Credit Suisse: Skandal schickt Banken-Aktien auf Talfahrt
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Wochenbeginn verliert die Aktie der Credit Suisse an Wert.
- Die Grossbank hat eine Untersuchung eingeleitet.
- Ex-CS-Chef Oswald Grübel fordert Thiams Absetzung.
Immer mehr Details in der Affäre um Credit-Suisse Tidjane Thiam und seinen ehemaligen obersten Vermögensverwalter Iqbal Khan kommen ans Licht. Wichtige Fragen sind noch offen, klar ist schon heute: Der Schweizer Finanzplatz leidet unter dem Hahnenkampf der Bank-Manager.
Der Aktienkurs der CS ist seit Tagen im Sinkflug. Heute eröffnete das Wertpapier erneut im Minus.
Auch die Aktie der UBS verliert an Wert. Denn beide Banken sind durch Khan verbunden. Dieser wird Anfang Oktober Chef der Vermögensverwaltung bei der UBS.
Vertrauen bröckelt
Die Affäre wirft ein schlechtes Licht auf den Schweizer Finanzplatz. In der Bankenbranche ist das wichtigste Gut das Vertrauen. Dieses schwindet mit jedem neuen Detail.
Was ist passiert? Offenbar kam es im Januar zu einem heftigen Streit zwischen den Top-Managern. Abgespielt hat sich dieser in Thiams Villa in Herrliberg ZH. Viel Alkohol war im Spiel, berichtete gestern der «Tages-Anzeiger».
Thiam soll seinem einstigen Schützling vorgeworfen haben, seine Freundin beleidigt zu haben. Gemäss der Zeitung hat Khans Ehefrau die beiden Streithähne voneinander trennen müssen.
Wie die «Financial Times» heute schreibt, ging es um Bäume, welche Thiams Freundin gepflanzt hat. Diese soll Khan die Seesicht genommen haben.
Khan wollte an Spitze von Credit Suisse
Andere behaupten, Thiam hätte sich von Khan in seiner Machtposition bedroht gefühlt. Gemäss «Finews» hat Khan 2018 von Thiam die Zusicherung gefordert, in näherer Zukunft von ihm den Chefposten erben zu können. Dabei soll er den Segen von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner gehabt haben.
Klar ist, dass die Credit Suisse ihren einstigen obersten Vermögensverwalter beschatten lies. Weil die Detektei dilettantisch vorging, flog die Aktion auf. Die Vorgänge in der Zürcher Innenstadt werden jetzt von der Staatsanwaltschaft untersucht. Die Grossbank selbst will den Fall auch untersuchen.
Der Skandal bringt Credit-Suisse-Chef Thiam in Bedrängnis. Gestern forderte der ehemalige CS-Chef Oswald Grübel in der «Schweizer Illustrierten» dessen Absetzung. «Wenn die Zeitungsberichte stimmen, dann sollte der Verwaltungsrat der Credit Suisse sofort handeln und den CEO ersetzen.»
Seiner Meinung nach reiche es nicht, eine Untersuchung anzukündigen. «Der CEO der Credit Suisse hätte stattdessen am Montag hinstehen und ein inhaltliches Statement abgeben müssen.» Je länger die Grossbank den Fall nicht vollständig aufkläre, desto mehr leide ihre Reputation.
Grübel weiss, wovon er spricht. Er ist 2011 als Chef der UBS zurückgetreten, nachdem aufgeflogen war, dass ein Trader ein Milliardenloch verursacht hat.