Den Schoggihasen gibts auch in veganer Variante!
Wir stecken mitten in der Fastenzeit. Für viele bedeutet das nur eine Schoggi-Pause. Dabei ginge da noch viel mehr, findet Nau.ch-Kolumnistin Mirjam Walser.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Menschen nutzen die Fastenzeit, um bewusst auf etwas zu verzichten.
- Dabei wird oft nicht darüber nachgedacht, worum es im Kern eigentlich geht.
- Die Fastenzeit lädt dazu ein, eigene Gewohnheiten radikal zu überdenken.
- Was das mit dem Oster-Schoggihasen zu tun hat, erklärt Nau.ch-Kolumnistin Mirjam Walser.
Kein Zucker, kein Alkohol, morgens nur noch Smoothies. Viele nutzen die im Christentum praktizierte Fastenzeit vor Ostern als saisonale Challenge zur Selbstoptimierung.
Einmal Detox mit allem, bitte. Mit der religiösen Tradition hat das natürlich nichts zu tun.
Was früher eine spirituelle Zeit der Enthaltsamkeit war, ist heute oft ein Feel-Good Wellnessritual. Einige Wochen ohne irgendwas. Hauptsache, es fühlt sich gut an.
Und klar, wer die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern keine Schokolade isst, verdient definitiv ein bisschen Respekt.
Aber eigentlich geht es in der Fastenzeit um etwas anderes. Nicht um Selbstoptimierung – sondern darum, innezuhalten und den eigenen Lebensstil zu überdenken.
Zu prüfen, was wirklich zählt – und was wir vielleicht loslassen sollten.
Verzicht ist ok – aber bitte nicht zu viel
Jeder darf natürlich selbst entscheiden, worauf in der Fastenzeit verzichtet wird.
Das ist einerseits gut. Aber vielleicht auch genau das Problem. Wir suchen uns das raus, was gerade noch bequem ist, und erreichen so keine wirkliche Veränderung.

Ein bisschen weniger Zucker? Klar. Kein Kaffee? Wenn es sein muss. Keine tierischen Produkte mehr? Jetzt übertreibst du aber!
Dabei ist Letzteres eigentlich gar nicht so absurd, besonders in der Fastenzeit.
In der christlich-orthodoxen Kirche wird während der Fastenzeit konsequent auf Fleisch, Milch und Eier verzichtet. An besonders strengen Tagen auch auf Fisch, Öl und Wein.
Natürlich geht es dabei nicht um Bikinifigur oder Wohlfühlrituale. Fasten wird hier als ethische Praxis verstanden, sondern als Ausdruck von Rücksicht, Verantwortung und Mitgefühl.

Genau das geht beim modernen Fasten aber gerne mal vergessen. Der Verzicht soll vor allem uns guttun: Weniger Zucker für ein schöneres Hautbild, weniger Kohlenhydrate für den Blutzucker, kein Gluten für die bessere Verdauung. Fasten als unser persönliches Wellnesspaket.
Nur: Bei dem, was wir essen (oder weglassen), geht’s eben nie nur um uns.
Radikales Fasten?
Was auf unserem Teller landet, hat Folgen: für Tiere, für Menschen, für Umwelt und Klima.
Da darf ruhig mal ein bisschen Mitgefühl mitserviert werden. Und das ist sogar kalorienfrei.
Noch bleiben etwa drei Wochen bis Ostern. Genug Zeit also, das Fasten mal radikal neu zu denken.
Nicht nur ein bisschen weniger von allem, um sich besser zu fühlen, sondern konsequent anders. Für all die, die sonst nicht mitgedacht werden. Sprich: für die Tiere.

Fasten mit Mitgefühl heisst also: Kuhmilch raus, Hafermilch rein. Käse gegen Cashew-Camembert tauschen. Und das Schnitzel? Geht auch mal ohne Tier.
Und keine Sorge: Auf den Schoggihasen muss natürlich niemand verzichten.
Den gibt’s auch in tierfreier, veganer Variante. Und der echte Hase? Der darf dieses Jahr einfach ungestört weiterhoppeln.