Sind Babyboomer Narzissten? Gen-Z findet: Ja!

Alexander König
Alexander König

Zürich,

Dass Babyboomer rechthaberischer sind als jüngere Generationen, ist ein Klischee. Einer Studie zufolge haben sie aber wirklich öfter narzisstische Züge.

Senior
Die Generation Babyboomer fällt Jüngeren immer wieder durch egozentrisches Verhalten auf. Was steckt dahinter? (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Babyboomer fallen jungen Menschen als rechthaberisch auf.
  • Ist Narzissmus in der älteren Generation verbreiteter? Eine Studie gibt Hinweise darauf.
  • Ein Generationenforscher erklärt, warum man den Boomern unrecht tut.

Nau.ch-Leser Cedric Zimmermann* (27), Teil der Generation Z (Jahrgänge 1997–2012), findet: «Mein Vater hat oft recht. Aber manchmal eben nicht – und dann will er es nicht einsehen.»

Viele seiner Gen-Z-Freunde und Bekannten erzählen Zimmermann Ähnliches über ihre Väter der Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1946–1964).

«Immer recht haben wollen, Familiengespräche dominieren und sich als der Beste darstellen», listet er auf.

Sind Babyboomer auffällig rechthaberisch?

Leser Jan Steiner* (26) ergänzt: «Mein Boomer-Vater kann nicht damit umgehen, wenn er mal nicht der Beste ist, zum Beispiel kritisiert wird. Kann er nicht der Beste sein, will er der Ärmste sein – Hauptsache Aufmerksamkeit.»

Er gehe so weit, zu lügen, um andere schlecht und sich selbst gut oder als Opfer darzustellen. Für Jan ist klar: «Typisch Narzisst.»

Alltagspsychologie – oder stimmt es, dass Boomer öfter narzisstisch sind?

Typische Rechthaber: Donald Trump und Thomas Gottschalk

Tatsächlich zeigte eine Studie im Jahr 2021, dass Babyboomer mehr Charaktereigenschaften aufweisen, die traditionell mit Narzissmus verbunden werden.

Auch der deutsche Generationenforscher Rüdiger Maas geht in seinem Buch «Konflikt der Generationen» dieser Frage auf den Grund.

Er plädiert gegenüber Nau.ch jedoch für Differenzierung: «Die Rechthaber dieser Generation fallen stärker auf als diejenigen derselben Generation, die unauffällig sind.»

Das liege in der Natur der Rechthaber-Eigenschaften. «Die Sekretärin, die immer zustimmt, bleibt unbemerkt.»

Als prominente Beispiele nennt Maas Persönlichkeiten wie Donald Trump oder Thomas Gottschalk.

Wegen dieser Sichtbarkeit versetzen die jüngeren Generationen die Babyboomer-Generation mit einem gewissen Stigma.

Darum sind Babyboomer «die Besten»

«Rechthaben war früher eine gefragte Eigenschaft oder sogar notwendig», erklärt Maas rechthaberische Boomer.

«Man musste sich durchsetzen – sei es im Beruf oder im sozialen Umfeld –, um überhaupt wahrgenommen zu werden.»

Wenn man eine Stelle kriegte, war man besonders stolz darauf, sah dies teils als Beweis für die eigene Überlegenheit: «Seht her, ich bin besser als alle anderen!»

Dieses Selbstbild sei häufig von einer Erziehung geprägt worden, in der Schwäche nicht toleriert wurde. «Dass man von den Eltern überhaupt gehört wurde, musste man sich hart erkämpfen.»

Der Generationenforscher erklärt: «Hatte man Erfolg, sah man sich selbst im Mittelpunkt. Man lernte nicht, anderen zuzuhören.»

Social Media hält Gen-Z und Millennials den Spiegel vor

So weit, so gut. Aber wo bleiben die rechthaberischen Teenies und jungen Erwachsenen der Gen-Z? Die egozentrischen Millennials?

Auch darauf hat Maas eine Antwort: «In der heutigen Zeit hat sich vieles verändert. Junge Menschen haben mehr Freiheiten und können oft ihren Wunschberuf wählen.»

Tatsächlich werden immer mehr Unternehmen ihren Ansprüchen bezüglich Flexibilität und Arbeitszeit gerecht.

Generation Z
Die Generation Z ist bekannt dafür, eine andere Arbeitsmoral als ältere Generationen zu haben. (Symbolbild) - pexels

Das führt sogar dazu, dass der Gen-Z vorgeworfen wird, sie würde zu viel fordern und zu wenig tun.

Fest steht auf jeden Fall: Heute müssen sich Bewerber eine Stelle weniger erkämpfen. Und Eigenschaften wie Dominanz und Rechthaberei würden nicht mehr belohnt – «im Gegenteil, sie können sogar negativ wahrgenommen werden».

Beobachtest du im Alltag oft Generationen-Unterschiede?

Am Date mit dem eigenen Wissen prahlen, das Gegenüber nicht ausreden lassen – das kommt schlecht an.

Soziale Medien halten jüngeren Generationen zudem den Spiegel vor, erklärt Maas: «Plattformen wie Instagram konfrontieren Menschen mit Kritik oder mangelnder Anerkennung durch wenige Likes.»

Das führe dazu, dass viele erkennen: «Vielleicht bin ich gar nicht so wichtig.»

Boomer ändern sich nicht – zumindest nicht sofort

Sollten rechthaberische Babyboomer ihr Verhalten also ändern?

Maas sieht das differenziert: «Ich kann von jemandem, der 50 Jahre lang nach bestimmten Regeln gelebt hat, keine sofortige Veränderung erwarten.»

Portrait von Rüdiger Maas
Dr. Rüdiger Maas hat das Institut für Generationenforschung in Augsburg (D) gegründet. - ©Dr. Rüdiger Maas

Stattdessen wünscht er sich mehr Verständnis auf beiden Seiten: Die jüngeren und älteren Generationen sollten aufeinander zugehen und voneinander lernen.

Dafür spricht auch, dass ein Soziologie-Professor findet: Es gibt gar keine Generationen.

* Name von der Redaktion geändert.

Kommentare

Shagrath

Kommt dazu, mit zunehmendem alter wirds schwieriger, agil zu reagieren. Hat wirklich viel mit dem alter zu tun. Wird auch den jungen heute mal so gehen. Und nein, ich bin beileibe kein babyboomer.

User #4267 (nicht angemeldet)

Rechthaberei, Belehrung, wie auch immer. Wenn ich einem Lehrling beibringen muss, wie man etwas korrekt macht, es soll ja funktionieren, ist das nicht rechthaberisch. Wenn GenZ das so sieht, na dann, viel Erfolg im Berufsleben.

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