Klimastreik Schweiz: Weshalb uns Technik nicht retten kann

Leila Scheurer
Leila Scheurer

Bern,

In diesem Gastbeitrag von Klimastreik Schweiz geht es um die Rolle der Technik in der Lösung des Klimaproblems – und wieso diese uns nicht helfen könne.

Klimastreik
Klimastreik Schweiz fordert einen Systemwandel. - Klimastreik Schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Vielfach wird behauptet, dass die Technik der Schlüssel zur Lösung des Klimaproblems sei.
  • Leila Scheurer von Klimastreik Schweiz geht dem in einem Gastbeitrag auf den Grund.

Wie oft haben wir den Vorschlag für die schnelle, einfache Lösung schon gehört: Es braucht nur die richtige Technik, eine gute Innovation, und schon sind all unsere Umweltprobleme gelöst. Eine Erfindung, die Energie produziert, ohne dabei CO2 auszustossen, eine Methode, die den CO2-Gehalt in der Atmosphäre senkt, ohne dabei selbst viel Energie zu konsumieren.

Trotz vielversprechender Ansätze, wie in einer SRF-Einsteinfolge gezeigt, ist Technik heutzutage mehr Fluch als Segen. Es fliessen Unmengen an Energie in unseren Gebrauch von Technik, und meist, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Technik: Mehr Schaden als Nutzen?

Wir leben in einer hochtechnisierten Welt. Der Computer, auf welchem ich diesen Text schreibe, die Stereoanlage, mit welcher ich dazu Musik höre und auch mein Smartphone, fast ständig im Einsatz; all das verbraucht nicht nur Energie beim Benützen, sondern auch bei der Herstellung. Obwohl die Geräte immer effizienter und sparsamer werden, steigt der jährliche CO2-Ausstoss weiter an. Unser Technikeinsatz trägt mehr zur Klimakrise bei, als dass er dagegenhalten würde.

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Aktion vor dem Bundeshaus von Klimastreik Bern zum neusten IPCC-Bericht. - Klimastreik Schweiz

Noch deutlicher zeigt dies eine Theorie aus den Umweltwissenschaften auf. Der sogenannte IPAT-Ansatz fasst in einer Formel zusammen, wie der menschliche Umwelteinfluss zustande kommt: Impact = Population x Affluence x Technology.

Auf Deutsch: Der Umwelteinfluss setzt sich zusammen aus Bevölkerung mal Reichtum mal Technologie. Die Bevölkerung wird in Personen angegeben, der Reichtum jeweils als Konsumation (also das, was wir kaufen oder nutzen) pro Person ausgerechnet und die Technologie pro Einheit der Konsumation (zum Beispiel in Kilogramm CO2-Ausstoss pro Franken oder Konsumationseinheit).

Zusammenspiel aus allen Faktoren

Wer oder was ist also Treiber der Klimakrise? Der IPAT-Ansatz will verdeutlichen, dass keiner der Faktoren allein verantwortlich für den Umwelteinfluss ist, jedoch das Zusammenspiel aus diesen. Folglich ist zum Beispiel eine hohe Bevölkerungszahl allein kein Auslöser für eine hohe Umweltbelastung. Erst in Kombination mit materiellem Reichtum und Technikeinsatz ergibt sich die Auswirkung.

Wir wollen uns die drei Faktoren noch genauer anschauen. Wenn man, wie so oft beteuert wird, davon ausgeht, dass sowohl der Reichtum als auch die Bevölkerung weiterwachsen, so wäre tatsächlich die Technik unsere einzige Rettung.

Konsum muss reduziert werden

Wie die Daten der Weltbank aber zeigen, ist die Wachstumsrate der Weltbevölkerung seit etwa den 1970er-Jahren sinkend. Das würde ein Gegenargument darstellen, wäre da nicht der im Gesamtbild stetig steigende Reichtum pro Person. Und auch die Technologie hat leider keine mildernde Wirkung in dieser Gleichung, denn unser Technikeinsatz stösst weiterhin CO2 aus. Es sieht also düster aus.

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«Wann wenn nicht jetzt, wer wenn nicht wir?» - Klimastreik Schweiz

Was braucht es also, um aus diesem Dilemma herauszukommen?

Wir müssen den Faktor «Affluence» reduzieren. Wir müssen unseren materiellen Reichtum herunterschrauben, und zwar um einiges. Wir müssen also unseren Konsum reduzieren. Und das geht nur, wenn das Wirtschaftswachstum ein Ende hat.

Wir brauchen Veränderung hin zu weniger Konsum, zu angepasstem Einsatz von Technik und zu neuen Wirtschaftsformen innerhalb der planetaren Grenzen.

Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, dass wir die Klimakrise lösen und gleichzeitig die heutigen Systeme beibehalten können. Denn die Technik kann uns nicht retten.

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