Die Welt am Abgrund – ist Veganismus noch relevant?
Die Weltpolitik steht Kopf, Krisen überall – wer will da bitte schön noch über Veganismus reden?

Das Wichtigste in Kürze
- Die Weltpolitik scheint zurzeit ein einziges Chaos aus Krisen und Katastrophen zu sein.
- Themen wie pflanzliche Ernährung und Nachhaltigkeit stehen gerade weniger hoch im Kurs.
- Muss Vegan-Kolumnistin Mirjam Walser nun um ihre Kolumne fürchten?
Die Welt steht kopf. Kriege, überall Krisen, die Weltpolitik gleicht einem absurden Zirkus – wer weiss, was noch kommt.
Da tut es gut, wenigstens im Privaten etwas Normalität zu geniessen: Freunde, Wein, ein gutes Essen: Mozzarella-Salat, Gschnetzlets mit Rahmsauce, eine Crèmeschnitte. Ein Stück Alltag inmitten des Chaos – das Leben kann trotzdem noch schön sein.
Und dann tauchen sie auf. Diese unsäglichen Veganer.
Mit ihren nervigen Argumenten. Fleisch, Käse, Milch – alles schlecht für die Umwelt! Können die nicht mal kurz Pause machen? Gibt's nicht gerade wichtigere Probleme?
Schön wäre es. Doch während die Weltpolitik tobt, machen die anderen Krisen leider keine Pause. Klimawandel, Wasserknappheit, schmelzende Gletscher – all das geht weiter.
Und das hat mit unserem Essen mehr zu tun, als viele wahrhaben wollen.
Weniger von allem: Von Rindfleisch bis Kartoffeln
Warum? Ganz einfach: Die Landwirtschaft ist einer der grössten Klimakiller – und die Tierhaltung ist der schlimmste Teil davon.
In der Schweiz gehen über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Tierfutter drauf, anstatt direkt Nahrungsmittel für Menschen zu produzieren.
Dafür werden unsere Böden überdüngt und Flüsse mit Gülle verschmutzt. Die tierische Landwirtschaft setzt zudem mehr Treibhausgase frei als der gesamte Verkehr.

Das ist absurd. Denn diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Sommer langfristig immer heisser werden und Wasser noch knapper wird.
Und wenn das eintritt, trifft es zuerst die Landwirtschaft. Dann haben wir nicht nur weniger Rindfleisch – sondern auch weniger Weizen, Gemüse und Kartoffeln. Was dann passiert, wollen wir uns lieber nicht ausmalen.
Aber keine Sorge. Anders als bei den grossen weltpolitischen Krisen können wir beim Klimawandel jeden Tag aktiv etwas bewirken. Und das mit etwas so Einfachem wie Tofu, Bohnen und Hafermilch. Weniger tierische Produkte essen, mehr umweltfreundliche, pflanzliche Alternativen wählen – klingt machbar, oder?
Mehr Tofu für den Weltfrieden?
Natürlich wird ein Tofu-Schnitzel den Krieg in der Ukraine nicht beenden, und die Clowns im Weissen Haus lassen sich auch nicht mit einem Hafercappuccino beruhigen.
Aber wer auch in Zukunft gut essen und leben möchte, sollte Veganismus nicht als übertriebene Idee einiger Umweltfreaks abtun.

Denn eine vegane Ernährung hilft, die Klimakrise einzudämmen – und verhindert, dass ihre Folgen alles noch schlimmer machen.
Und keine Sorge: Crèmeschnittli und Gschnetzlets gibt es mittlerweile auch in der veganen Variante. Viel ändern muss man also eigentlich gar nicht.
Zur Person: Mirjam Walser (38) schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Veganismus und Tierrechte. Als Coach und Gründerin der Vegan Business School ist sie Expertin für veganes Unternehmertum und vegane Innovationen.