SVP Zürich zerfleischt sich an Delegiertenversammlung
Das Wahldesaster der Zürcher SVP hallt nach. Bis in die Nacht hinein zoffen sich die Delegierten um die künftige Strategie. Die Highlights gibts hier im Video.
Das Wichtigste in Kürze
- Über drei Stunden streitet sich die Zürcher SVP um Personalien und Sachthemen.
- Nach dem Abgang der gesamten Parteispitze ist die Unzufriedenheit in der Basis gross.
- Erst ein spätes Machtwort von Christoph Blocher vermag die Situation zu beruhigen.
Bei der SVP brennt der Baum. Nach den Wahlschlappen in Zürich, Baselland und Luzern sucht die Partei ihre Strategie für die nationalen Wahlen im Herbst. Besonders ab geht die Post im Heimatkanton von Parteiübervater Christoph Blocher.
An der gestrigen Delegiertenversammlung in Zürich zeigte sich: Die Unzufriedenheit ist gross. Weit über drei Stunden beschäftigte sich die Kantonalpartei primär mit sich selbst.
Der abgesetzte Präsident Konrad Langhart machte rasch klar, dass er nicht mehr hinter den Entscheiden der Parteioberen stehen könne.
Er vermisse eine Strategie auf nationaler Ebene. Er wolle seinen Kopf nicht mehr hinhalten für Dinge, die auf nationaler Ebene nicht mehr funktionierten.
Unzufriedenheit mit der SVP-Spitze
Flugs zettelten SVP-ler aus der Basis einen kleinen Aufstand an gegen das von Blocher & Co. vorgeschlagene neue Parteipräsidium. Dieses soll interimistisch aus Patrick Walder (31) und alt Nationalrat Toni Bortoluzzi (72) bestehen.
Die Personalie Bortoluzzi sorgte für Unmut. Der homosexuelle SVP-ler Michael Frauchiger enervierte sich an der Delegiertenversammlung über das alte Schlachtross. Später machte er sich auch via Twitter Luft.
Bortoluzzi hatte in einem Interview gesagt, Schwule hätten «einen Hirnlappen, der verkehrt läuft». Das brachte ihm bereits 2015 heftige Kritik ein.
In der Folge entwickelte sich ein heftiger, öffentlicher Schlagabtausch. Umstritten waren unter anderem auch das Prozedere der Absetzung der Parteileitung.
Auch der als Ständeratskandidat nominierte «Weltwoche»-Chef Roger Köppel musste einstecken, teilte in der Folge aber auch aus.
Christoph Blocher mit spätem Machtwort
Parteigranden wie Gregor Rutz, Ulrich Schlüer und Thomas Matter versuchten, die Situation zu beruhigen. Doch erst der verspätete Auftritt von Christoph Blocher persönlich brachte etwas Ruhe zurück in den Saal.
Der Doyen erschien rund eine Stunde zu spät, weil er zuvor eine «wichtige Sitzung» hatte. Und er spricht ein Machtwort. Blocher verteidigt das von ihm vorgeschlagene Präsidium.
Am Ende, kurz vor Mitternacht, bestätigten die Delegierten Walder & Co. in globo. Nichtsdestotrotz: Der interne Konflikt zwischen Basis und Parteispitze dürfte die Sünneli-Partei in den nächsten Monaten intensiv beschäftigen. Nicht nur an der Limmat.