort nun auch wieder nicht. Aber wer ein Taxi nimmt, nimmt die Kosten dann auch in Kauf. Daher, interessiert mich das überhaupt nicht und zumal keiner gezwungen wird aufs Taxi zu steigen.

User #6329 (nicht angemeldet)

Diva M arbeitet nun offiziell an der Langstrasse?

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