Carlos Ghosn hat Nissan vor Pleite bewahrt

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Frankreich,

Jetzt sitzt Carlos Ghosn in Untersuchungshaft. Vorwurf: Persönliche Bereicherung. Die Autobauer Nissan und Renault wären ohne ihn weniger erfolgreich.

Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender von Renault-Nissan-Mitsubishi, spricht auf der North American International Auto Show in Detroit.
Wegen Verstosses gegen japanische Finanzregeln sowie Veruntreuung drängt der japanische Autobauer Nissan seinen Verwaltungsratschef Carlos Ghosn zum Rückzug. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Carlos Ghosn hat Renault und Nissan wieder auf Erfolgskurs gebracht.
  • Der erfolgreichste Automanager soll sich auf Firmenkosten bereichert haben.

Am 19. November nahm die Erfolgsgeschichte von Carlos Ghosn (64) ein jähes Ende. Der Chef von Renault und Nissan wurde verhaftet. Der Vorwurf: Ghosn soll sich persönlich bereichert und auf Firmenkosten Luxus-Immobilien finanziert haben. Jahrelang soll er sich mehr ausbezahlt haben, als auf dem Papier angegeben. Es geht um über 40 Millionen Euro.

Nicht, dass Ghosn das nötig gehabt hätte. Immerhin war er als Chef von Renault und Nissan bestbezahlter Automanager der Welt. Die Franzosen zahlten ihm letztes Jahr 7,3 Millionen Euro, aus Japan kamen gar 9,2 Millionen Euro. Sein Vermögen wird auf 100 Millionen Euro geschätzt.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Der in Brasilien geborene Sohn libanesischer Einwanderer ist extrem diszipliniert. Sein Alltag ist perfekt durchgeplant. Selbst die Schlafenszeit. Er hält eisern Diät, treibt Sport. Und spricht sieben Sprachen. Japanisch beherrschte er bereits ein Jahr nach Amtsantritt bei Nissan.

Vor Pleite bewahrt

Das japanische Unternehmen hat Ghosn von der Pleite bewahrt. Nachdem der Automanager Mitte der 90er Renault wieder in die Gewinnzone brachte, schaffte er in Japan das Unmögliche. Nissan machte jahrelang Verlust, hatte 20 Milliarden Dollar Schulden. Renault kaufte einen Anteil zum Schnäppchen-Preis. Und schickte Sanierer Ghosn nach Japan.

Drei Monate plante er den Umbau. Als er seine Pläne präsentierte, war man in Japan alles andere als erfreut. 21'000 Jobs wollte Ghosn streichen. Und haufenweise Privilegien abschaffen. Trotz Gegenwind setzte sich der erste Nissan-Chef durch, der nicht japanischer Abstimmung war. Bereits ein Jahr später machte Nissan 2,7 Milliarden Gewinn. Ghosn wurde als Held gefeiert.

Der Automanager führte mit eiserner Hand. Mehrere Top-Manager verliessen Renault und Nissan, weil Ghosn keine Anzeichen machte, Macht abzugeben. In Paris nannte man ihn Imperator. Kein Wunder: Roms Historie biete wertvolle Lehren für die Manager von heute, erklärte der Ghosn einst.

Nissan hat den Chef mittlerweile gefeuert, bei Renault ist er noch im Amt. Aber verhindert, wie es in Paris heisst. 

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