Das Lied von Blut und Profit
Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
- Reda El Arbi erlangte als Blogger und Journalist Bekanntheit.
- Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
- Er lebt mit Frau und zwei Hunden in Stein am Rhein SH.
Wir sind uns sicher einig, dass Menschenrechte und der Schutz der Umwelt vor Vergiftung durch Industrie nicht diskutierbar sind, oder?
Also, gehen wir davon aus, dass Sie Sklaverei, Kinderarbeit, Arbeitszeiten von mehr als 12 Stunden täglich, ohne Wochenende und bei einem Lohn, von dem Sie nicht leben können, ablehnen. Gehen wir weiter davon aus, dass Sie ein Herz für Tiere und Umwelt haben, dass Sie nicht möchten, dass ihre Stadt, ihr Dorf, ihr Umland von Unternehmen vergiftet wird. Sie fänden es blöd, wenn Ihre Kinder in vergifteten Pfützen spielen, oder für 1.50 Franken am Tag in Plantagen oder Fabriken schuften. Ja?
Wenn wir soweit sind, geht nur noch darum, ob Sie diese Regeln - keine Sklavenarbeit, Menschenrechte, keine Umweltvergiftung - nur für sich und ihr Umfeld wollen, oder ob Sie denken, alle Menschen überall auf der Welt hätten ein Recht darauf. Wenn das so ist, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als für die Konzernverantwortunginitiative zu stimmen.
Das haben inzwischen auch viele Wirtschaftsverbände (IG Detailhandel mit Migros und Coop) und das bürgerliche Komitee für Konzerverantwortung mit PolitikerInnen aus BDP, CVP, EVP, FDP, GLP und SVP eingesehen. Sie sehen, es ist keine Frage von links oder rechts. Es ist eine Frage, ob man ein anständiger Mensch ist.
Dagegen sind eigentlich nur noch diejenigen, die in der Produktion direkt von Sklavenarbeit und fehlenden Umweltgesetzen profitieren: Rohstoffhändler, Big Pharma mit Produktion in Schwellenländern, Sie wissen schon ... Und natürlich ihre Lobbyisten im Ständerat.
Im Abstimmungskampf werden die Gegner sicher den Verlust von Arbeitsplätzen anführen. Diese Lüge kommt jedesmal, wenn man versucht, Menschenrechte in der Wirtschaft durchzusetzen. Zum besseren Verständnis: Arbeitsplätze werden nicht wegen der Gesetzgebung vernichtet. Arbeitsplätze werden dann abgeschafft, wenn ein Konzern keinen Gewinnzuwachs mehr macht. Oder sogar dann, wenn die Gewinnerwartung nicht erreicht wird. Also, es wird noch immer immens Gewinn gemacht, aber nicht so viel, wie man gerne hätte.
Dann, Zack, werden Arbeitsplätze aufgelöst oder in Billiglohnländer verschoben, egal was die Politik gerade macht. Es geht also darum, dass die Gewinne (nicht etwa allfällige Verluste!) höher gewichtet werden als die Arbeitsplätze. Oder höher als Menschenleben. Oder höher als die Umwelt. Es geht um reine Gier.
Kein Konzern würde sich verpflichten, Arbeitsplätze zu erhalten, wenn die Initiative abgelehnt wird. Fragen Sie nach.
Andere Gegner werden was von Freiwilligkeit faseln. Freiwilligkeit ist eine gute Sache, und es gibt sicher viele Schweizer Unternehmen, die sich um ihre Mitarbeiter und die Umwelt sorgen, auch im Ausland. Aber bei Freiwilligkeit sind nie diejenigen das Problem, die etwas freiwillig tun. Es sind alle anderen. Und wer sich freiwillig daran hält, muss sich nicht vor einem Gesetz fürchten, das die eingehaltenen Standards für auch für alle anderen festlegt. Im Gegenteil: Das schafft gleich lange Spiesse für die anständigen Unternehmen.
Fazit
Es gibt nur einen einzigen Grund, gegen die Konzernverantwortungsinitiative zu sein: Man will sich nicht an die Menschenrechte halten oder weiter ohne Konsequenzen die Umwelt vergiften. Jeder, der Ihnen irgendeinen anderen Bullshit auftischt, ist entweder ignorant, oder ein Lobbyist, der Sie absichtlich belügt.
Zum Autor: Reda El Arbi ist 50-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.