Pilot kritisiert Matteo Salvini für Verhalten im Fall Rackete
Trotz der Freilassung von Carola Rackete ist ein Schweizer Pilot schockiert. Er engagiert sich selber in der humanitären Hilfe und kritisiert Matteo Salvini.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag wurde «Sea Watch» Kapitänin Carola Rackete in Italien verhaftet.
- Seit Dienstagabend ist die Deutsche wieder auf freiem Fuss.
- Ein Schweizer Pilot, der mit Rackete zusammen arbeitete, kritisiert Matteo Salvini scharf.
- Rackete hat Italien mittlerweile verlassen.
«Ich bin empört, ich bin angewidert.» Italiens Innenminister Matteo Salvini ist stinksauer. Die Freilassung von Sea Watch-Kapitänin Carola Rackete sei ein totaler Fehlentscheid der italienischen Justiz, so Salvini in einem Facebook-Live-Video. Er bezeichnete Rackete mehrmals als «Kriminelle» und will sie möglichst schnell des Landes verweisen.
Wie Sea-Watch mitteilt, hat Rackete Italien mittlerweile verlassen und befinde sich an einem sicheren Ort. Dies sagte ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Aufgrund der zahlreichen Drohungen gegen die 31-Jährige werde ihr Aufenthaltsort nicht bekanntgegeben.
Trotz Freilassung ist Fabio Zgraggen, Gründer der Hilfsorganisation «Humanitarian Pilots Initiative (HPI)», ernüchtert. Er kennt Rackete persönlich und hat schon im Rahmen der humanitären Hilfe mit ihr zusammen gearbeitet.
Schweizer Pilot kritisiert Matteo Salvini
Der Pilot hat eine klare Haltung: «Wir würden es eher umdrehen und sagen, dass Matteo Salvini kriminell handelt.» Zgraggen und seine Organisation arbeiten eng mit Sea Watch zusammen. Sie führen Sichtungsflüge über dem Mittelmeer durch und helfen so den Rettungsschiffen, die Flüchtlingsboote zu finden.
Er zeigt kein Verständnis für Racketes Strafverfolgung, zumal auch die internationale Schifffahrt davon beeinflusst werde. «Es sind auch Handelsschiffe vor Ort, die zunehmend wegschauen, weil sie sehen, dass es riesige Probleme mit sich bringt.» Als Folge könnten Handelsschiffe blockiert werden, was natürlich verheerend sei.
Rechtlich gesehen sieht der Pilot ebenfalls keinerlei Diskussionsspielraum. «Die humanitären Helfer halten sich ganz klar ans internationale Seerecht und an die Genfer Flüchtlingskonventionen», betont er.
Politik lässt weitere Menschen sterben
Dass Rackete in Italien trotz Freilassung noch immer eine Haftstrafe droht, bereitet Zgraggen Sorgen. «Das ist natürlich ein weiterer Schritt in Richtung Eskalation.» Die Seerettung würde dabei noch mehr behindert werden, was fatale Folgen haben könnte.
«Wir glauben, dass durch diese Politik noch mehr Menschen auf dem Mittelmeer sterben werden», sagt der Schweizer.