Coronavirus: Ferien auf Bauernhof boomen
Wegen des Coronavirus machen viele Schweizer in der Heimat Ferien. Davon profitiert der Agrotourismus. Ein Experte sieht das Potenzial nicht ausgeschöpft.
Das Wichtigste in Kürze
- Während die Logiernächte zurückgingen, war Agrotourismus 2020 beliebter.
- Auch dieses Jahr klettern die Buchungen weiter nach oben.
Die Corona-Krise hat für die Schweizer Wirtschaft viele schlechte Seiten. Trotzdem gibt es einige Gewinner. Zu ihnen gehören auch die Schweizer Bauern.
Konkret: der Agrotourismus. Übernachtungen auf dem Bauernhof erleben seit Krisenbeginn einen Boom.
Gegenüber dem Vorjahr haben die Buchungen 2020 um 12 Prozent zugelegt, dieses Jahr sieht es noch besser aus. Zum Vergleich: Hotelübernachtungen sind letztes Jahr um 40 Prozent zurückgegangen. «Der positive Trend geht bestimmt bis 2022 weiter», sagt Andreas Allenspach, Geschäftsführer von Agrotourismus Schweiz.
Gefragt waren vor allem Ferienhäuser, Ferienwohnungen, Zimmer und Camping auf dem Bauernhof. «Schlafen im Stroh und Gruppenunterkünfte waren rückläufig, da Vereine und Schulklassen kaum Ausflüge gemacht haben.»
Ein Drittel mehr Umsatz
Für die Landwirte zahlt sich das aus. Ein Betrieb, der Übernachtungen anbietet, setzt im Schnitt fast ein Drittel mehr um. Agrotourismus wird mehrheitlich von Frauen auf dem Hof angeboten. «Sie können damit einen wichtigen finanziellen Beitrag für den Hof generieren, statt auswärts arbeiten zu müssen.»
Wenig überraschend stammen zwei Drittel der Gäste aktuell aus der Schweiz. Fast jeder vierte Gast auf eidgenössischen Bauernhöfen kommt aber aus Deutschland.
Agrotourismus Schweiz zahlt 220 Mitglieder über die ganze Schweiz. Sie bieten ihre Dienste über die Webseite von Agrotourismus, aber auch über Plattformen wie E-Domizil oder Reisebüros an.
Doch warum boomen Ferien auf dem Bauernhof während der Corona-Zeit? Tourismus-Experte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern (HSLU) erklärt dem Trend damit, dass viele Angebote nicht in Hotspots seien. «Auch hat sich während der Pandemie der Natur-Trend verstärkt.»
Wie Allenspach glaubt auch Stettler, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Entscheidend sei die Qualität. «Es gibt bereits heute sehr gute Beispiele, aber auch sehr grosse Unterschiede.»
Unter dem Strich sieht der HSLU-Professor den Agrartourismus als ergänzendes Angebot zu Hotels, Jugendherbergen und Ferienwohnung. «Aber teilweise auch als direkter Konkurrent.»