Coronavirus: Noch wenig Härtefall-Gesuche – Kritik aus den Branchen

Tausende Firmen leiden unter den Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Doch der grosse Run auf die Hilfsgelder bleibt aus. Das System steht in der Kritik.

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Schweizer Restaurants bleiben diese Tage geschlossen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den meisten Kantonen können Unternehmen Härtefall-Gesuche stellen.
  • Die Handhabung ist allerdings je nach Kanton unterschiedlich.
  • Betroffene Branchen kritisieren das System scharf.

Der Corona-Krise bedroht Existenzen. Für besonders stark betroffene Branchen sprechen Bund und Kantone darum Härtefall-Gelder. Noch scheint die Nachfrage nach finanzieller Hilfe aber überschaubar, wie aktuelle Zahlen zeigen.

Der Kanton Bern nimmt seit Wochenbeginn Gesuche entgegen. Am ersten Tag ist gerade mal ein Antrag eingegangen. Kleine Firmen können im Aargau seit Anfang Dezember Härtefall-Gelder beantragen. Bis Montag gab es 44 Gesuche.

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Restaurantbetreiber hoffen, so schnell wie möglich wieder öffnen zu können. - Keystone

Bereits seit dem 23. November können im Kanton Basel Stadt Hilfsgelder beantragt werden. Bis zu Wochenbeginn wurden 255 Gesuche eingereicht, 73 bereits genehmigt.

Gastronomie & Reisebüros brauchen Geld

Die bisher eingereichten Anträge zeigen ein klares Bild: Besonders die Gastronomie ist auf die Hilfsgelder angewiesen. Aber auch Catering-, Event-Betriebe und Reiseunternehmen benötigen finanzielle Unterstützung.

Die Härtefälle werden unterschiedlich behandelt. So gibt es heute noch Kantone – etwa Zürich – welche aktuell noch keine Gesuche entgegennehmen.

Coronavirus
Mehr Sicherheit trotz Coronavirus: Reisebüros setzen auf «Rundum-Sorglospakete». - keystone

In den meisten Kantonen müssen Unternehmen einen Umsatzeinbruch von 40 Prozent haben, um sich für die Unterstützung zu qualifizieren. Auch hier gibt es Ausnahmen. Im Aargau beispielsweise wurde die Hürde tiefer angelegt.

Branchen kritisieren Willkür

Dann gibt es in einigen Kantonen Härtefall-Gelder nur À-fonds-perdu. In anderen müssen sich darbende Firmen mit einem Mix aus Krediten und À-fonds-perdu-Beiträgen begnügen.

Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands, kritisiert diesen Kantönligeist. «Es ist mühsam, dass die Kantone unterschiedliche Regelungen haben.» Das sei sehr willkürlich.

Walter Kunz
Walter Kunz ist Präsident des Schweizer Reise-Verbands. - Keystone

Er kritisiert auch, dass bei der Beurteilung nur auf das Bankkonto geschaut werde. «Doch viele Reisebüros haben Kundengelder, die ihnen nicht gehören. So werden Härtefall-Gelder nicht gewährt, obwohl den Betroffenen das Wasser bis zum Hals steht.»

Einheitliche Handhabung gewünscht

Der Schweizer Reise-Verband wünscht sich eine einheitliche Handhabung. Denn: «Ein Reisebüro ist überall gleich betroffen – egal ob in St.Gallen, Schwyz oder Genf. Dem wird überhaupt nicht Rechnung getragen.»

Schweizer Reisebüros verbuchen einen Umsatzeinbruch von 80 bis 90 Prozent. Für Kunz ist darum klar: «Alle unserer Mitglieder werden Härtefall-Gelder beantragen müssen.»

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Gastrosuisse sieht hunderttausend Jobs in Gefahr. - Keystone

Ähnlich klingt es aus der Gastronomie. «Die Härtefall-Regelung ist zu umständlich konzipiert», sagt Gastrosuisse-Sprecher Patrik Hasler-Olbrych. Zudem dauere die Umsetzung vielerorts zu lange. «Ferner sind die Härtefall-Kriterien des Bundes und einzelner Kantone viel zu streng.»

Viel Betriebe hätten Geldprobleme, so Hasler-Olbrych. Doch die bürokratischen Hürden – etwa der vorgeschriebene Nachweis der Überlebensfähigkeit – stiessen in der Branche auf grosses Unverständnis. «Die Anspruchsvoraussetzungen müssen für alle Unternehmen der Gastronomie und Hotellerie gelockert werden.»

Restaurants hat der Bund schliessen lassen. Gastrosuisse fordert darum eine Ausfallsentschädigung. Denn: «Die anstehende Konkurswelle bedroht rund hunderttausend Stellen im Gastgewerbe und wird wertvolle Wirtschaftsstrukturen vernichten.»

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