Ukraine: Das steckt hinter dem «Frieden» von Trump und Putin!
Putin-Anhänger kriegen die neue Weltordnung, die sie wollten. Sie werden es bereuen. Eine Kolumne von Marko Kovic.
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Das Wichtigste in Kürze
- Der bekannte Sozialwissenschafter Marko Kovic schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.
- Heute schreibt Kovic über die neue Weltordnung.
- Der vermeintliche Frieden sei es nicht, findet Kovic.
Die Würfel sind gefallen. Donald Trump hat sich auf die Seite Putins gestellt – und droht dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.
Die Ukraine könnte vielleicht komplett an Russland fallen, wenn er nicht sofort einlenkt und macht, was Putin und Trump verlangen.
In einem atemberaubenden Akt der Orwell'schen Realitätsverdrehung kritisierte Trump die Ukraine dafür, den Krieg gegen Russland begonnen zu haben.
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Neue Weltordnung
Die vielen Kreml-affinen Stimmen in Politik und Publizistik, die Köppels und Weidels, die Gansers und Wagenknechts der Welt, dürften Freudensprünge machen.
Innerhalb weniger Tage ist geschehen, wovon sie seit Jahren träumen: Wir haben eine neue Weltordnung. Der von ihnen lang ersehnte «Frieden» scheint zum Greifen nah.
Die neue Weltordnung ist Realität, aber der vermeintliche Frieden ist es nicht.
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Trumps Abkehr vom demokratischen Europa und der Schulterschluss mit der Putin-Diktatur bedeutet das Gegenteil von Frieden: mehr Gewalt, mehr Ausbeutung, mehr Imperialismus.
Die nützlichen Idioten des Kremls sind einmal mehr auf Propaganda hereingefallen.
Was Putin und Trump wollen
Zur Rekapitulation: Die Putin-Regierung startete 2014 einen illegalen imperialistischen Krieg gegen die Ukraine, der mit der Invasion 2022 intensiviert wurde.
Nun plädieren Trump und Putin für «Frieden». Frieden, das klingt grundsätzlich gut.
Wie sähe dieser Frieden in der Ukraine aus?
Putin ist von seinen ursprünglichen Kriegszielen nicht abgerückt. Nebst der 2014 annektierten Krim soll die Donbass-Region direkt unter russische Kontrolle kommen.
Die Ukraine dürfe nie der Nato beitreten, und sie müsse demilitarisiert und «denazifiziert» werden.
Will heissen: Eine kremltreue Regierung wird eingesetzt. Zudem müssten westliche Länder unverzüglich ihre Sanktionen gegen Russland aufheben.
Geld steht im Fokus
Warum kommt Trump, der angeblich grosse Dealmaker, Putin in allen Belangen entgegen?
Vielleicht ist es ideologische Nähe und eine gewisse Bewunderung für den russischen Diktator (Trump hat ein Faible für Machtmänner wie Putin, Kim Jong Un und Xi Jinping). Sicher aber ist es: Geld.
Putin hat Trump und Musk mit Hunderten Milliarden Dollar gelockt, die amerikanische Unternehmen in Russland angeblich verdienen werden, sobald der Krieg zu Ende ist.
Trump-Regierung erpresst die Ukraine
Darüber hinaus hat die Trump-Regierung der Ukraine ein Ultimatum gestellt: Wenn sie nicht ganz von Russland übernommen werden wollen, müssen sie Zahlungen an die USA machen. In Höhe von ganzen 500 Milliarden Dollar.
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Das ist ein Vielfaches der Militärhilfe in Höhe von rund 90 Milliarden Dollar, die die USA an die Ukraine geleistet haben.
Wie soll die kriegsgebeutelte Ukraine so viel Geld auftreiben? Ganz einfach: über den grössten Akt der wirtschaftlichen Erpressung seit Ende der Kolonialzeit.
Die Trump-Regierung verlangt, fünfzig Prozent aller Einkünfte aus der ukrainischen Rohstoffgewinnung zu erhalten.
Ukraine eine amerikanische Kolonie
Die USA sollen dabei die totale Kontrolle über alle Projekte und Lizenzen, die umgesetzt und vergeben werden, haben.
Die gesamte ukrainische Rohstoffwirtschaft würde damit de facto an die USA übergehen. Die Ukraine wäre damit ziemlich direkt und auf lange Zeit eine amerikanische Kolonie.
So sieht er aus, der «Frieden» von Trump und Putin: Sie teilen die Ukraine untereinander auf. Make America Great Again, Make Russia Great Again.
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Die Tragik der nützlichen Idioten
Ich glaube, dass Menschen wie Sahra Wagenknecht oder der Historiker Daniele Ganser aufrichtig glauben, was sie glauben.
Sie stören sich an den imperialistischen Gelüsten des Westens, an der Macht der USA. Durchaus zu Recht.
Banale Denkschablone
Vom iranischen Putsch 1953 über den Iran-Contra-Skandal der 1980er bis hin zum Irak-Krieg 2003: Mit den Verbrechen der USA lassen sich Bücher füllen.
Aber ihre Kritik ist einseitig und verkürzt. Die Denkschablone, die sie einsetzen, könnte banaler nicht sein: Weil die USA in der Vergangenheit oft die Bösen waren, müssen die Widersacher der USA automatisch die Guten sein.
Zu solchen Schlüssen kommt man, wenn man ein derart enges ideologisches Korsett trägt, dass die Luft des rationalen Denkens abgeschnürt wird. Das ist die Natur nützlicher Idioten: Sie haben das Herz am rechten Fleck, aber ihr dogmatisches Denken ist ein idealer Nährboden für Propaganda.
Chomsky der tragischste nützliche Idiot
Der vielleicht tragischste nützliche Idiot ist der Linguist und Autor Noam Chomsky.
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Chomsky wurde als Gegner des Vietnamkrieges berühmt und kritisiert auch heute noch, im Alter von 96 Jahren, das US-Imperium. Seine Denkschablone ist dabei derart verfahren, dass er sogar die Genozide in Srebrenica und Ruanda anzweifelte, weil Widersacher der USA sie verübt hatten.
Wenn die USA nicht die Bösen sind, kann es nicht wahr sein.
Die nützlichen Idioten glaubten dem Kreml, wenn er von Frieden in der Ukraine sprach. Und sie glaubten Trump, wenn er das Gleiche tat und ein Ende des amerikanischen Imperialismus versprach.
Sie glaubten allen Ernstes, Trump sei eine Friedenstaube.
Volle Ladung für nützliche Idioten
Was jetzt kommt, müsste eigentlich der schlimmste Albtraum der nützlichen Idioten sein: Russland und die USA machen gemeinsame Sache – und kolonisieren die Ukraine.
Die nützlichen Idioten wollten weniger US-Imperialismus. Und kriegen nun die volle Ladung!
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Viele nützliche Idioten werden auch jetzt wieder eine Ausrede finden, warum alles halb so wild ist und mehr Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung in Wahrheit «Frieden» bedeutet.
Ein Daniele Ganser beispielsweise, der mit seinen alternativen Fakten Hallen füllt und Jubel erhält, wird das auch weiterhin tun.
Einige Putin-Apologeten werden nun aber vielleicht doch von der Realität eingeholt. Weil der Widerspruch zwischen ideologischer Schablone und Fakten zu deutlich ist.
Doch es wird zu spät sein: Die neue Weltordnung ist da, geliefert wie bestellt.
Zum Autor: Marko Kovic ist Gesellschaftskritiker. Er interessiert sich für gesellschaftlichen Wandel und die Frage, ob wir noch zu retten sind. Er lebt in Uzwil SG.