Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) über Wohlstand
Die Behauptung, die Wirtschaft wachse nur in die Breite, ist falsch. Der Wohlstand nimmt im Kanton Zürich stetig zu, so Carmen Walker Späh in ihrem Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Wohlstand im Kanton Zürich steigt stetig an, wie dieser Gastbeitrag aufzeigt.
- Gesteigerte Produktivität treibt das Wirtschaftswachstum pro Kopf an.
- Diese florierende Wirtschaft ist ein Garant für den Zürcher Wohlstand.
In der Debatte zum Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums wird oft nur auf negative Aspekte fokussiert. Insbesondere jetzt im Wahljahr haben Themen wie Zuwanderung, Wohnungsnot und Dichtestress Hochkonjunktur.
In den letzten Jahren ist die Kritik am Wirtschaftswachstum aber auch unter dem Stichwort «Breitenwachstum» schärfer geworden. Von Breitenwachstum spricht man dann, wenn zwar die Gesamtwirtschaft wächst, nicht aber die durchschnittliche Wirtschaftsleistung der Einwohnerinnen und Einwohner. Der Kuchen – das gesamte BIP – wird zwar grösser, die Kuchenstücke – das BIP pro Kopf – bleiben aber gleich gross oder werden sogar kleiner. Und unter dem Strich profitiert man nicht.
Ist der Kanton Zürich in den letzten Jahren also tatsächlich vor allem in die Breite gewachsen?
Das Wirtschaftsmonitoring der Fachstelle Volkswirtschaft in meinem Amt für Wirtschaft und Arbeit analysiert regelmässig aktuelle wirtschaftspolitische Themen. Zuletzt waren dies «Frauen auf dem Arbeitsmarkt», «Der Standort Zürich im Innovationscheck» und «Herausforderung Demografie». In der aktuellen Ausgabe hat die Fachstelle das Thema Wachstum und Produktivität der Zürcher Wirtschaft untersucht – auch mit dem Ziel, einen konstruktiven Beitrag zu leisten, um die Wachstums- und Zuwanderungsdebatte zu versachlichen.
Die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie
Den Zürcherinnen und Zürchern geht es immer besser. Der Wohlstand pro Kopf ist stetig gestiegen. Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf ist in den letzten 30 Jahren im Schnitt pro Jahr um 0.8 Prozent pro Jahr gewachsen.
Gleichzeitig wird pro Kopf immer weniger gearbeitet – einen halben Nachmittag weniger als noch vor 30 Jahren. Wenn man diese zusätzliche Freizeit berücksichtigt, hat der Wohlstand im Kanton Zürich noch stärker zugenommen. Das Bruttoinlandprodukt pro geleistete Arbeitsstunde ist Jahr für Jahr um 1,1 Prozent gestiegen.
Gesamthaft wird trotzdem mehr gearbeitet. Der Zuwachs an Freizeit der Zürcherinnen und Zürcher wird durch eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen und durch ausländische Arbeitskräfte mehr als kompensiert.
Die Wirtschaft wächst vor allem deshalb, weil wir produktiver werden; der Digitalisierung und dem technologischen Fortschritt sei Dank.
Der Wohlstand ist in unserem Kanton überdurchschnittlich hoch. Die Zürcherinnen und Zürcher erwirtschaften pro Kopf und Jahr 104'000 Franken – und damit fast 20’000 Franken mehr im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt.
Florierende Wirtschaft als Wohlstandsgarant
Für mich ist klar: Auch die negativen Effekte des Wachstums müssen diskutiert und wo sinnvoll und möglich auch angegangen werden. Als Regierungsrätin mit Zuständigkeit für Verkehr kenne ich die Herausforderungen sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene sehr gut – und wir sind bemüht, Angebot und Infrastruktur laufend zu verbessern. Aber auch die positiven Effekte des Wachstums dürfen in der Debatte nicht ignoriert werden!
Ein pulsierender Wirtschaftsstandort wie der Kanton Zürich muss sich weiterentwickeln können – und davon profitieren, wie unsere Studie zeigt, alle Bewohnerinnen und Bewohner. Eine florierende Wirtschaft mit sehr gut ausgebildeten Arbeitskräften und viel Innovation ist bester Garant für unseren Wohlstand.
Zur Autorin: Carmen Walker Späh ist Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin im Kanton Zürich.