Wie Airbnb und Co. städtischen Wohnraum in der Schweiz zerstören

Thomas Riner
Thomas Riner

Zürich,

Über diverse Onlineplattformen werden in Schweizer Städten immer mehr Wohnungen an Touristen vermietet. Ein lukratives Geschäftsmodell auf Kosten der Mieter.

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Der Zürcher Mieterverband erklärt, weshalb Schweizer Wohnungen immer mehr an Touristen vermietet werden. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Wohnungen in Schweizer Grossstädten werden an Touristen vermietet.
  • Die Anbieter vermieten möblierte Apartments an Touristen zu horrenden Hotelpreisen.
  • Laut dem Zürcher Mieterverband eine untragbare Situation angesichts der Wohnungsknappheit.
  • Der Verband sieht dringenden Handlungsbedarf und verlangt eine Regulierung.

Touristen, die in einer Schweizer Grossstadt zu Besuch sind, bevorzugen zentrale, attraktive Wohnlagen. Diese werden ihnen durch verschiedene neuere Anbieter wie Viadukt- Apartments, Le Bijou, Casa Heinrich oder Inside Five zur Verfügung gestellt. Die Wohnungen sind möbliert und manche bieten einen hotelähnlichen Service.

«Wir haben neue Eigentümer, die ein Geschäft wittern, es werden Häuser zu teils völlig übersetzten Preisen gekauft. Natürlich versuchen die Besitzer eine möglichst hohe Rendite herauszuholen», erklärt Walter Angst, Leiter Kommunikation vom Zürcher Mieterverband. Hierzu biete sich eine Vermietung zu Hotelleriepreisen an Touristen natürlich an.

Das Nachsehen haben in diesen Fällen meistens die Mieter. Laut Walter Angst gibt es unter den neueren Anbietern auch viele unseriöse, die das schnelle Geld suchen. Damit gehen auch teils fragwürdige Geschäftspraktiken einher. Einigen Mietern werde der Vertrag unter falschem Vorwand gekündigt. Häufig werde fälschlicherweise von Eigenbedarf oder geplanten Sanierungen gesprochen.

In bestimmten Innenstadtquartieren habe das Phänomen mittlerweile ein Ausmass angenommen, das nicht mehr zu akzeptieren sei, sagt Walter Angst. Gerade weil in den betreffenden Quartieren dringender Bedarf an freien und bezahlbaren Wohnungen bestehe.

Der Zürcher Mieterinnen- und Mieterverband kann diese Situation nicht akzeptieren

Laut Walter Angst besteht in dieser Problematik dringender Handlungsbedarf: «Solche Nutzungen dürfen nicht mehr dem Wohnanteil angerechnet werden. Zudem muss eine Bewilligungspflicht eingeführt werden, das macht dieses Geschäftsmodell unattraktiver.»

Wie Angst erklärt, sind die Bodenpreise und der Immobilienmarkt das Hauptproblem. Die Eigentümer kaufen ganze Häuserzeilen als Anlageobjekte zu überhöhten Preisen. Damit die Anlage rentabel ist, müssen entsprechend hohe Mieten eingefordert werden. Da sich derart teure Wohnungen oftmals nicht an lokale Wohnungssuchende vermieten lassen, lohne sich für die Eigentümer eine Umnutzung für den Tourismus.

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Das ganze Interview mit Walter Angst vom Mieterverband Zürich. - Nau

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