Angeschlagene Türkei hofft auf neue Investitionen aus Deutschland

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Die Türkei ist im vergangenen Jahr stärker gewachsen als alle anderen G20-Staaten – doch nun drohen der türkischen Wirtschaft Schwierigkeiten.

Die Inflation in der Türkei erreichte im Oktober ein 15-Jahres-Hoch von 25,24 Prozent.
Die Inflation in der Türkei erreichte im Oktober ein 15-Jahres-Hoch von 25,24 Prozent. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan besucht ende Woche Deutschland.
  • Sein Land braucht wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten dringend Geld aus dem Ausland.

Ein dramatischer Verfall der Lira stellt die Türkei vor ernsthafte Probleme. Das Land braucht dringend frisches Geld aus dem Ausland, weshalb Präsident Recep Tayyip Erdogan bei seinem Berlin-Besuch am Donnerstag und Freitag bei deutschen Unternehmern um neue Investitionen werben will. Angesichts der politischen wie ökonomischen Lage zögern aber viele Firmen.

Schon lange warnen Ökonomen, dass es trotz des beeindruckenden Wachstums von 7,4 Prozent im vergangenen Jahr grosse Ungleichgewichte in der Türkei gebe. Laut Experten wird das Wachstum wesentlich getrieben vom Bausektor und beruht zum erheblichen Teil auf staatlichen Investitionen in Infrastrukturprojekte und öffentliche Subventionen zur Stützung des Konsums.

Das Wachstum ist zum erheblichen Teil aus dem Ausland finanziert, was sich in einem hohen Aussenhandelsdefizit niederschlägt. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Kredite in Euro oder Dollar aufgenommen, da sie zu günstigen Konditionen zu erhalten waren. Nun wird ihnen dies zum Problem, da durch den Wertverlust der türkischen Lira sich diese Kredite massiv verteuern.

40 Prozent an Wert verloren

Seit Jahresbeginn hat die Lira mehr als 40 Prozent an Wert verloren, wobei sich die Talfahrt im August inmitten eines Streits mit den USA weiter beschleunigte. Lag die Lira im Januar noch bei 3,80 zum Dollar, wird sie jetzt bei 6,12 gehandelt. Befeuert wurde der Wertverlust auch durch die Untätigkeit der Zentralbank. Erdogan ist ein erklärter Gegner hoher Zinsen, die er als «Instrumente der Ausbeutung» bezeichnet.

Mitte September hob die Zentralbank dann den Leitzins um 625 Basispunkte auf 24 Prozent an. Zwar beruhigte dies die Finanzmärkte, doch konnte die Zentralbank die Zweifel an ihrer Unabhängigkeit nicht völlig ausräumen, zumal Erdogan warnte, seine «Geduld» mit den Währungshütern habe Grenzen. Er will weiter eine Senkung der Zinsen, um das Wachstum nicht zu gefährden.

Erst 2020 wieder Aufschwung

Der Verfall der Lira treibt jedoch nicht nur die Preise, sondern gefährdet auch das Wachstum. Wirtschafts- und Finanzminister Berat Albayrak verkündete kürzlich, die Regierung rechne mit einer Inflation von 20,8 Prozent am Jahresende. Für das laufende Jahr werde nur noch ein Wachstum von 3,8 Prozent prognostiziert. Erst 2020 soll es demnach wieder aufwärts gehen.

Auch um diese Ziele zu erreichen, braucht die Türkei ausländische Investitionen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Türkei, rund 7250 deutsche Firmen sind dort aktiv. Seit Jahren importiert die Türkei deutlich mehr aus Deutschland, als sie exportiert. So lagen die Einfuhren aus Deutschland 2017 bei 21,3 Milliarden Dollar, die Ausfuhren bei 15,1 Milliarden Dollar.

Wegen der unsicheren politischen Lage sowie Zweifeln an der Rechtssicherheit in der Türkei zögern viele deutsche Firmen, dort zu investieren. Die deutschen Direktinvestitionen lagen 2017 bei 295 Millionen Dollar und damit deutlich unter dem Vorjahreswert. Auch in diesem Jahr setzt sich der Rückgang fort. In Berlin will Erdogan nun bei deutschen Unternehmern um Vertrauen werben – und um ihr Geld.

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