Chinas Wachstum fällt auf niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten
Der Handelskrieg mit den USA bremst Chinas Wirtschaft und legt Schwächen offen. Was sind die Folgen für Chinas Partnerunternehmen?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Handelskonflikt mit den USA schwächt Chinas Wirtschaft stark ab.
- Nicht nur die Strafzölle drücken das Wirtschaftswachstum, auch Probleme im Land.
Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Vor dem Hintergrund des Handelskrieges mit den USA und hausgemachter Probleme erreichte die zweitgrösste Volkswirtschaft im vergangenen Jahr nur noch ein Wachstum von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistikamt heute Montag in Peking mitteilte. Unter der Konjunkturschwäche in China hat auch die exportabhängige deutsche Wirtschaft zu leiden.
Das Quartalswachstum fiel Ende 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar auf nur noch 6,4 Prozent – ähnlich langsam wie zuletzt 2009 nach Ausbruch der globalen Finanzkrise. Die Aussichten für das angelaufene Jahr sind damit ungünstig. Die Weltbank und Experten rechnen damit, dass das Wachstum unter 6,5 Prozent fallen wird. Wie stark die Marke unterschritten wird, hängt davon ab, ob der Handelskrieg mit den USA noch weiter eskaliert oder eine Einigung gefunden werden kann.
«Der Handelskrieg macht sich derzeit vor allem in einer wachsenden Unsicherheit bemerkbar», sagt Max Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft beim China-Institut Merics. Schwächelnde Exporte und Zurückhaltung bei Investitionen wirkten sich bereits auf das Wachstum aus. «Richtig ernst dürfte es aber erst werden, wenn es bis März keine Lösung gibt und es zu weiteren Zollerhöhungen kommt.»
Die USA haben China eine Frist bis 1. März gesetzt und drohen bei mangelndem Entgegenkommen mit einer weiteren Eskalation. US-Präsident Donald Trump fordert eine stärkere Marktöffnung und einen wirksamen Kampf gegen den Diebstahl geistigen Eigentums und erzwungenen Technologietransfer.
Peking ist «besorgt»
Chinas Wachstum ist den neuen Zahlen zufolge so langsam wie seit 1990 nicht mehr – lag 2018 aber noch knapp über der amtlichen Zielvorgabe von 6,5 Prozent für das Gesamtjahr. Trotzdem ist die Regierung in Peking «besorgt», wie informierte Kreise berichteten, die von höchster Stelle über die Lage unterrichtet wurden. «Es sind Stimulusmassnahmen geplant.» Im neuen Jahr sollen möglicherweise nur noch 6,0 bis 6,5 Prozent als Wachstumsziel vorgegeben werden.
Nicht nur der Handelskrieg bremst die Wirtschaft. Experten verweisen auch auf den Kampf gegen das ausufernde Kreditwachstum und andere Faktoren. «Die Stimmungslage im Land hat sich grundsätzlich verändert», sagt Merics-Ökonom Zenglein. Das mache sich sowohl in einer grösseren Zurückhaltung aufseiten der Konsumenten als auch aufseiten privater Unternehmen bemerkbar, die weniger investierten.