Markus Ritter: «Geiz ist nicht geil, wenn es ums Essen geht!»
Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, erklärt den unangenehmen Frühlingsduft in der ländlichen Luft.

Das Wichtigste in Kürze
- Markus Ritter ist Präsident des Schweizer Bauernverbandes.
- Heute erklärt Ritter den Gülle-Geruch in der Luft.
- Und er schlägt bessere Preise für einheimische Produkte vor.
Statt Frühlingsduft liegt Gülle in der Luft? Der Frühling ist da – und somit stehen auch die Arbeiten auf den Feldern an. Davon bekommt auch die Bevölkerung in den ländlichen Regionen oft etwas mit.
Denn: Vor allem das Ausbringen der Gülle geht auch mit modernster Technologie nicht ganz ohne Gerüche.
Gülle ist ja heutzutage bei vielen fast ein Schimpfwort geworden. Zu Unrecht!
Eine nachhaltige Landwirtschaft bemüht sich, die Nährstoffe möglichst in einem Kreislauf zu halten. Deshalb besteht ein idealer Bauernhof aus einer Kombination von Tierhaltung und Ackerbau.
Denn die Gülle und der Mist sind wertvolle Dünger für die Kulturen.
Gülle und Mist für gesunden Boden
Ohne Düngung, das weiss jede Hobbygärtnerin, gibt es keinen Ertrag.
Wenn wir unsere Felder ernten, tragen wir viele Nährstoffe weg. Diese müssen wir dem Boden wieder zurückgeben, damit auch die nächste Kultur versorgt ist.

Im Gegensatz zu Kunstdünger bestehen Gülle und Mist aus viel organischem Material. Das fördert die Humusbildung – und damit die Bodenqualität.
In der biologischen Landwirtschaft sind Kunstdünger verboten. Wenn wir keine Gülle oder Mist haben, dann greifen wir zu Kompost oder Hornmehl.
Schutz der Umwelt
Für das Ausbringen ist heute ein sogenannter Schleppschlauch vorgeschrieben. Dieser bringt die Gülle mit vielen einzelnen Schläuchen nebeneinander direkt über dem Boden aus.
Dadurch reduziert sich nicht nur der Geruch, sondern auch die Umweltemissionen.
Doch ein Schleppschlauch ist sehr teuer. Und er lässt sich auch nur auf einigermassen flachem Land einsetzen.

Flächen am Hang sind deshalb vom Obligatorium ausgenommen. Die Bauernbetriebe hatten dennoch keine Freude an dieser Vorschrift.
Und das nicht, weil sie nicht umweltschonender werden möchten. Vielmehr lag es daran, dass damit hohe Kosten verbunden sind, für die sie niemand entschädigt.
Zusätzliche Kosten
Es gibt ja keine besseren Preise für unsere Produkte, nur weil wir jetzt mit Schleppschlauch arbeiten. Der Standard ist nun einfach höher.
Und dies ist nur eines von zahlreichen Beispielen für neue Auflagen, welche die Produktion verteuern, aber keinen Mehrertrag beim Verkauf der Produkte bringen.
Das Einkommen in der Landwirtschaft liegt weit unter dem Durchschnitt. Vielen Betrieben steht das Wasser am Hals.
Kein Wunder also, dass sie sich mit Händen und Füssen wehren.
Dabei wäre es so einfach: Es braucht bessere Preise für unsere Produkte. Geiz ist nicht geil, wenn es ums Essen geht.
Jeder, der auf Herkunft Schweiz achtet und so oft wie möglich Labelprodukte kauft, darf stolz auf sich sein.
Zur Person: Markus Ritter (57) ist Nationalrat (Die Mitte) und gewählter Präsident des Schweizer Bauernverbandes.