Zürcher Seefeld-Kreuzung steht nach Tram-Unfall unter Beschuss
Ein Lastwagen schlitzte ein Tram im Zürcher Seefeld auf. Nicht die erste brenzlige Situation. Augenzeugen und Passanten kritisieren die Verkehrssicherheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Lastwagen kollidierte am Montag mit einem Tram im Zürcher Seefeld.
- Passanten kritisieren nach dem Unfall die Verkehrsführung.
- Ein Augenzeuge berichtet von zu schnellen Trams – der VBZ verneint.
Wie gefährlich ist diese Kreuzung im Zürcher Seefeld?
Am Montagnachmittag ereignete sich ein krasser Unfall bei der Kreuzung Höschgasse/Seefeldstrasse. Ein Lastwagen knallte seitwärts in ein Tram. Dabei schlitzte er eine Seite des Trams auf. Eine Person trug leichte Verletzungen vom Unfall davon.
Nach der Kollision gibt es Kritik. Auslöser dafür ist ein Nau.ch-Augenzeugenbericht.
Augenzeuge Jean-Marc berichtete, dass das Tram zu schnell unterwegs gewesen sei. «Das Tram kam wie eine Furie – dann knallte es.»
Der Fahrer des Lastwagens könne nichts dafür, die Tramfahrerin habe zu wenig aufgepasst, so seine Behauptung.
«Die Trams fahren immer zu schnell auf die Haltestellen zu», meint er. Der Bremsweg eines Trams ist nämlich rund dreimal länger als der eines Autos.
Die Stadtzürcher Verkehrsbetriebe (VBZ) beschwichtigen auf Anfrage von Nau.ch. «Jeder Meter im Tramnetz unterliegt einer vorgegebenen Höchstgeschwindigkeit, die mittels Signaltafeln auf Höhe der Fahrleitungen gekennzeichnet ist.»
Zürcher Tram ist mit 50 Kilometern pro Stunde unterwegs
VBZ-Sprecher Leo Hermann konkretisiert: «Auf der Seefeldstrasse, im Bereich des Unfallorts, beträgt die Höchstgeschwindigkeit für das Tram 50 Stundenkilometer.» Das gilt dort auch für Autos, Töffs & Co.
Dass aber die Trams so schnell unterwegs sind, sei die Ausnahme. «Die Höchstgeschwindigkeit wird in den wenigsten Fällen voll ausgenützt.»
Die Tramführerinnen und Tramführer reduzierten das Tempo häufig in Kurven oder an Stellen mit kreuzenden Fussgängerwegen. «Oder als situative Massnahme durch unsre Fahrdienstmitarbeitenden, die grundsätzlich auf Sicht fahren.»
Auch von Nau.ch angefragte Passantinnen und Passanten können das Problem «zu schnelle Trams im Seefeld» so nicht bestätigen. Man sehe das Tram ja «von Weitem», sagt etwa Erika.
Und Kaspar findet verständnisvoll: «Das Tram hat einen Fahrplan, den es einhalten muss.»
Fussgänger und Autos haben gleichzeitig Grün – «Schreckmoment»
Dafür gibt es aber Kritik an der allgemeinen Verkehrsführung am Unfallort. Das Problem: Bei Fussgänger-Grün steht die Ampel auch für Autofahrerinnen und Autofahrern auf Grün, um rechts abzubiegen.
«Das ist jeweils ein Schreckmoment – diesbezüglich fühle ich mich nicht sicher», sagt Fussgängerin Renata.
Auch, dass man als Fussgänger lange an der Ampel warten muss, betrachtet sie als «negativ». Sonst hat sie nichts an der Kreuzung auszusetzen.
Erika bestätigt: «Wenn ich rüberlaufe und das Auto von hinten kommt. Und ich das nicht merke, weil ich zu allem Übel noch schlecht höre – dann ist das ein echtes Problem.»
Gerade für ältere Personen, die langsam unterwegs sind, findet sie die Kreuzung problematisch.
Und sie sieht noch ein zweites Problem. Nämlich: «Velofahrer, die an der Kreuzung nicht halten.»
Fahrlehrerin beobachtet «brenzlige Situationen»
Eine, die die Kreuzung in der Höschgasse bestens kennt, ist die Fahrlehrerin Amanda. «Es ist eine schwierige Kreuzung», sagt sie im Interview mit Nau.ch.
Denn: «Es ist nicht klar definiert, wo man abbiegen darf», erklärt sie. «Es gibt keine Schilder, die zeigen, ob man durchfahren darf oder nicht.»
Besonders für Autofahrerinnen und Autofahrer aus anderen Kantonen sei die Verkehrssignalisation heimtückisch.
Dazu komme: «Die Kreuzung ist für Lastwagen zu schmal, um abzubiegen», sagt Amanda. «Es kommt immer wieder zu brenzligen Situation und Unfällen. Man könnte es besser machen», findet sie.