Credit Suisse: Aktionäre stimmen Wiederwahl von Präsident Lehmann zu
Die letzte Generalversammlung der Credit Suisse ist am Dienstag über die Bühne gegangen. Dabei hat sich Präsident Axel Lehmann erstmals entschuldigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am heutigen Dienstag fand die letzte Generalversammlung der Credit Suisse statt.
- Dabei bat Präsident Axel Lehmann die Aktionäre erstmals um Entschuldigung.
- Die Aktionäre zeigten sich trotz der Entschuldigung wütend über das Ende der CS.
Vor Beginn der letzten Aktionärsversammlung der Credit Suisse herrscht eine andächtige Stimmung wie bei einem Beerdigungsgottesdienst. Während die Medien mit einem Grossaufgebot hektisch auf der Jagd nach Stellungnahmen sind, zeigen sich die Aktionäre in gedämpfter Stimmung.
Sie sind sichtlich enttäuscht, teils sogar wütend. Emotionen, die sie auch während der Generalversammlung zum Ausdruck bringen wollen. So sind bereits kurz nach Beginn rund 20 Wortmeldungen eingegangen.
Doch vorher meldet sich Präsident Axel Lehmann zu Wort und entschuldigt sich zum ersten Mal für das Scheitern der Grossbank. «Dass wir den über Jahre hinweg angestauten Vertrauensverlust nicht mehr aufhalten konnten, dass wir Sie alle enttäuscht haben, dafür bitte ich um Entschuldigung», sagte Lehmann.
Trauriger Tag für Credit Suisse
Er sei sich bewusst, dass es ein trauriger Tag sei. «Ich kann die Verbitterung, die Wut, den Schock von allen ermessen, die von der Entwicklung enttäuscht sind, die sich überrumpelt fühlen, die betroffen sind», so Lehmann.
«Wir wollten das Steuer mit aller Kraft zum Guten wenden. Dass die Zeit dafür nicht da war, und dass nach dieser fatalen Woche im März unsere Pläne durchkreuzt wurden, das schmerzt mich und tut mir aufrichtig leid.»
Trotz aller Bemühungen sei man gescheitert: «Die Bank war nicht mehr zu retten.» Und die einzige Alternative zur Fusion wäre die bankenrechtliche Sanierung gewesen. «Verbunden mit dem schlimmsten Fall – nämlich dem Totalverlust für die Aktionäre, unabsehbaren Risiken für die Kunden, schweren Folgen für die Volkswirtschaft und die globalen Finanzmärkte.»
Jetzt müsse der Blick nach vorne gerichtet werden, sagte Lehmann weiter. «Am Niedergang der Credit Suisse, den Umständen und diversen Einflussfaktoren lässt sich nichts mehr ändern.» Er werde sich zusammen mit dem UBS-Präsidenten Colm Kelleher und dem neuen UBS-Chef Sergio Ermotti bis zuletzt dafür einsetzen, dass für die Mitarbeiter «bestmögliche Lösungen» gefunden würden.
Aktionär: «Ich fühle mich beschissen»
Worte, die bei den Aktionären allerdings wenig Anklang finden. «Ich fühle mich als Aktionär beschissen», sagt Guido Röthlisberger an der Generalversammlung. «Ich bin auch enttäuscht von den Politikern. Ich möchte einfach mal sagen ‹Pfui›.»
Auch Aktionär Patrick Salzmann zeigt sich in seinem Antrag sichtlich enttäuscht über die Situation der Credit Suisse. Aufgrund der Länge seiner Rede unterbricht Lehmann den Aktionär aber mehrfach und fordert ihn auf, zum Ende zu kommen. Daraufhin entgegnet Salzmann: «Als Aktionär habe ich das Recht, hier zu sprechen.» Dafür erntet er Applaus.
Aktionär Daniel Engler drückt seinen Unmut symbolisch aus: «Ich möchte Sie an das Kreuz erinnern, an das man Sie nageln müsste. Das Kreuz erinnert uns an das Leben und Sterben von Jesus Christus. Das Kreuz, an das wir alle geschlagen werden sollten.»
«Ich habe ein paar Baumnüsse, ein Sack kostet etwa eine Aktie», beginnt ein anderer Aktionär seinen Antrag. «Ich habe die Nuss aufgemacht, gegessen und die Schale wieder zusammengeklebt. Es sind also hohle Nüsse. Der Herr, der jetzt nicht da ist, ich weiss nicht, ob er die Hosen voll hat, für ihn habe ich die grösste hohle Nuss.»
Gemeint sein dürfte der oft harsch kritisierte frühere Präsident Urs Rohner. Er fordere den Verwaltungsrat auf, die nötigen Schritte gegen die Verantwortlichen des Debakels zu unternehmen.
Nach einigen Stunden meldet sich auch ein Mitarbeiter und Aktionär der Credit Suisse zu Wort. «Wir wurden tausendmal belogen», hält der Mann fest. «Es werden wieder Tausende Mitarbeiter den Job verloren. Auch ich weiss jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man tagelang nicht schlafen kann. Solange die arroganten Versager an ihren Posten kleben, dürfte das Vertrauen kaum zurückgewinnen sein.»
Aktionär Kaufmann findet zum Schluss aber auch gute Worte über die Credit Suisse – zumindest für ihre Mitarbeitenden. «Ich bin seit über 50 Jahren Kunde der Credit Suisse und habe dabei eine Vielzahl und Beratern und Kundenbetreuern kennengelernt. Sie haben ausnahmslos alle einen hervorragenden Job gemacht.»
Vergütungsbericht erreicht knappes Ja
Nach den zahlreichen Anträgen geht Präsident Lehmann zu den formalen Abstimmungen über. Dabei wird das Traktandum 1.2 zum Vergütungsbericht mit 50,06 Prozent nur haarscharf angenommen.
Überraschend angenommen haben die Aktionäre auch die Wiederwahl des bisherigen Präsidenten Alex Lehmann. Insgesamt stimmten 55 Prozent dafür. Auch alle anderen Kandidatinnen und Kandidaten des Verwaltungsrates wurden wiedergewählt.
Bevor es zum Traktandum 8 geht, fordert ein Aktionär Präsident Lehmann dazu auf, sich zu entschuldigen. Daraufhin beteuert er: «Es tut mir wahnsinnig leid.» Daraufhin stimmen die Aktionäre für die Vergütungen des Verwaltungsrats, lehnen aber fixe Vergütungen für die Geschäftsleitung ab.
Damit sollen CEO Ulrich Körner und die restlichen GL-Mitglieder fürs aktuelle Jahr keinen Lohn mehr erhalten.
Nach den Abstimmungen schliesst Präsident Lehmann die letzte ordentliche Generalversammlung der Credit Suisse. «Die CS nimmt nun eine historische Wende, mich macht dieser Moment traurig. Aber wir blicken nach vorne und werden gemeinsam mit der UBS eine erfolgreiche Zukunft gestalten.»