Coronavirus: Touristiker kritisieren Quarantäne für gesunde Touris
Auch bei negativem Test muss ein Tourist nach Rückkehr aus einem Risikogebiet wegen dem Coronavirus in Quarantäne. Touristiker verlangen eine Alternative.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montagabend trafen sich drei Bundesräte mit Vertretern der Tourismusverbände.
- Dabei forderten die Verbände offene Grenzen und eine Lockerung der Quarantänevorschriften.
- Unter anderem sollen Touristen bei negativem Corona-Test nicht mehr in Quarantäne.
Die Tourismusbranche steckt tief in der Krise: Reiseveranstalter um Reiseveranstalter kündet Entlassungen oder gar Konkurse an. In der Schweiz jubeln zwar viele Destinationen – ausgenommen die Städte – über hohe Besucherzahlen. Doch die anrollende Wintersaison bereitet den Tourismusverbänden grosse Sorgen.
Darum trafen sich gestern Montagabend Vertreter der Tourismusverbände mit den Bundesräten Simonetta Sommaruga, Alain Berset und Guy Parmelin. Ziel der Touristiker: Planungssicherheit erlangen. Die Branche habe ihre Verantwortung in den letzten Monaten wahrgenommen. So schreibt es der Schweizer Tourismus-Verband in einer Stellungnahme vom Montagabend.
Wir haben unsere Schweiz diesen Sommer als Ferienland wiederentdeckt. Jetzt braucht der #Tourismus Perspektiven, dank guten Schutzkonzepten für den Winter. ☀️❄️ #schweizergeheimtipp pic.twitter.com/0GusxGIUlG
— Simonetta Sommaruga (@s_sommaruga) August 31, 2020
«Die erarbeiteten Schutzkonzepte greifen und haben ihre Tauglichkeit während der Sommersaison 2020 unter Beweis gestellt.» Daher sei es im Hinblick auf die Herbst- und Wintersaison zentral, «keine weiteren Restriktionen hinnehmen zu müssen».
Auffällig ist die Forderung der Touristiker nach «offenen Grenzen». Die Allianz plädierte gegenüber dem Bundesrat für offene Grenzen im europäischen Raum. Insofern dies aus epidemiologischer Sicht des Coronavirus möglich sei.
Negativer Test des Coronavirus soll Quarantäne aufheben
Denn: Risikolisten und ständig ändernde Reiserestriktionen in Form von Quarantänevorschriften hätten negative Auswirkungen auf den Schweizer Tourismus. Doch mit offenen Grenzen ist nicht etwa eine unbeschränkte Reisefreiheit gemeint.
Sondern eine Harmonisierung innerhalb der wichtigsten Tourismus-Märkte. Ein Beispiel dafür sind die unterschiedlichen Schwellenwerte, wann ein Land ein Gebiet auf die Risiko-Liste setzt. In der Schweiz liegt der Wert für ein Risiko-Gebiet bei 60 Fällen des Coronavirus auf 100'000 Einwohner während 14 Tagen.
In Deutschland liegt dieser Wert bei 50 Fällen innerhalb einer Woche. Dieser Flickenteppich sei «Gift fürs Reisen», warnt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig im «Tagesanzeiger». Der Bundesrat solle hier Sicherheit schaffen.
Auch Gastro-Suisse-Präsident Casimir Platzer nervt sich in der Zeitung über die unterschiedlichen Quarantäne-Schwellwerte. «Wenn das so weitergeht, dann ist das der Killer der Wintersaison.» Die Touristiker haben darum beim Bundesrat eine Forderung platziert.
Gäste aus Risikoländern sollen bei der Einreise am Flughafen auf das Coronavirus getestet werden. Ein negativer Test solle die Quarantäne verkürzen oder gar überflüssig machen. Die Touristiker könnten sich das Modell auch vorerst nur für die wichtigsten Quellmärkte wie Belgien oder Grossbritannien vorstellen.
Das BAG betonte bisher stets: Die Quarantänepflicht besteht auch bei negativem Corona-Test. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» sagt eine Sprecherin, das System würden vorderhand bestehen bleiben. Ob Anpassungen nötig sind, würden die kommenden Tage und Wochen zeigen.
Deutschland hatte eine solche Testpflicht für Einreisende bereits probiert – und nach wenigen Wochen wieder verworfen. Da die Labore zu sehr an ihre Grenzen stiessen, haben die Gesundheitsminister die Abschaffung angekündigt. Gesundheitsminister Jens Spahn begründete ausserdem mit dem Ende der grossen Sommerferien-Rückreisewelle.
