Walter Langenegger: «13. AHV-Rente ist Politik für die Mittelklasse»
Der AHV geht es gut! Deshalb können wir uns problemlos eine 13. AHV-Rente leisten – entgegen der Panikmache der Bürgerlichen. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 3. März stimmt die Schweiz über eine 13. AHV-Rente ab.
- Diesen Zustupf benötigt aktuell die Mehrheit der derzeitig Pensionierten.
- Ausserdem können wir uns diesen auch problemlos leisten, entgegen bürgerlicher Panikmache.
- Dies schreibt der Journalist und Politiker Walter Langenegger (SP) in seinem Gastbeitrag.
Seit Jahren werden für die Topverdiener, die Vermögenden und die Unternehmen die Steuern in Milliardenhöhe gesenkt. Die breite Bevölkerung indes geht immer leer aus. Mehr noch: Sie zahlt drauf, weil Mieten, Lebenshaltungs- und Gesundheitskosten ansteigen.
Daher ist es Zeit, etwas für die tiefen Einkommen und die Mittelklasse zu tun. Die 13. AHV-Rente bietet eine gute Chance dazu. Denn davon profitieren alle, die Alten und die Jungen!
Die Pensionierten profitieren, weil sie rasch eine Rentenaufbesserung bekommen. Eine Mehrheit von ihnen benötigt diesen Zustupf dringend. Denn zum einen verlieren die AHV-Renten seit Jahren an Kaufkraft. Zum anderen sind die Renten aus der Beruflichen Vorsorge (BVG) bei weitem nicht so gut, wie es einst versprochen worden war.
Die arbeitende Bevölkerung wiederum profitiert, weil sie sich mit der 13. AHV-Rente eine bessere Altersvorsorge sichert. Das ist auch für die Jungen wichtig, denn erstens ist kein Verlass auf das BVG. Die Pensionskassenrenten sind in den letzten Jahren massiv gesunken, während die BVG-Beiträge gestiegen sind.
Mit der 13. AHV-Rente können wir diese Fehlentwicklung korrigieren. Zweitens dürfen die Jungen nicht vergessen: Sagen sie Nein zu mehr AHV, haben sie selbst im Alter ebenfalls nur eine schlechte Rente.
Der AHV geht es gut!
Entgegen der Panikmache der Bürgerlichen können wir uns die 13. AHV-Rente problemlos leisten. Im AHV-Fonds liegen heute 50 Milliarden Franken. So viel wie noch nie!
Zudem schreibt die AHV laut offiziellen Prognosen mindestens bis 2030 Überschüsse, sodass noch weitere 20 Milliarden an Reserven hinzukommen. Damit ist die 13. AHV-Rente auf Jahre hinaus gesichert.
13. AHV-Rente: Die Reichen zahlen
Falls es in zehn oder fünfzehn Jahren tatsächlich mehr Geld braucht, reicht ein zusätzlicher Lohnbeitrag von 0,35 Prozent für die Arbeitnehmenden. Das belastet nicht die Jungen, sondern die hohen Einkommen.
Sie zahlen wegen den unplafonierten Abzügen viel mehr ein, als sie je zurückbekommen, und finanzieren damit die AHV-Renten für die breite Bevölkerung. Das ist auch der Grund, weshalb die AHV für 90 Prozent der Menschen die günstigste Altersvorsorge ist: Weil sie dank der Umverteilung von oben nach unten weniger einzahlen müssen, als sie später an Rente erhalten.
Anders gesagt: Es sind die reichen Jungen und die reichen Alten, die für alle anderen mit zahlen. Das ist sozial und gerecht! Darum sagte einst Bundesrat Tschudi, Vater der AHV: «Die Reichen brauchen keine AHV. Aber die AHV braucht die Reichen!»
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Zum Autor: Journalist und Politiker Walter Langenegger lebt in Bern und war von 1994 bis 2007 Inlandchef des St. Galler Tagblatts. Von 2007 bis 2022 war er Kommunikationschef der Stadt Bern. Langenegger ist SP-Mitglied.