Tesla-Fahrer warnen Sprayer: Autos filmen euch
Es trifft derzeit einen Tesla nach dem anderen: Unbekannte protestieren mit roter Sprühfarbe gegen Chef Elon Musk und die USA. Nun warnen die Besitzer.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder werden Teslas Opfer von Sprüh-Attacken.
- Mit den Botschaften protestieren die Täter gegen die USA und Elon Musk.
- Jetzt warnen Schweizer Tesla-Besitzer: Ihre Autos können die Taten aufnehmen.
Abschiebungen, Putin-Verständnis und Zoll-Chaos: Die Politik von Donald Trump passt vielen nicht. Mittendrin ist sein enger Vertrauter und Berater Elon Musk.
Auch er hat seit Trumps Präsidentschaftswahl für den ein oder anderen Skandal gesorgt. Ein Beispiel: Während eines Auftritts machte er eine Handbewegung, die viele als Hitlergruss interpretierten.
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Kurz – sein Image hat zuletzt gelitten. Das wirkt sich auch auf die Umsätze einer seiner wichtigsten Firmen aus: Zum Jahresbeginn verkaufte Tesla massiv weniger Fahrzeuge in Europa.
In gewissen Kreisen ist die Wut auf Trump-Freund Musk so gross, dass sie auf illegale Protestaktionen zurückgreifen. Betroffen war in der Schweiz bisher vor allem der Kanton Bern.
Dort gab es mehrere Sprühfarbe-Attacken.
Gaza-Botschaften und Anti-Musk-Sprayereien
Vor wenigen Tagen wurde ein Elektroauto von Hersteller Polestar von Vandalen mit «F*ck USA» und «Free Gaza» besprayt.
Offensichtlich eine Verwechslung – die Farb-Attacke im Berner Länggasse-Quartier hätte einem Tesla gelten sollen.
Wenig später die nächsten Schlagzeilen. Der Tesla eines anderen Berners wird innerhalb von zwei Wochen gleich zweimal besprayt. Über die Fälle berichteten «Blick» und «20Minuten».
Unter anderem «F*ck Musk» und «Gaza is not for sale» (Deutsch: «Gaza steht nicht zum Verkauf») schreiben die Unbekannten in roter Farbe.
Ein dritter Fall ereignet sich ebenfalls in Bern. Auf der Social-Media-Plattform Reddit postet ein User das Foto eines beschmierten Teslas.
«F*ck Nazis», sprayen Unbekannte – ebenfalls in rot – auf das Elektroauto.
Ob es weitere Fälle gibt, kann die Kantonspolizei auf Anfrage nicht sagen. Aus anderen Kantonen sind solche Attacken bislang nicht bekannt. In Lausanne wurde Ende März aber eine Filiale von Tesla beschmiert.
«Dumm und unnötig»
Unter Schweizer Tesla-Besitzerinnen und -Besitzern sorgen die Sprayereien für Empörung.
«In unserem Club sind uns keine Mitglieder bekannt, die von solchen unnötigen und dummen Angriffen betroffen sind. Zum guten Glück!», schreibt der Tesla Owners Club Helvetia auf Anfrage von Nau.ch.
Der Club steht trotz der Kontroversen des Chefs hinter Tesla. «Wenn wir anfangen, Produkte an der Persönlichkeit des CEOs zu bewerten, müssten wir bei ziemlich vielen Marken den Stecker ziehen.»
Tesla stehe für sie weiterhin für «technologische Revolution, nachhaltige Mobilität und Innovation».
Tesla filmt bei Attacke automatisch
Auf die Frage, ob die Club-Mitglieder nun auf verstärkte Sicherheitsmassnahmen setzen, heisst es: «Jedes Tesla-Fahrzeug hat einen sogenannten Wächter-Modus, der aktiviert werden kann.»
Die Sprayer sind also gewarnt. Denn: Dieser Modus «macht Video-Aufnahmen, sollte jemand das Fahrzeug beschädigen».

Aus den USA, wo es bereits zu zahlreichen ähnlichen Vorfällen gekommen ist, gibt es diverse solche Täter-Videos.
Der US-Sender «ABC7 News» hat einen solchen Clip aus Kalifornien veröffentlicht. Er zeigt, wie ein Mann in Trainerhose auf einem Supermarkt-Parkplatz gezielt einen Tesla ansteuert und besprüht.
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Trotz Frust: Die Täter eigenhändig aufspüren – also Selbstjustiz – davon will der Schweizer Tesla-Club nichts wissen. «Wir werden sicherlich nicht mit solchen beschämenden und undemokratischen Aktionen zurückschlagen.»
Rechtlich gehen die Opfer allerdings gegen die Unbekannten vor.
In mindestens einem Fall aus Bern wurde Anzeige erstattet, wie die Kapo gegenüber Nau.ch erklärt – Ermittlungen seien im Gang. Ob ihr Videomaterial, das von einem der attackierten Teslas aufgenommen wurde, vorliegt, verrät sie nicht.
Bis zu fünf Jahre Knast möglich
Fest steht jedoch: Wird die Täterschaft erwischt, drohen happige Konsequenzen.
Rechtsexperte Christian Lenz von der Lenz & Caduff Rechtsanwälte AG erklärt gegenüber Nau.ch: «Durch das Besprayen der Teslas könnte die Täterschaft gleich mehrere Straftatbestände erfüllt haben.»
Zum einen stehe eine Sachbeschädigung im Raum. «Sie kann eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zur Folge haben», erklärt er.
«Sollte der Schaden über 10'000 Franken sein, wäre sogar eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren möglich.»
Doch damit nicht genug: «Haben sich mehrere Täter zusammengetan, läge gegebenenfalls auch ein Landfriedensbruch vor. Dabei würden sich auch Personen strafbar machen, die ‹nur› dabei waren, aber selbst nichts gesprayt haben.»
Ein Landfriedensbruch kann laut dem Experten zu einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren führen.
Täter auf freiem Fuss
Noch ist unklar, ob hinter den Farb-Attacken eine organisierte Gruppe, eine oder mehrere Einzelpersonen stecken.
Der Verdacht liegt nahe, dass es eine Verbindung zwischen den verschiedenen Fällen geben könnte. Die Botschaften stammen offensichtlich aus linken Kreisen und könnten mit derselben Farbe hinterlassen worden sein. Zudem sind sie alle in derselben Region passiert.
Die Kapo erklärt jedoch, dass sie mögliche Zusammenhänge erst ermitteln kann, sobald sie eine mutmassliche Täterschaft hat. Verhaften konnte sie bisher niemanden.
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Aufruf: Wurde dein Elektrofahrzeug Opfer einer Farb-Attacke? Melde dich per E-Mail an [email protected].