«Alte» Lebensmittel bei Schweizern hoch im Kurs
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere Projekte wollen helfen Foodwaste zu reduzieren.
- Die Äss-Bar aus Zürich betreibt schweizweit mittlerweile acht Filialen.
- Ein Grossteil der Lebensmittelabfälle fallen beim Endkonsumenten an.
Foodwaste ist unnötig, da dürften sich alle einig sein. Trotzdem werfen Schweizer jährlich über 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel weg. Das entspricht einem Drittel aller produzierten Esswaren.
Mittlerweile gibt es Projekte, die sich dem Thema angenommen haben. Das Prinzip ist oft ähnlich: Lebensmittel, die im Detailhandel oder der Gastronomie nicht verkauft werden können, günstiger an die Kundschaft zu bringen.
Seit einem Jahr gibt es etwa die App Too Good To Go in der Schweiz. Und legt einen guten Start hin. Laut eigenen Angaben hat das Projekt innert Jahresfrist 330'000 Mahlzeiten von der Mülltonne gerettet. Damit sollen 825 Tonnen CO2 eingespart worden sein.
Grosse Player an Bord
Rund 1200 Partner machten mit. Etwa Coop, Migros, Globus, Hitzberger oder Caffè Spettacolo. Überschüssige Ware können sie über die Handy-Anwendung anbieten – zu einem reduzierten Preis.
Das dänische Startup spricht von einem «überwältigenden» Erfolg in der Schweiz. Die Ambitionen sind entsprechend gross: Bis Ende 2019 will Too Good To Go eine Million Mahlzeiten retten.
Schon länger hat die Äss-Bar dem Foodwaste den Kampf angesagt. Als Zweimannbetrieb 2013 in Zürich gestartet, betreibt das Unternehmen mittlerweile neun Verkaufsstandorte in acht Schweizer Städten. «Bis Ende Jahr werden weitere Standorte im Lausanne und Bern dazu kommen», verrät Geschäftsführer Sandro Furnari.
Sandwich für 2,50 Franken
Die Äss-Bar hat im Sortiment, was Bäckereien am Vortag nicht verkaufen konnten. Backwaren gib es ab 50 Rappen, Brote ab 2 und Sandwiches ab 2,50 Franken.
Jährlich werden so zwischen 600 und 700 Tonnen Lebensmittel wiederverkauft. «Die Absatzzahlen entwickeln sich positiv», sagt Furnari. Er schätzt den Markt als sehr gross ein. Und ist sich sicher: «Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.»
Mit den Klimastreiks ist auch das Thema Foodwaste stärker ins Zentrum gerückt. «Ob wir direkt eine Auswirkung spüren, lässt sich aber nicht sagen.»
Wollen Schweizer den Foodwaste bekämpfen, müssen sie auch bei sich selbst ansetzen. Der Detailhandel ist nur für fünf Prozent der Schweizer Lebensmittelabfälle zuständig. 45 Prozent der Abfälle fallen in der heimischen Küche an.