Zur Bergung des Bodensee-Dampfschiffs «Säntis» fehlt noch viel Geld
Der Romanshorner Schiffsbergeverein sammelt eine Million Franken zur Bergung des historischen Dampfschiffs «Säntis» vom Bodensee.
Für die Bergung des historischen Dampfschiffs «Säntis» vom Grund des Bodensees hat der Romanshorner Schiffsbergeverein bis Mitte Dezember rund 16'600 Franken gesammelt. Für einen dritten Bergungsversuch sollen mittels Crowdfunding bis Ende Januar 2025 eine Million Franken zusammenkommen. Der Vereinspräsident zeigt sich optimistisch, dieses Ziel zu erreichen.
Seit der gescheiterten Bergung des Dampfschiffs «Säntis» aus 210 Metern Tiefe im Mai dieses Jahres ist der Schiffsbergeverein keinesfalls untätig geblieben, wie Silvan Paganini der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage erklärte. Paganini lancierte die Idee zur Bergung des Schiffes und ist Präsident des Schiffsbergevereins, der zu diesem Zweck gegründet worden war.
Beim Bergungsversuch im Mai hatten die Bremsen der Seilwinde beim Absenken der Bergungsplattform nicht ordnungsgemäss funktioniert. Die Plattform sank auf den Grund des Sees und schlug sogar auf der «Säntis» auf.
Bergungsprobleme und Lösungen
«Wir haben unter anderem geschaut, wie der Zustand des Schiffes ist und ob es Schäden genommen hat», führte Paganini aus.
Zwei Handrelinge seien umgeknickt und an einer Stelle habe ein Träger ein Loch in die Decke geschlagen, so Paganini. Strukturelle Schäden, die eine Bergung des Schiffes von vornherein unmöglich machten, seien jedoch keine festgestellt worden. «Das sind kleinere Schäden, vergleichbar mit einem Blechschaden an einem Auto», sagte Paganini.
Damit Paganinis Traum der Bergung Wirklichkeit wird, fehlt jedoch noch Geld. Viel Geld sogar. Beim Crowdfunding für die letzte Bergung lag die Finanzierungsschwelle bei 200'000 Franken, zusammengekommen sind letztlich rund 250'000 Franken. Neu soll eine Million Franken gesammelt werden.
Finanzieller Bedarf und Unterstützung
Wieso dieser hohe Finanzbedarf? Die Hebetechnik wird verbessert. Bei einem erneuten Versuch sollen Litzenheber, ein hydraulisches Gerät zum Bewegen schwerer Lasten, eingesetzt werden. Die Litzenhebertechnik hätte beim ersten Crowdfunding rund 500'000 Franken erfordert.
«Da wir dieses finanzielle Ziel damals nicht erreicht haben, soll es jetzt gelingen», so Paganini. Beim letzten Versuch setzte der Verein auf kostengünstige, mit Luft gefüllte Hebesäcke.
Professionelle Hilfe und Sponsoring
«Ein Learning aus den bisherigen Versuchen ist, dass die Bergung ausschliesslich mit Freiwilligen fast nicht umsetzbar ist», sagte Paganini weiter.
Bei einem weiteren Anlauf sollen auch professionelle Firmen die Bergung unterstützen. Bis anhin setzte der Verein gänzlich auf Freiwillige. Einige von ihnen sind berufstätig.
Nicht immer waren diese Personen abkömmlich und es kam zu häufigen Personalwechseln. Für die Bergungsarbeiten, die Routine erforderten, seien solche Wechsel nicht förderlich gewesen.
Zeitfenster zur Rettung
Ziel sei es deshalb, Unternehmen zu entschädigen, dass diese ihre Mitarbeitenden für die Bergung freistellen. Auch das erhöht den Finanzbedarf. Daran, dass die Finanzierung bis Ende Januar noch gelingt, glaubt Silvan Paganini unerschütterlich.
Die Litzenheber bekomme der Verein mittlerweile zu einem Drittel des ursprünglichen offerierten Preises. Zudem sei man in Kontakt mit verschiedenen Firmen und Stiftungen betreffs Sponsoring. Das Ziel bleibe aber ambitioniert.
Einen Dämpfer hinsichtlich der Finanzierung musste der Verein bereits hinnehmen. Das Kulturamt des Kantons Thurgau habe entschieden, dass das Projekt kulturhistorisch nicht relevant sei. Damit erhält der Verein gemäss Paganini kein Geld aus dem Lotteriefonds.
Paganini schätzt den Wert des Schiffes anders ein. Es sei ein «technisches Monument» und das erste Schiff auf dem Bodensee, das von einer Kohle- auf eine Ölfeuerung umgestellt worden sei.
Paganini will sich nicht festlegen, wie es mit dem Projekt weitergeht, sollte die Finanzierung bis Ende Januar nicht zu Stande kommen.
Zukunftsperspektiven
Einfacher wird eine Bergung in Zukunft nicht. Für eine erneute Durchführung stände dem Verein die Autofähre «Euregia» zur Verfügung.
Die «Euregia» wird jedoch ausser Dienst gestellt, eine Verschrottung ist nicht ausgeschlossen. Sollte das Dampfschiff gehoben werden können, bekäme der Verein zudem einen Liegeplatz im Hafen Romanshorn. Allerdings nur für zwei Jahre.
«Diese Zeitfenster würden sich nach und nach schliessen», so Paganini. Doch auch dann sieht Paganini, ganz der Optimist, noch Möglichkeiten, das Dampfschiff zu bergen.
Komplett schliesst sich das Zeitfenster zum Heben der «Säntis» erst im Jahre 2033. 2020 ratifizierte die Schweiz ein Übereinkommen der Unesco zum Schutz des Unterwasser-Kulturerbes.
Gemäss Paganini werden etwa Schiffswracks, die unter Wasser liegen, nach 100 Jahren zum geschützten Kulturgut erklärt. Die «Säntis» wurde im Mai 1933 versenkt,
Weil sie nicht mehr fahrtauglich war. 2033 darf die «Säntis» folglich definitiv nicht mehr gehoben werden. Sie liegt in der Seemitte zwischen Romanshorn TG und Langenargen (D).