Nobelpreisträger bekämpft mit Bäumen den Hunger und Klimawandel
Lassen sich Klimawandel oder Armut nur mit teuren und komplizierten Methoden bekämpfen? Tony Rinaudo, Träger des alternativen Nobelpreises, kennt andere Wege.
Das Wichtigste in Kürze
- «Farmer Managed Natural Regeneration» ist eine kostengünstige Wiederaufforstungsmethode.
- Entwickelt hat sie der alternative Nobelpreisträger Tony Rinaudo.
- Diese Woche stellte er diese an der Universität Zürich zusammen mit World Vision vor.
Nachhaltige und effektive Massnahmen gegen den Klimawandel, Armut oder den Welthunger gibt es nur wenige. Schon gar keine simplen und Kosten-effizienten. Umso aussergewöhnlicher scheint daher die Methode des australischen Agronomen Tony Rinaudo.
Er ist Berater für World Vision und stellte seinen Ansatz letzten Montag an der Universität Zürich vor. Dieser nennt sich «Farmer Managed Natural Regeneration» (kurz FMNR) und bescherte ihm 2018 den Alternativen Nobelpreis.
Laut Rinaudo ist FMNR eine äusserst kostengünstige und effektive Methode, welche zur Lösung der dringlichsten Probleme der Menschheit beitragen kann. Diese definiert er mit Armut, Hunger und Klimawandel.
Eine «peinlich einfache Lösung»
FMNR setzt im Kleinen an. Ziel ist zunächst die Wiederbegrünung von wenig fruchtbaren, von Erosion betroffenen Böden - beispielsweise in Afrika oder Indien. Die Grundidee: Zur Aufforstung stark erodierter Landstriche werden nicht neue Bäume gepflanzt. Stattdessen regt man die unter der Oberfläche vorhandenen Wurzelsysteme, welche beispielsweise nach Rodungen noch übrig bleiben, zum erneuten Wachstum an.
Viel mehr als einen Perspektivenwechsel bei den Bauern braucht es dabei nicht einmal, glaubt Rinaudo. «Ich frage die Gemeinschaften, wie die Zukunft ihrer Kinder aussehen wird, wenn wir weiterhin die Natur übermässig ausbeuten und die Biodiversität zerstören.»
Dann gelte es die Bauern dazu anzuhalten, diejenigen Verhaltensweisen zu ändern, welche ihre Umwelt von der Selbstheilung abhalten. «Die Methode ist peinlich einfach», betont Rinaudo, «aber sie funktioniert».
Bäume gegen Hunger, Armut, Klimawandel und Flüchtlingskrise
Doch die Wiederaufforstung ist nicht nur reiner Selbstzweck, sie hat weitreichende Konsequenzen. Durch die Regeneration ganzer Wälder mit einem funktionierenden Ökosystem kehren auch die Nährstoffe und die Feuchtigkeit in die Böden zurück. Zudem spenden die Bäume den Nutzpflanzen Schatten und schützen diese vor Wind.
Das Resultat: Die Nutzpflanzen und damit die Nahrungsgrundlage der Bauern gedeihen und Ernteerträge fallen bis zu 300% höher aus. Sogar der Grundwasserspiegel steigt in den teils von Wasserknappheit geplagten Trockengebieten. Im Endeffekt lassen sich also die Lebensbedingungen der Ärmsten nachhaltig und ohne viel Geld verbessern.
Doch auch positive Nebeneffekte ergeben sich daraus, wie Rinaudo ausführt: «Die Dringlichkeit, das eigene Land zu verlassen nimmt ab. Menschen, die auf ihrem eigenen Land ein würdevolles Leben führen können, müssen nicht flüchten.»
Im Weiteren könne man mit Wiederaufforstung sowohl dem Klimawandel entgegenwirken, als auch dessen Folgen abfedern.