Zug-Passagierin kriegt Skischuhe erst nach einer Woche zurück
Eine Passagierin vergisst in der Matterhorn Gotthard Bahn ihre Skischuhe. Um sie wiederzubekommen, muss sie auf die Fundzentrale der SBB hoffen. Schwierig ...
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Frau vergisst im Zug von Zermatt nach Visp ihre Skischuhe. Das bemerkt sie schnell.
- Es folgt eine lange und komplizierte Suche via SBB, die auch noch kostet.
- Glück im Unglück: Die Skischuhe sind wieder aufgetaucht.
Ein sonniger Mittwoch, Anfang Dezember. Die 33-jährige Nau.ch-Leserin Lara G.* beschliesst an ihrem freien Tag, in Zermatt VS Ski zu fahren.
Doch auf dem Rückweg vergisst sie in der Matterhorn Gotthard Bahn ihre über 300-fränkigen Skischuhe unter dem Sitz.
Ihr Malheur bemerkt sie kurze Zeit später, als sie bereits in einem anderen Zug sitzt.
Sofort meldet sie sich beim Kundendienst der Matterhorn Gotthard Bahn. Denn sie weiss: Der Zug ist noch unterwegs.
Zudem kann sich Lara G. genau erinnern, in welchem Abteil sie ihre Skischuhe abgestellt hat. Sie hofft also, dass schnell jemand vom Personal die Schuhe holen kann.
Matterhorn Gotthard Bahn verweist auf die SBB
Doch beim Kundendienst kann man ihr nicht helfen. Man sei in einem Fundbüro-Verbund mit der SBB.
Wenn es um verlorene Gegenstände gehe, müsse man sich an die Bundesbahnen wenden und eine Verlustmeldung aufgeben.
Doch das stimmt offenbar gar nicht.
Auf die Frage, ob man bei fahrenden Zügen eine direkte Suchmeldung aufgeben kann, sagt die Matterhorn Gotthard Bahn nämlich: «Ja, diese Möglichkeit gibt es.»
Pressesprecher Christoph Andereggen erklärt: «Die Kundinnen und Kunden können sich an das Railcenter der Matterhorn Gotthard Bahn wenden.»
Und: «Bei Zügen, welche noch unterwegs sind und durch einen Zugbegleiter begleitet werden, kann eine Suche eingeleitet werden.»
Warum das im Fall von Lara G. nicht geklappt hat, bleibt ungeklärt. Die Matterhorn Gotthard Bahn verweist darauf, dass sich Einzelfälle kaum verlässlich beurteilen lassen.
Lara G. betont: «Ich habe mehrmals nachgefragt, ob man nicht doch etwas machen kann. Im Zug war zudem eine Zugbegleiterin mit dabei, die man hätte kontaktieren können.»
SBB-Fundzentrale: Lange Wartezeit
Weil man Lara G. vermeintlich nicht helfen kann, erstellt sie an diesem Tag eine Verlustmeldung bei der SBB.
Der Mitarbeiter der Matterhorn Gotthard Bahn erzählte ihr, dass sie innerhalb von etwa drei Tagen mit Informationen rechnen könne.
Stimmt nicht, sagt SBB-Pressesprecher Moritz Weisskopf. «Nach vier bis zehn Tagen senden wir unserer Kundschaft einen Statusbericht zu ihrer Verlustmeldung.»
So oder so: Die Zeit vergeht. Aber Lara G. hört nichts von der SBB oder der Matterhorn Gotthard Bahn. Sie fragt sich: «Tauchen meine Skischuhe überhaupt je wieder auf?»
Dann kommt endlich eine Mail des SBB-Fundbüros. Sie solle den Gegenstand genauer beschreiben, damit man ihn auch wirklich identifizieren könne.
Es gibt ähnliche Fälle
«Das habe ich nicht verstanden», so Lara G. Denn: «Ich habe meine Skischuhe bereits bis ins kleinste Detail beschrieben.» Trotzdem ergänzt sie die Verlustmeldung mit einem Bild.
Es vergehen weitere Tage, die Schuhe bleiben verschwunden. Lara G. greift schliesslich zum Telefon, ruft bei der SBB an.
Dort vertröstet man sie, es gebe einfach zu viele Fundgegenstände, die katalogisiert werden müssten.
Das widerfährt offenbar auch anderen. Online stösst Nau.ch auf die Geschichte eines SBB-Passagiers, der sein Handy im Zug liegen lässt.
Als er es auf der Suche trackt, wird es in der SBB-Fundzentrale lokalisiert. Doch obwohl er anruft und die Herausgabe seines Handys fordert, passiert nichts.
Denn: Das Gerät war zum Zeitpunkt des Anrufs nicht katalogisiert, galt für die SBB als «nicht gefunden».
120'000 Fundgegenstände
Auf Anfrage sagt Moritz Weisskopf: «2024 rechnen wir mit rund 120'000 Gegenständen, welche in der SBB-Fundzentrale erfasst wurden.»
Aber «Wertgegenstände werden nach Möglichkeit priorisiert behandelt.» Ob das gelinge, hänge von einigen Faktoren ab.
Es sei beispielsweise entscheidend, wo und von wem der Gegenstand gefunden werde.
Auch wie lange es dauert, bis der Gegenstand gefunden wird, ist laut dem SBB-Mediensprecher wichtig.
Wer seinen Gegenstand schneller gefunden haben möchte, könne «gegen eine Gebühr von 50 Franken einen Express-Suchauftrag aufgeben».
Skischuhe tauchen zum Glück wieder auf
Das ist Lara G. nicht bewusst. Stattdessen macht sie ihrem Ärger beim Telefonat mit dem SBB-Kundendienst Luft.
«Ich habe ihnen Dampf gemacht, denn ich wollte einige Tage später wieder auf die Ski.»
Das zeigt offenbar Wirkung: Sieben Tage nach dem Verlust erhält sie endlich die Nachricht, dass ihre Schuhe abholbereit sind.
Da Lara G. ein GA hat, kostet sie das Auslösen der Skischuhe nur fünf Franken. Hätte sie ein Halbtax, wäre der Preis mit zehn Franken doppelt so hoch gewesen.
Anders als SBB-Passagierin Edona Z.*: Als sie drei goldene Armreifen im Zug vergisst, berappt ihr die SBB jeden Ring einzeln. Das bei Modeschmuck, der einen totalen Wert von rund 50 Franken hat.
*Namen der Redaktion bekannt