40 Prozent der Firmengewinne werden in Steueroasen verschoben
200 Milliarden Dollar gehen den Staaten jedes Jahr verloren, weil Firmen ihre Gewinne in Steueroasen verschieben. Auch die Schweiz spielt ganz vorne mit.
Das Wichtigste in Kürze
- Jedes Jahr verlieren die Staaten 200 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen.
- Die Firmen verschieben ihre Gewinne in Länder mit tiefen Gewinnsteuern.
- Die Schweiz zieht Milliarden von Dollar aus anderen Ländern ab.
Über 650 Milliarden Dollar an Gewinnen verlagerten Firmen 2016 in Steueroasen. Das entspricht fast 40 Prozent aller weltweiten Gewinne. Die Verlagerung reduziert die weltweiten Firmensteuer-Einnahmen um fast 200 Milliarden US-Dollar oder 10 Prozent der weltweiten Körperschaftsteuer-Einnahmen. Das ist das Resultat einer umfassenden Studie der Universität Berkeley in Kalifornien.
Demnach ist Irland mit einem Gesamtvolumen von mehr als 100 Milliarden Dollar das wichtigste Verlagerungsziel. Singapur, die Niederlande und die karibischen Steueroasen folgen. Unter den Steuerparadiesen ist auch die Schweiz.
Wirtschaft in Hochsteuer-Ländern würde profitieren
Die Studie kann zeigen: Je tiefer die Steuern in einem Land, desto bevorteilter sind Tochtergesellschaften ausländischer multinationaler Konzerne gegenüber lokalen Unternehmen. Die Forscher analysierten ausserdem, wie sich der Standort der Unternehmensgewinne verschieben würde, wenn alle Länder den gleichen effektiven Steuersatz anwenden würden.
Resultat: In den europäischen Nicht-Steueroasen würden die Gewinne um etwa 20 Prozent steigen, in den USA um 15 Prozent und in den Entwicklungsländern um 10 Prozent. In den heutigen Steueroasen würden sie hingegen um etwa die Hälfte sinken.
Gemäss Studie sammelt die Schweiz 73 Milliarden Dollar an Gewinnen von Unternehmen, die sie aus Hochsteuerländern anzieht. Damit nimmt sie fast sechs Milliarden an Steuern ein. Von den gesamten Steuereinnahmen von Unternehmen macht dies 28 Prozent aus.
Frankreich verliert 24 Prozent der Gewinnsteuern
Zum Vergleich: Obwohl Irland fast gleich viel Steuergeld anzieht (5,3 Milliarden Dollar) macht dieser Anteil fast zwei Drittel aller Unternehmenssteuer-Einnahmen des Landes aus. Frankreich geht ein Viertel der Steuereinnahmen – knapp zwölf Milliarden Dollar – durch die Lappen, weil französische Firmen ihre Gewinne in Steueroasen versteuern.
Die Schweiz zieht etwa ein Prozent dieses Betrags an, berechnen die Forscher. Das meiste Geld fliesst in diesem Beispiel nach Luxemburg, Belgien, Niederlande und Irland ab. Bedeutend sind auch die Offshore-Kleinstaaten Bermuda, Puerto Rico, Hong Kong oder Singapur.
Die Studienautoren machen darauf aufmerksam, dass die komplexen Strukturen der multinationalen Firmen sowie der limitierte Zugang zu Daten die Auswertung erschwerten. «Diese Unsicherheit hat jedoch keinen Einfluss auf unsere Einschätzung der globalen Höhe der ins Ausland verlagerten Gewinne», schreiben sie.