Lars Guggisberg (SVP) über Selbstversorgung in der Corona-Krise

Lars Guggisberg
Lars Guggisberg

Bern,

Länder mit hohem Selbstversorgungsgrad bewältigen Krisen und Katastrophen besser, erklärt SVP-Nationalrat Lars Guggisberg. Ein Kommentar.

Lars Guggisberg Coronavirus
SVP-Natonalrat Lars Guggisberg. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch in guten Zeiten Schweizer Produkte einkaufen, bedeutet Krisen vorbeugen.
  • Die Schlüssel zur Vorbereitung auf Krisen sind Unabhängigkeit und Flexibilität.
  • Laut Lars Guggisberg (SVP) spielt vor allem der Selbstversorgungsgrad eine grosse Rolle.

Kaum einen Satz hört man in letzter Zeit häufiger: «Diese Krise wird unsere Gesellschaft verändern.» Ja, das wird sie, davon bin auch ich überzeugt. Die Frage ist nur: Wie nachhaltig wird diese Veränderung sein? Und wie lange hält das Umdenken an?

In den nächsten Tagen und Wochen werden wir nicht mehr nur elektronisch, sondern vermehrt wieder direkt in den Geschäften einkaufen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Es wird von Anfang an entscheidend sein, dass wir unserem Gewerbe Aufträge geben, den Dorfladen berücksichtigen, beim lokalen Reisebüro den nächsten Trip buchen und ab und zu im Restaurant um die Ecke einkehren.

Gemüse
Ein Kunde kauft Gemüse in einem Hofladen im Kanton Freiburg. - Keystone

Beim Einkauf von Fleisch, Gemüse, Früchten, Milchprodukten, Pflanzen, Holz etc. sollen einheimische Erzeugnisse den Vorrang haben. Denn in der Krise sind es genau diese Läden, Betriebe und Produkte, die uns versorgen. Das können sie aber nur, wenn es sie noch gibt. Und ob es sie noch gibt, hängt vom Konsumverhalten von jeder und jedem Einzelnen von uns ab. Vor und nach Krisen, in guten wie in schlechten Zeiten.

Wie sieht die nächste Krise aus?

Regierungen weltweit machen meist den gleichen Fehler: Sie bereiten die letzte Krise vor, anstatt die nächste. Das Problem dabei: Es weiss niemand, wie die nächste Krise oder Katastrophe aussieht. Der nächste Krankheitserreger wird vielleicht über die Haut oder durch Tiere übertragen und greift andere Organe als die Lunge an. Die Schlüssel sind deshalb Unabhängigkeit und Flexibilität. Wir haben das Glück, verfügt die Schweiz über unzählige innovative und in der Forschung weltweit führende Unternehmungen.

abhängigkeit
Schweizer Medikamente. (Symbolbild) - Keystone

Aber auch sie brauchen zur Herstellung von Schutzmaterial die nötigen Maschinen und medizinische Rohstoffe. Die Politik hat dafür zu sorgen, dass diese im Notfall in genügender Menge und rasch verfügbar sind. Die Pflichtlager sind durch den Bund zu kontrollieren. Und unser Land braucht eine gut ausgerüstete und vielseitig einsetzbare Armee und einen Zivilschutz, die in Krisenzeiten rasch mobilisiert und situationsbezogen einsetzbar sind – selbstverständlich auch zur Sicherung von Grenzen und Luftraum. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass solche Einsatzkräfte in Krisen von unschätzbarem Wert sind.

Lebensmittel, Strom, Medikamente und Schutzmaterial braucht es immer

Die Corona-Krise zeigt, dass in der Not jedes Land für sich schaut und versucht, seine eigene Bevölkerung zu schützen. Verträge mit dem Ausland sind plötzlich nichts mehr wert. Wir sind auf uns allein gestellt. Güter zur Deckung von Grundbedürfnissen wie Lebensmittel, Strom, Medikamente und Schutzmaterial werden plötzlich rar. Wir sind nur dann auf die nächste Krise vorbereitet, wenn wir uns mit diesen lebenswichtigen Gütern selbst versorgen können.

Universitätsspital lausanne
Das Universitätsspital in Lausanne (CHUV). - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Konkret: Wir müssen über die nötigen Mengen an medizinischen Wirkstoffen und Rohstoffen verfügen, um notfalls Medikamente und Schutzmaterial selbst herstellen zu können. Wir müssen unseren Strombedarf durch einheimische Produktion decken können; und schliesslich müssen wir die qualitativ hochstehende Lebensmittelproduktion durch unsere Schweizer Bauern weiterhin konsequent schützen und unterstützen. Der Selbstversorgungsgrad darf in diesem Bereich nicht unter 60 % liegen.

Der Mensch vergisst schnell

Das Problem ist: Der Mensch vergisst schnell. Klar ist aber: Je konsequenter wir uns die Erkenntnisse aus der Corona-Krise zu Herzen nehmen und die umschriebenen Massnahmen treffen, desto besser sind wir auf die nächste Krise vorbereitet.

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