Anleihe direkt von Firmen: Fed ergreift neue Krisenmassnahmen
Die Wirtschaft leidet unter der Corona-Pandemie. Deshalb ergreift die US-Notenbank Fed neue Massnahmen. Sie will neu Anleihen direkt von US-Firmen erwerben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Notenbank Federal Reserve System ergreift neue Krisenmassnahmen.
- Damit sollen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abgefedert werden.
Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) stemmt sich mit neuen Krisenmassnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Die Währungshüter kündigten am Dienstag (Ortszeit) Schritte zur Stützung der kurzfristigen Finanzierung von Unternehmen an.
Damit tritt sie der Furcht vor einer Pleitewelle entgegen, die in Folge des sich rasant ausbreitenden Virus aufgekommen war. Wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 will die Fed jetzt wieder kurzlaufende Unternehmensanleihen direkt von US-Firmen. Damals wurden Papiere im Volumen von 738 Milliarden Dollar erworben.
Erhalt von Arbeitsplätzen
Der Markt für derartige Geldmarktpapiere - sogenannte Commercial Paper (CP) - drohte zuletzt im Zuge der Viruskrise auszutrocknen.
Die Nachricht gab den Börsen weltweit Auftrieb. Der Dow-Jones-Index schloss 5,2 Prozent im Plus. Der breiter gefasste S&P 500 legte sogar sechs Prozent zu. Der Dax zog am Dienstag 2,3 Prozent an, der EuroStoxx50 gewann 3,1 Prozent.
«Ein verbesserter Markt für Geldmarktpapiere wird die Fähigkeit der Unternehmen erhöhen, Beschäftigung und Investitionen zu erhalten. Der Coronavirus-Ausbruch beschäftigt unterdessen die Nation» teilte die Federal Reserve System mit.
Über kurzfristige Geldmarktpapiere besorgen sich Unternehmen Barmittel, etwa für Gehaltszahlungen, aber auch für unvorhergesehene Ereignisse. Im Zuge der Coronavirus-Krise war es am Markt zu Liquiditätsengpässen gekommen. Insbesondere der Risikoaufschlag für Papiere mit geringerer Bonität schoss in die Höhe.
Federal Reserve System will Händler an Wall Street unterstützen
Die Marktturbulenzen stehen auch im Zusammenhang mit Sorgen über eine Ausweitung der Quarantänemassnahmen in der Coronavirus-Krise. Dazu kommt die Sorge vor einem möglicherweise erschwerten Zugang zu Bargeld. Falls massiv Geld aus dem CP-Markt abgezogen werden sollte, könnte es zu Verwerfungen bis hin zu einem panikartigen Ausverkauf kommen.
Als abschreckendes Beispiel gilt ein Fall aus dem Jahr 2008, der in der Weltfinanzkrise für grosse Wellen gesorgt hatte: Der 65 Milliarden Dollar schwere «Reserve Primary Fund» erlitt im Zug der damaligen Marktpanik einen massiven Wertverfall. Als Folge blieben Investoren auf heftigen Verlusten sitzen.
Ein Austrocknen der Liquidität am Commercial-Papers-Markt würde auch die Gefahr heraufbeschwören, dass Firmen verstärkt auf Kreditlinien von Banken zugreifen. Somit könnten Geldhäuser unter Druck geraten. Zuletzt hatten bereits Unternehmen aus Bereichen, die besonders stark von der Viruskrise betroffen sind, Kredite in Anspruch genommen. Manche haben auch deren Umfang ausgeweitet – darunter auch Grosskonzerne wie der Flugzeugbauer Boeing.
Die Federal Reserve System will den rund zwei Dutzend Primärhändlern an der Wall Street kurzfristige Kredite zu günstigen Konditionen anzubieten. Diese Finanzakteure spielen eine wichtige Rolle im Geschäft mit Anleihen und anderen Vermögenswerten.
Ihnen will die Federal Reserve System ab dem 20. März 90-tägige Kreditspritzen anbieten. Mit dem Schritt will die Notenbank unter anderem für weiterhin funktionierende Märkte sorgen.
Asiens Börsen weitgehend positiv
Die Dollar-Wächter senkten im Kampf gegen die Corona-Folgen bereits in zwei Schritten ihren Leitzins. Er wurde auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt. Zudem wollen sie zur Stützung der Wirtschaft in den kommenden Wochen mindestens 700 Milliarden Dollar in die Hand nehmen. Damit werden sie ihre Bilanz aufblähen.
Die asiatischen Börsen sind dann am Mittwoch nach unruhigem Handel gestiegen. Dennoch überschatten die Sorgen über die Coronavirus-Pandemie die Hoffnungen nach der breiten politischen Unterstützung mehrerer Länder.