Coronavirus: Zürcher Bar-Betreiber trauert Zertifikat nach
Aufgrund der Lage ums Coronavirus plant der Bundesrat, die Zertifikatspflicht aufzuheben. Wirte befürworten dies. Einige hätten eine Weiterführung auch bejaht.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will die Zertifikatspflicht schon am 17. Februar aufheben.
- Gastrosuisse verlangt einen umgehenden Fall des Zertifikats.
- Die Wirte sind sich uneinig, einige befürchten aber Schliessung aufgrund von Ausfällen.
Bereits diesen Monat sollen nahezu alle Massnahmen zum Coronavirus fallen – wohl auch die Zertifikatspflicht. Dies hat der Bundesrat am Mittwoch angekündigt und zwei mögliche Varianten bei den Kantonen in Vernehmlassung gegeben.
Für Gastrosuisse ist das Vorgehen mit der Zertifikatspflicht zu zögerlich – der Verband will die sofortige Aufhebung.
Zertifikat gegen Coronavirus gibt gewisse Sicherheit
Anders sieht das der Geschäftsführer der Bar am Wasser in der Stadt Zürich. Dirk Hany kontrolliert persönlich die Zertifikate seiner Gäste. «Wenn die Zertifikatspflicht wegfällt, fällt auch eine gewisse Sicherheit für meine Mitarbeiter weg,» sagt Hany gegenüber «10vor10».
Die grössten Bedenken des Gastronomen gelten einer Betriebsschliessung. Aber auch um die Gesundheit seiner Mitarbeiter sorgt sich Hany. Es könnten sich Mitarbeiter mit dem Coronavirus infizieren, «weil nicht mehr kontrolliert werden kann, wer geimpft oder genesen ist».
Umso mehr freut sich Hany aber, dass die Homeoffice-Empfehlung sowie Quarantänepflicht weggefallen sind: «Für unseren Betrieb bedeutet das, dass mehr Gäste in der Stadt verweilen und zu uns ins Apéro kommen werden.»
Wirte wie Hany können aber auch in Zukunft das Zertifikat von ihren Gästen verlangen, sollte die Pflicht aufgehoben werden. Dies bestätigte Michael Gerber von der Rechtsabteilung des BAG an der Pressekonferenz am Mittwoch.
Coronavirus: Gruppengeschäft kehrt zurück
Andere Wirte haben derweil aber komplett andere Meinungen. So Hampi Hitz aus Herisau AR. Für ihn ist es «höchste Eisenbahn, dass der Bundesrat die Zertifikatspflicht aufhebt».
Auf Anfrage von Nau.ch sagt der langjährige Koch: «Ich wünsche mir, dass sich die Regierung unbedingt für die erste Variante entscheidet. Nur so kehren wir wieder etwas zur Normalität zurück.»
Dem Geschäftsführer des Restaurants Engel fielen bei der Einführung der Zertifikatspflicht das gesamte Gruppengeschäft weg. «Oft verfügten nicht alle Gruppenmitglieder über ein Zertifikat, weshalb Termine abgesagt oder gar nicht erst reserviert wurden», so Hitz.
René Kaufmann hatte ebenfalls mit Absagen und Einbussen zu kämpfen, wie er Nau.ch erzählt: «Wenn im Saal für eine Gruppe von 80 Personen reserviert wurde, erschienen dann effektiv nur 30.»
Der Geschäftsführer des Restaurants Rössli in Illnau im Kanton Zürich freut sich umso mehr, dass der Bundesrat Mut zeigt. Die jetzige Lage lasse eine gewisse Flexibilität zu. «Für uns Gastrobetriebe ist die Aufhebung der Zertifikatspflicht eine tolle Neuigkeit», so Kaufmann.
Und weiter: «Einige Personen werden zu Beginn vielleicht noch etwas zurückhaltend sein. Ich bin aber überzeugt, dass das Gruppengeschäft sehr schnell wieder zurückkehrt, sobald die Zertifikatspflicht fällt.»