Benjamin von Falkenstein: Argumentieren Männer anders als Frauen?
Männer gehen Politik tendenziell nüchterner an, findet JLB-Präsident Benjamin von Falkenstein. Bei den Frauen gebe es einen Hang nach links. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Jungpolitiker Benjamin von Falkenstein findet, Frauen werden linker und Männer rechter.
- Einen Unterschied der Geschlechter sieht der JLB-Präsident beim Argumentieren.
- Er findet: Männer täten dies meistens objektiver als Frauen.
Frauen werden immer linker, Männer immer rechter. Zahlreiche Studien zeigen dieses Phänomen. Dabei fällt die Verschiebung der Frauen nach links um einiges stärker aus als jene der Männer nach rechts. Woran liegt das?
Ein subjektiver Erklärungsversuch
Der Frauenstreik 2019 thematisierte hauptsächlich den «Gender-Pay-Gap», Hunderttausende protestierten in Schweizer Städten für Gleichstellung. Das änderte die Wahrnehmung bei der Bevölkerung.
Waren im Jahr 2018 noch 63 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer der Meinung, die Gleichstellung in der Familie sei erreicht, waren es im Jahr 2021 gerade mal noch 33 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer. Auch im Jahr 2024 liegen diese Anteile noch deutlich unter jenen von 2018.
Auch in den Bereichen Politik, Ausbildung und Arbeitsplatz wurde die Wahrnehmung zwischen 2018 und 2021 schlechter. De facto ist aber beispielsweise der Lohnunterschied zwischen Mann und Frau kleiner geworden. Schlechterstellung für Frauen gab es keine.
Eine Frage der Wahrnehmung
Tatsache ist, dass linke Parteien die Frauen deutlich häufiger direkt adressieren als bürgerliche Parteien und dabei die Emotionalität anvisieren. Bei den Abstimmungen zur 13. AHV-Rente und über die BVG-Reform argumentierten die Gewerkschaften und die Linksparteien hauptsächlich mit der Situation der Frauen – mit Erfolg.
Tatsächlich ist die Gleichstellung erfreulicherweise weiter vorangeschritten. Es stellt sich die Frage, ob bei den Frauen durch diese Bewirtschaftung durch linke Parteien eine objektive Betrachtung in den Hintergrund rückt.
Denn noch immer wird von linker Seite – vor allem von Frauen – zum Beispiel die Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau bewirtschaftet.
Dies, obwohl wissenschaftlich erstellt ist, dass die vom Bund kommunizierten Lohnunterschiede nicht stimmen und die Linke den Lohnunterschied grösser macht, als er bei objektiver Betrachtung ist.
Zielführend ist das nicht, die bestimmt in manchen Fällen reale Lohndiskriminierung wird so nicht beseitigt. Im Gegenteil führt dieser Populismus eher zu einer Gegenreaktion.
Die Linken wissen, wie man bei Menschen Emotionen weckt, und rücken dabei besonders die Frauen ins Zentrum. In meiner Wahrnehmung betrachten Männer die Politik tendenziell nüchterner, als Frauen dies tun.
«Soft Facts» sind bei Frauen oft von grösserer Bedeutung. Frauen sind deswegen nicht weniger rational als Männer, sondern sie gewichten schlicht die Argumente anders. Das ist nicht per se etwas Schlechtes, es führt aber sicher zu einem Hang nach links. Die Linken nutzen das geschickt.
Diese Politik spricht (verständlicherweise) viele Frauen an, da ihnen eine bessere Stellung in der Gesellschaft versprochen wird. Sie schreckt aber gleichzeitig Männer ab, indem diese pauschal als privilegiert dargestellt werden, und zwar ganz unabhängig davon, ob dem so ist oder nicht.
Vor diesem Hintergrund ist es für mich durchaus nachvollziehbar, dass die Generation, der so viele Möglichkeiten offensteht wie keiner Generation zuvor – und das wohlgemerkt unabhängig des Geschlechts –, politisch auseinanderdriftet.
***
Zum Autor: Benjamin von Falkenstein (*2000) ist seit 2023 Präsident der Jungliberalen Basel (JLB) und gehört zum Vorstand der Liberal-Demokratischen Partei (LDP). Er hat ein Masterstudium in Rechtswissenschaften abgeschlossen.