Ein Zürcher Inkassounternehmen sorgt für Ärger. Es soll horrende Zuschläge verrechnen – viele Kunden zahlen einfach, aus Angst vor rechtlichen Schritten.
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Ein Inkassounternehmen soll Kunden mit hohen Fantasiebeträgen abzocken, warnt eine Konsumentenschützerin. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Inkassounternehmen fordert von Kunden hohe Zuschläge für verpasste Zahlungsfristen.
  • Es handelt sich laut Konsumentenschützern um ungerechtfertigte Aufschläge.
  • Trotzdem zahlen viele die horrenden Beträge.
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Konsumentenschützer schlagen Alarm: Ein Zürcher Inkassounternehmen soll mit einer dreisten Strategie Kundinnen und Kunden abzocken. Betroffene verlieren Hunderte Franken – und viele setzen sich nicht zur Wehr, obwohl die Forderungen unrechtmässig sind.

Im Kreuzfeuer der Kritik steht die Firma Arvato Infoscore aus Schlieren ZH. Bei Jelena Knoll, Rechtsberaterin beim Konsumentenforum KF, haben sich mehrere Personen über das Unternehmen beschwert, wie sie zu Nau.ch sagt.

Ein Fall zeigt die Masche beispielhaft: «Das Unternehmen hat einer Klientin für eine verpasste Zahlungsfrist einen Zuschlag von 270 Franken verrechnet.» Ohne Zahlungserinnerung hat es also den ursprünglichen Betrag von 430 Franken auf 700 Franken erhöht.

«Das Unternehmen hat gegenüber der Kundin dann beharrlich darauf verwiesen, dass es sich an das schweizerische Recht hält.»

Datingplattform droht Kundin mit Anwalt

Dabei seien die Aufschläge ungerechtfertigt. Nur: Die meisten zahlen trotzdem, erklärt Knoll. «Die Masche bringt dem Unternehmen viel Geld ein.»

Arvato Infoscore scheint sich bewusst zu sein, dass die Aufschläge nicht rechtens sind. Dem Konsumentenforum ist nämlich bekannt, dass trotz Drohung gegen diejenigen, die die Rechnungen ignorieren, keine rechtlichen Schritte eingeleitet werden.

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Zuschläge in der Höhe von mehreren hundert Franken – das ist nicht rechtens. (Symbolbild)
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Trotzdem zahlen viele die Fantasiebeträge – aus Angst vor rechtlichen Schritten. (Symbolbild)
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Die Erfahrung der Konsumentenschützer zeigt, dass trotz Drohungen keine rechtlichen Schritte eingeleitet werden – die Firma scheint zu wissen, dass die Forderungen nicht rechtens sind.

Gefährdet sind Kunden verschiedenster Unternehmen – denn viele lagern das Inkasso an Externe aus. Knoll erzählt: «Ein Fall betraf eine Frau, die eine Onlinedatingplattform getestet hat und das Abonnement kurz darauf kündigte.»

Die Onlinedatingplattform habe die Kündigung nicht akzeptiert. Darum erhielt die Frau unzählige Mahnungen und Betriebsdrohungen. «Hinzu kamen stetig wachsende Rechnungen vom Inkassounternehmen und Anwaltsschreiben.»

Auch in ihrem Fall hat die Inkassofirma keine rechtlichen Schritte eingeleitet. «Ein Hinweis, dass sie die Konsumenten dazu bringen will, aus Angst vor einer Betreibung oder einem Prozess zu zahlen.»

Orell Füssli und Home24 arbeiten mit Abzocker-Firma zusammen

Doch nicht nur als Kundin einer Onlinedatingplattform kann man in Konflikt mit der Arvato Infoscore geraten. Laut Knoll arbeiten nämlich vor allem Grossunternehmen mit der Firma zusammen. «Zum Beispiel Home24 und Orell Füssli», sagt sie.

Doch was tun, wenn einem eine Inkassofirma solch horrende Zuschläge verrechnet? «Dann sollte der ursprüngliche Gläubiger kontaktiert werden», sagt Konsumentenschützerin Knoll. «Man sollte prüfen, ob bei ihm ein Verzugsschaden eingetroffen ist und einen Beweis dafür verlangen.»

Hattest du schon einmal Zoff mit einem Inkassounternehmen?

Meist könne man beim Onlineshopping jedoch davon ausgehen, dass das Unternehmen keinen Schaden erleidet, wenn man einige Tage später zahlt.

«Dem Unternehmen soll mitgeteilt werden, dass der Betrag nicht bezahlt wird, solange es keinen Schadensbeweis erbringt wird. Konsumenten sollen sich keinesfalls von Inkassobüros unter Druck setzen und aus Angst solche Rechnungen bezahlen.»

Auf Anfragen von Nau.ch haben weder die Inkassofirma Arvato Infoscore noch Möbelhändler Home24, der mit ihr zusammenarbeiten, reagiert. Die Bücherladen-Kette Orell Füssli bestätigt lediglich, mit der Inkassofirma zusammenzuarbeiten.

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