Luzerner Fasnacht: Wer bist du ohne Maske?
Die Fasnacht in Luzern ist die Zeit, in der wir endlich loslassen und uns frei fühlen können. Und jemand anders sein können. Eine Kolumne von Chris Oeuvray.
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Das Wichtigste in Kürze
- Der Start der Luzerner Fasnacht findet am «Schmutzigen Donnerstag» statt.
- Masken geben uns allen ein Gefühl von Sicherheit.
- Aber: Was verbirgt sich hinter der Maske von Narzissten?
- Eine Kolumne von Narzissmus-Expertin Chris Oeuvray.
Am nächsten Donnerstag ist es wieder soweit in Luzern an der Fasnacht: Die Trommeln schlagen, Konfetti wirbelt durch die Luft – und ein Meer aus Masken tanzt am Schmutzigen Donnerstag durch die Strassen.
Doch stell dir vor: Was wäre, wenn wir diese Freiheit auch ohne Maske spüren könnten? Lies bis zum Schluss, lass dich überraschen.
Masken – Schutz oder Gefängnis?
Masken geben uns ein Gefühl von Sicherheit. Hinter einer Verkleidung dürfen wir laut sein, wild sein, hemmungslos tanzen – ohne Angst, beurteilt zu werden.
Wir können unser wahres Gesicht verbergen, weil es für einen kurzen Moment egal ist, wer wir wirklich sind.
Doch ist das wirklich Freiheit? Oder nur eine Illusion?
Viele Menschen tragen ihre Masken das ganze Jahr über – nur eben nicht aus Plastik oder Stoff, sondern in Form von Rollen, Perfektionismus, Anpassung.
Sie verstecken ihre Verletzlichkeit, zeigen nur, was erwartet wird. Und dann gibt es jene, die Masken nicht nur als Schutz, sondern als Werkzeug nutzen: Narzissten.
Die Maske des Narzissten: Ein doppeltes Spiel
Für Narzissten ist die Maske kein spielerisches Element – sie ist überlebenswichtig. Ihr Selbstbild hängt davon ab, wie andere sie wahrnehmen. Ihre wahre Identität bleibt verborgen, weil sie insgeheim fürchten, dass hinter der Fassade nichts Wertvolles zu finden ist.
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Die charmante Maske: Strahlend, charismatisch, unwiderstehlich – doch oft nur Fassade.
Die dominante Maske: Laut, kontrollierend, einschüchternd – um Schwäche zu verbergen.
Die Opfer-Maske: Hilflos, manipulativ, voller Dramen – um Mitleid zu erzeugen.
Ein Narzisst kann nicht einfach seine Maske abnehmen. Denn darunter ist nichts, was ihm genug Halt gibt. Also spielt er weiter seine Rolle, so lange er kann.
Wie erkennt man die Maske der Niedertracht?
Anfangs sind Narzissten oft faszinierend. Sie scheinen selbstbewusst, charismatisch und haben eine unwiderstehliche Ausstrahlung. Doch mit der Zeit zeigen sich Risse in der Fassade:
Inkonstanz: Heute der charmante Retter, morgen der eiskalte Kritiker.
Extreme Reaktionen: Übertriebene Kränkungen oder Wutausbrüche, wenn sie infrage gestellt werden.
Manipulation: Schuldzuweisungen, Gaslighting und das Verdrehen der Realität.
Mangel an Empathie: Keine echte Reue, keine tiefe Verbindung – nur Nutzen für sich selbst.
Die Maske kann sich je nach Situation verändern. Doch hinter allen Versionen steht ein Muster von Kontrolle, Egozentrik und emotionaler Ausbeutung.
Wie soll man sich verhalten?
Erkenne die Dynamik: Je früher du die Muster siehst, desto besser. Narzissten ändern sich nicht durch Liebe oder Logik.
Lass dich nicht täuschen: Die Maske mag überzeugend sein, aber echtes Mitgefühl und emotionale Tiefe sind nicht vorhanden.
Setze Grenzen: Klare, konsequente Grenzen sind essenziell – und sie werden getestet werden.
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Spiele das Spiel nicht mit: Diskussionen, Rechtfertigungen oder der Versuch, den Narzissten «zu ändern», führen nur zu mehr Manipulation.
Ziehe dich zurück: Wenn möglich, schütze dich, indem du dich distanzierst – emotional und, falls nötig, auch physisch.
Denn eins ist sicher: Du kannst ihn nicht ändern – aber du kannst aufhören, sein zerstörerisches Spiel mitzuspielen.
Und was ist mit dir?
Was wäre, wenn du deine Maske ablegen würdest? Wenn du nicht erst auf die Fasnacht warten müsstest, um dich frei zu fühlen? Was, wenn du echt sein könntest – ohne Angst vor Ablehnung?
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Vielleicht würdest du mehr lachen, ohne dich zurückzuhalten? Vielleicht würdest du sagen, was du wirklich denkst? Vielleicht würdest du Menschen in dein Herz lassen – und andere konsequent draussen halten?
Ohne Maske bist du mächtiger als du denkst
Viele glauben, dass sie eine Maske brauchen, um geliebt zu werden. Doch das Gegenteil ist wahr: Erst ohne Maske wirst du wirklich gesehen.
Gesunde Menschen haben die Wahl – Narzissten nicht.
Echtheit zieht Menschen an – Masken erschöpfen.
Verletzlichkeit ist keine Schwäche – sie ist Mut.
Also: Wie lange willst du deine Maske noch tragen?
Die Fasnacht ist bald vorbei. Doch vielleicht beginnt für dich erst jetzt das wahre Abenteuer: Ein Leben, in dem du dich wild, frei und lebendig fühlst – ganz ohne Verkleidung.
Zur Person: Chris Oeuvray ist Expertin für Narzissmus, psychologische Beraterin und Autorin («Narzissmus – ohne mich», weitere Bücher auf ch-oeuvray.ch) aus Zug.