Terror in Frankreich: Wo bleibt der Aufschrei?
Zu meinen, man dürfe islamistische Attentate nicht als solche benennen, ist Schwachsinn. Das zumindest behauptet unser Halleluja-Kolumnist.
Das Wichtigste in Kürze
- Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
- Hat er recht oder irrt er sich? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
- Den Autor erreichen Sie per E-Mail unter [email protected]
Ist islamophob, wer islamistischen Terror verurteilt? Besser den Mund halten – um keinesfalls Muslime zu provozieren?
Wenn Sie beide Fragen mit «Ja» beantworten, möchte ich Sie gerne bei der (zuvor desinfizierten) Hand nehmen und durch diese Kolumne führen.
Wenn NICHT-HASSERFÜLLTE Menschen dazu schweigen, was in Frankreich abgeht, überlassen sie den Hasspredigern ein offenes Feld.
Rechtsaussen-Politiker oder verblendete Muslime (wie zum Beispiel der ehemalige Premierminister von Malaysia) werden die Tat sofort instrumentalisieren. Und es wird noch mehr Hass gesät.
Das Schweigen der Linken
Aber wo sind die Anderen? Wo sind die Linken? Während nach den scheusslichen Anschlägen in Hanau und Halle zurecht (!) von links sofort drastische Forderungen kamen, sucht man jetzt lange nach Linken, die den Mut haben, das Ganze als islamistischen Terror zu verurteilen.
Das habe ich noch nie begriffen: Warum überlassen viele Linke solche Schreckenstaten den Rechten? Warum organisieren sie bei anderen Morden umgehend Demos – wenn aber ein Islamist zuschlägt, herrscht oft ohrenbetäubende Stille?
Ich kann es mir nur so erklären: Sie wollen auf keinen Fall, dass man sich über den Islam aufregt. Auf gar keinen Fall Wasser auf die Mühlen der Rassisten. Darum lieber alles schönschminken und von «geistig verwirrten» Tätern reden.
Einfach bitte, bitte, bitte kein böses Wort über den Islam verlieren. Und dann meinen sie noch, sie würden damit den Muslimen helfen.
Wer schönschminkt, spaltet!
Den Muslimen helfen würde meines Erachtens, wenn man offen und frei darüber reden könnte, was passiert ist. Ohne, dass man gleich in die Nazi-Ecke gedrängt wird.
Schambehaftete Tabuisierung spaltet die Gesellschaft. Und genau das spielt den radikalen Islamisten in die Karten.
Warum? Radikale Hassprediger stacheln ihre Schäfchen gerne damit an, dass die westliche Welt ihnen gegenüber feindlich gesinnt und schrecklich islamophob wäre.
Und tatsächlich können sie ja tagtäglich unsere Angst beobachten. Wir kritisieren jeden und jede für alles – bei Islamisten-Terror sind wir aber exzessiv zurückhaltend. Diese Angst vor dem Islam ist im Grunde pure Islamophobie.
Unser Schweigen hilft der Radikalisierung
Zurück zu den Schäfchen der Hassprediger: Wer sich unterdrückt fühlt, kann schnell in eine Opferrolle gedrückt werden. Jetzt hilft nur noch Radikalität: Plötzlich ist der liberale Islam ein «Konstrukt des Westens» und auf jeden Fall zu bekämpfen.
So spaltet sich dann die Gemeinschaft der Muslime. Hören Sie mal Saïda Keller-Messahli zu oder lesen Sie ein Buch von Mouhanad Khorchide. Wenn ein Muslim für einen Reformislam einsteht und islamistischen Terror bekämpft, braucht er bald Personenschutz.
Warum? Meines Erachtens mitunter auch darum, weil wir Nicht-Muslime Angst davor haben, in der Öffentlichkeit ganz sachlich über den Islam und seine Auswüchse zu diskutieren.
Weil wir Menschen wie Keller-Messahli und Khorchide in ihrem Kampf für einen moderaten Islam zu wenig unterstützen. Sie gar noch zu hören bekommen, sie seien islamfeindlich. Was für ein Wahnsinn!
In den Moscheen aufstehen und kämpfen
Terroristen sind Vollidioten, egal ob sie mit dem Koran oder der Bibel in der Hand losziehen. Bibel? Oh ja, glauben Sie mir, auch Christen können Schandtaten verüben.
Oder haben Sie sich mal gefragt, warum der Ku-Klux-Klan so gerne Holzkreuze anzündet? «Ach, das sind Spinner und haben überhaupt nichts mit dem Christentum zu tun!»
Richtig! Genau das sagen Muslime auch über islamistische Terroristen. Und sind müde davon, sich stets davon zu distanzieren – was ich verstehen kann.
Aber was in meinen Augen so wichtig ist: Dass die moderaten Muslime in den Moscheen aufstehen und jeden bekämpfen, der Hass schürt. In Freundschaften und Bekanntschaften allen Anfängen wehren.
Bitte nicht pauschal verurteilen
Weiter braucht es auch jeden Einzelnen von uns, der unterscheidet, zwischen den Attentätern in Frankreich und der Muslima, der Sie heute im Bus begegnen.
So wichtig, dass wir nicht alle in denselben Topf werfen und dass wir endlich schamfrei über Schandtaten von Islamisten reden dürfen.
Zum Autor:
Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam».
Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.
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