Nach Frauenstreik will Jacqueline Fehr nur noch anonyme Bewerbungen
Vor einer Woche gingen Tausende Menschen für den Frauenstreik auf die Strasse. Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr geht bereits in die Offensive.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr will nach dem Frauenstreik Druck erzeugen.
- Sie fordert anonyme Bewerbungsverfahren im Zürcher Justizdepartement.
Über eine halbe Million Menschen gingen am vergangenen Freitag auf die Strasse. Die Message des Frauenstreik war deutlich: Die Gleichstellung muss vorwärts getrieben werden, und zwar dalli.
Dies hat sich die Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr offenbar sehr hinter die Ohren geschrieben. Denn die anonymen Bewerbungsverfahren in ihrem Departement sind nur der Anfang.
Parlament und Arbeitgeber nach Frauenstreik in der Verantwortung
Fehr nahm selber am Frauenstreik teil und schwärmt: «Es war ein grossartiges Ereignis. Es waren so unglaublich viele Leute da.» Speziell gefreut habe sie die Teilnahme vieler jungen Frauen.
Doch wie wirksam der Frauenstreik war, wird sich erst zeigen. Fehr ist überzeugt, der Frauenstreik werde grosse Folgen nach sich ziehen. «Vor allem wenn es gelingt, im Herbst Personen ins Parlament zu wählen, die für die entscheidenden Fragen sensibel sind.»
«Politische Forderungen müssen im Parlament eine Mehrheit finden», andere Forderungen würden hingegen in den Arbeitgeber-Bereich fallen. Da will die Justizdirektorin mit gutem Beispiel voran gehen.
Jacqueline Fehr erklärt anonyme Bewerbungsverfahren
Die Regierungsrätin plant, dass sich neue Mitarbeiter im Amt für Justizvollzug künftig anonym bewerben. «Sie werden eingeladen, einen Online-Test für Ihr Persönlichkeits- und Fähigkeitsprofil zu machen.» Weggelassen werden dabei Angaben wie Geschlecht, Alter oder Herkunft.
Relevant sei einzig, ob die Person fähig sei. «Anonyme Bewerbungen verhindern Diskriminierung», ist Fehr überzeugt. Dass auch gleich die anderen Direktionen nachziehen, sei schwierig.
«In einer grossen komplexen Organisation wie der kantonalen Verwaltung ist es wichtig, dass immer einzelne Einheiten etwas ausprobieren.»
Trotzdem ist Fehr zuversichtlich, dass anonyme Bewerbungsverfahren auch in anderen Branchen Zukunft haben. «In anderen Ländern und Grossunternehmen wird es schon flächendeckend eingesetzt.»
Weiter möchte die Regierungsrätin nach dem Frauenstreik auch auf Mentoring-Programme in der Karriere-Planung setzen. Oder Kader-Stellen auf Pensen von 80-100 Prozent ausschreiben.