Aryzta kehrt zu den Hiestand-Wurzeln zurück

Keystone-SDA
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Zürich,

Die Backwarenfirma Aryzta steckt mitten im Unternehmensumbau. Mit dem Verkauf des Nordamerika-Geschäfts ist ein grosser Schritt bereits Geschichte.

Aryzta
Das Schweizer Unternehmen Aryzta bietet Tiefkühl- und Backwarenprodukte an. - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Urs Jordi ist seit September neuer CEO bei Aryzta.
  • Seit er am Steuerknüppel sitzt, hat sich einiges verändert.
  • Die grösste Änderung bisher war der Verkauf des Nordamerika-Geschäfts.

Das Aryzta-Management verliert keine Zeit beim Umbau des Backwarenkonzerns: Mit dem Verkauf des Nordamerika-Geschäfts führt es Aryzta wieder zurück zu den Hiestand-Wurzeln. Doch der Weg zum Turnaround dürfte aufgrund der Corona-Einschränkungen steinig bleiben.

Verkauf des Nordamerika-Geschäfts

Seit Urs Jordi im September den Steuerknüppel bei Aryzta übernommen hat, bleibt in dem Unternehmen kein Stein auf dem anderen: Im Verwaltungsrat und Management rollten Köpfe, die Strukturen wurden vereinfacht und das Unternehmen verschlankt. Insbesondere mit dem am letzten Freitag vermeldeten Verkauf des Nordamerika-Geschäfts ist dem Management laut Analysten ein Befreiungsschlag gelungen.

Aryzta
Ein «Gipfeli-Bäcker» bei Aryzta. - Keystone

Dabei punktet Aryzta sowohl mit dem Verkaufspreis als auch dem Zeitpunkt: Der Verkauf bringt Aryzta umgerechnet rund 710 Millionen Euro ein. Mit dem Verkauf des Lateinamerika-Geschäfts könnte das obere Ende der Spanne von 600 bis 800 Euro an Verkaufseinnahmen erreicht werden. Die meisten Analysten hatten auch nicht so schnell mit einem Deal gerechnet.

Aryzta: Fusion mit IAWS

Mit dem Nordamerika-Geschäft wird Aryzta nun einen Bremsklotz los. Dieses wurde besonders mit der Fusion von Hiestand mit IAWS 2008 mittels Übernahmen forciert. IAWS hatte bereits einen starken Fussabdruck in Nordamerika mitgebracht.

Insgesamt gab Aryzta in den letzten Jahren fast 3 Milliarden Euro für Zukäufe in dieser Region aus. Dies rechnet die Bank Vontobel vor.

IAWS Group Hiestand
Denis Lucy (rechts), ehemaliger VR-Präsident der IAWS-Group und Wolfgang Werle (links), ehemaliger VR-Präsident von Hiestand, lächeln an der ausserordentlichen Generalversammlung von Hiestand in Zürich am Dienstag, 19. August 2008. - Keystone

Doch der erhoffte Erfolg wollte sich nie einstellen - im Gegenteil. Aryzta ächzte zunehmend unter den hohen Schulden. Diese sollen nun mit dem Verkaufserlös wieder abgebaut werden.

Nordamerika-Geschäft verzeichnete starke Erholung

Immerhin: In der ersten Jahreshälfte des Geschäftsjahres 2020/21, war es das Nordamerika-Geschäft, das eine besonders starke Erholung verzeichnete. Das habe denn auch bei den Verkaufsverhandlungen geholfen, sagte Jordi am Montag an einer Telefonkonferenz. Die Kehrseite: Dieser Erholungstreiber fällt künftig weg.

Urs Jordi
Urs Jordi, damals noch CEO von Hiestand, im Jahr 2007. - Keystone

In Europa, dem mit Abstand grössten verbliebenen Geschäft, belasten die Pandemie-bedingen Lockdowns. Im zweiten Quartal ging dort der Umsatz organisch um 23,5 Prozent zurück.

Nachdem sich der Rückgang im ersten Quartal noch auf 15,7 Prozent verlangsamt hatte. Im Rest der Welt setzte sich die Erholung allerdings mit einem Minus von noch 4,1 Prozent fort.

Betriebsgewinn sank um 36,1 Prozent

Insgesamt setzte Aryzta im ersten Halbjahr mit seinen fortgeführten Aktivitäten 752,5 Millionen Euro um. Das entspricht einem organischen Rückgang um 17,6 Prozent. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) sank um 36,1 Prozent auf 76,1 Millionen, entsprechend einer Marge von 10,1 Prozent.

Aryzta
Das Logo des Backwarenkonzern Aryzta. - Keystone

Eine Prognose für das Gesamtjahr wollte das Management anlässlich der Halbjahreszahlen vom Montag nicht wagen. Doch Aryzta-Chef Jordi zeigte sich zuversichtlich, bald wieder zu Wachstum zurückkehren, sowohl aus eigener Kraft als auch mit Zukäufen. Auch die Profitabilität soll verbessert werden.

Unternehmen sei auf Kurs

Die neue Strategie mit einer Vereinfachung der Strukturen, mehr Verantwortung für die lokalen Einheiten und Kostensenkungen zahlt sich dabei aus: Das Unternehmen sei auf Kurs, seine Kostenbasis um ein Viertel zu senken, sagte Jordi. Bis in zwei Jahren soll sich die EBITDA-Marge auf 12,5 Prozent verbessern.

Analysten jedenfalls zeigten sich vom Tempo bei der Umsetzung der neuen Strategie beeindruckt. Die Pläne des Managements seien vielversprechend. Auch an der Börse gab es Applaus: Bis Montagmittag gewinnen die Aktien knapp 4 Prozent und notieren damit erstmals seit über einem Jahr wieder über 1 Franken.

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