Coronavirus: Auch lokale Gemüselieferdienste langsam am Anschlag
Wegen des Coronavirus gehen Menschen immer weniger einkaufen. Auch lokale Gemüselieferdienste können vermehrt keine neuen Kunden mehr annehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch Gemüselieferdienste haben momentan Hochkonjunktur.
- Menschen wollen weniger einkaufen, aber frisches Gemüse kann man nicht auf Vorrat kaufen.
- Lokales Gemüse sei ein Stück Normalität, sagt auch Flavia Wasserfallen von Bioabi.
Zu Beginn der Krise wegen des Coronavirus häuften sich die Hamsterkäufe. Lange haltbare Lebensmittel waren vielerorts ausverkauft, Pasta, Dosen, Tiefkühlspeisen und vieles mehr fehlten in den Läden.
Frisches Gemüse gibts nicht auf Vorrat
Mittlerweile ist die Schweiz wegen des Coronavirus seit bald zwei Wochen im Teil-Lockdown. Hamsterkäufe gibt es kaum mehr, aber dennoch sind Herr und Frau Schweizer angehalten, möglichst wenig einkaufen zu gehen. Abhilfe schaffen Lieferservices, die derzeit Hochkonjunktur haben.
Die Heimbringdienste der Detailhändler haben längst enorm lange Lieferfristen. Auch sehr begehrt sind lokale Services, die einem nach Hause bringen, was man eben nicht auf Vorrat einkaufen kann: frisches Gemüse aus der Region.
Für SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen, die vor etwas über zehn Jahren in Bern den Lieferservice Bioabi mitbegründete, kein Zufall.
Coronavirus zeigt Kehrseite der globalisierten Welt
«Ich habe den Eindruck, dass gerade in dieser Zeit, in der wir die Kehrseite der globalisierten Welt zu spüren bekommen – Abhängigkeit von Medikamenten oder anderen Produkten aus China, globale Verbreitung eines Virus – der Fokus stärker auf Nähe, Nachhaltigkeit und Sorgfalt gerichtet wird», sagt Wasserfallen auf Anfrage von Nau.ch.
«Das bieten wir mit Bioabi. Unsere Kundinnen und Kunden wissen, woher die Produkte kommen, wer sie anbaut und wie sie geliefert werden.»
Ein Stück Normalität aus der Region
Lokales Gemüse vom Bauern statt importierter Ware vom Grossverteiler. «Unsere Kundschaft schätzt es sehr, dass wir ihnen mit der zweiwöchentlichen Lieferung auch in dieser ausserordentlichen Zeit ein kleines Stück Normalität und frisches Gemüse und Früchte bieten können», meint Wasserfallen.
Wie fast alle Lieferservices ist Bioabi derzeit enorm stark ausgelastet. Seit Mitte März sind die Anmeldungen stark gestiegen, insgesamt beliefert man derzeit 250 Haushalte in der Region Bern. Rekord.
«Mussten Notbremse ziehen»
Ebenfalls in der Region Bern ist der Service Frisches.ch tätig. Auf dessen Webseite heisst es, man sei derzeit überlastet und könne keine neuen Kunden mehr annehmen. «In den letzten Wochen wurden wir mit Bestellungen überflutet und letzten Mittwoch mussten wir die Notbremse ziehen, da unsere Mitarbeiter, Partner und Lieferanten überarbeitet waren», sagen Geschäftsführer Enza und Michael Udry gegenüber Nau.ch.
Frisches beliefert täglich 100 bis 150 Haushalte im Raum Bern und ist stolz darauf, dazu beizutragen, die Grundversorgung sicherstellen zu können. Beim derzeitigen Ansturm wurde auch neues Personal nötig: «Wir haben unser Team verdreifacht. Anders wäre es nicht möglich, diese Menge zu bewältigen.»
Extra-Liefertermine für Risikogruppen
Aufgestockt hat auch Farmy, einer der grössten Lieferdienste der Schweiz. «Von 83 Mitarbeitenden Mitte Februar sind wir auf rund 120 Mitarbeitenden angewachsen», sagt Mediensprecherin Fiona Lenz auf Anfrage von Nau.ch. Das ist ein Wachstum von satten 50 Prozent.
Dennoch ist auch Farmy wegen des Coronavirus bis in den Mai ausgebucht. Man arbeite aber daran, zusätzliche Termine einrichten zu können. Zudem hat sich der Lieferdienst einen besonderen Service für gefährdete Personen ausgedacht: Wer zu einer Risikogruppe gehört, kann von Extra-Lieferterminen profitieren.