Zürcher Chefbeamter soll Löhne unterschlagen haben
Der ehemalige AWA-Leiter Bruno Sauter wurde offiziell angezeigt: Er soll Zusatz-Löhne in der Höhe von 80'000 Franken unterschlagen haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Bruno Sauter war mehrere Jahre der Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA).
- Im Jahr 2019 wurde er jedoch unerwartet von seinen Pflichten befreit.
- Nun stellt sich heraus: Er soll damals Löhne unterschlagen haben.
Die Frage nach dem Warum hielt Zürich tagelang in Atem. Carmen Walker Späh (FDP), kantonale Volkswirtschaftsdirektorin, hat Anzeige gegen ihren früheren Parteikollegen Bruno Sauter erstattet.
Die Gründe dafür wurden diese Woche durch «Inside Paradeplatz» enthüllt: Sauter soll während seiner Zeit als Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) Einkommen aus Verbandsmandaten unterschlagen haben.
Sauter war Präsident des Verbands Schweizerischer Arbeitsmarktbehörden (VSAA) und engagierte sich bei Zürich Tourismus. Beide Positionen waren mit seinem Amt beim AWA assoziiert. Doch vor allem die des VSAA war für den Kanton Zürich von Bedeutung.
Zusätzliche Einnahmen stiegen an
Nachdem 2013 überraschend die Masseneinwanderungsinitiative angenommen wurde, begann eine hektische Suche nach einer EU-kompatiblen Umsetzung. Unter der VSAA wurde Sauter deshalb zu einer national bekannten Figur. Er setzte sich für die Initiative vehement ein und führte eine grosse Menge von Interviews.

Seine VSAA-Entschädigung wurde deshalb von 5000 Franken pro Jahr auf 20'000 erhöht. Seine Tätigkeit bei Zürich Tourismus brachte ihm zusätzlich jährlich 10'000 Franken ein.
Über die Jahre summierten sich die Honorare auf ungefähr 80'000 Franken. Laut Walker Späh hätte er diese Summen abgeben sollen – was er jedoch nicht tat.
Im Juni 2019 informierte Walker Späh den AWA-Chef über seine Absetzung, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Bis September desselben Jahres war er krankgeschrieben, danach verliess er den kantonalen Dienst.
Walker Späh und Sauter mögen sich nicht
Ob es wirklich um die angeblich unterschlagenen Löhne geht oder ob diese nur als Vorwand dienten, ist umstritten. Sauter behauptet offenbar, dass der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker von den strittigen Gehaltszahlungen wusste und sie genehmigt hatte. Ausserdem sei bekannt, dass sich Walker Späh und Sauter persönlich nicht mochten.
Nach seinem Ausscheiden beim Kanton gründete Sauter ein Beratungsunternehmen und wurde Verwaltungsrat eines IT-Unternehmens. Seit Mai 2023 arbeitet er als Managing Director bei Von Roll Hydro (Suisse). Wie glücklich die staatliche Stelle über die Anklage ist, ist bisher noch nicht bekannt.