Bei «smarten» Geräten sind die Kunden die Dummen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Ohne Unterstützung der Hersteller werden moderne Elektronikgeräte schnell unbrauchbar. Oft ein bewusster Entscheid der Firmen.

Smartwatch
Gibt es von Hersteller kein Software-Update, sind die Funktionen vom «smarten» Geräten schnell eingeschränkt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Elektronikgeräte sind heute mit dem Internet verbunden.
  • Ohne regelmässige Software-Updates funktionieren viele Geräte nicht korrekt.

Sonos hat Anfang Jahr weltweit für Furore gesorgt. Der Lautsprecher-Hersteller kündigte an, dass ältere Geräte ab Mai keine Updates mehr erhalten. Das werde die «Gesamtfunktionalität» beeinträchtigen, hiess es.

Besonders ärgerlich: Manche der betroffenen Produkte sind erst fünf Jahre alt. Als Lösung bietet das Unternehmen Rabatte für den Kauf eines neuen Gerätes an.

Nach dem Aufschrei ruderte Sonos zwar etwas zurück. Trotzdem befürchten viele Kunden, dass ihre Lautsprecher früher oder später nicht mehr funktionieren – obwohl sie technisch in Ordnung wären.

Die Sonos-Lautsprecher sind vernetzt und mit dem Internet verbunden. Neudeutsch werden solche Geräte als «smart» (schlau) bezeichnet. Doch diese Funktionen machen die Produkte kurzlebig.

Sonos Lautsprecher
Ein Lautsprecher aus dem Hause Sonos. - Mobile Syrup

Denn ohne Unterstützung der Hersteller werden vernetzte Geräte schnell unbrauchbar. Beispiel Pebble-Smartwatches: Diese funktionierten bereits fünf Jahre nach Marktstart nicht mehr richtig, weil der Hersteller Insolvenz anmeldete und seine Server abschaltete.

Nach fünf Jahren keine Unterstützung mehr

Ende 2019 stampfte Microsoft die Unterstützung für Windows Phone 10 ein, obwohl das System erst 2015 auf den Markt kam. Wichtige App-Entwickler wie WhatsApp haben der Plattform den Rücken gekehrt.

Sowieso ist die Haltbarkeit von Smartphones ist beschränkt. Viele Hersteller liefern wenige Jahre nach der Lancierung keine Updates mehr. Manche bewusst, in anderen Fällen, weil das Unternehmen in Schieflage geraten ist. So ist es eine Frage der Zeit, bis Kunden von Blackberry oder Essential ihre Geräte nicht mehr richtig nutzen können.

Blackberry TCL
Kunden von Blackberry gucken bald in die Röhre. TCL ist der Hersteller von Blackberry. - dpa-infocom GmbH

Das Problem ist immer das gleiche: Ist die Software veraltet, werden Apps und Dienste mit dem Gerät inkompatibel. Dazu kommen Sicherheitslücken, welche das Handy angreifbar machen.

App ohne Update

Der Ärger mit «smarten» Geräten geht auch anders: Zu vielen Produkten gibt es heute eine passende App dazu. Bei manchen Hifi-Verstärkern sind gewisse Funktionen – etwa die Toneinstellungen – nur via Smartphone-App verfügbar. Doch: Pflegt der Hersteller die Anwendung nicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die App mit neuen Smartphones inkompatibel ist.

Die Vernetzung macht Unterhaltungselektronik bequem, doch die Lebenserwartung wird damit verkürzt. Wer das Produkt länger nutzen will, kauft – wenn möglich – besser die «dumme» Variante. Die ist in der Regel sowieso günstiger.

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