Credit Suisse steht mit Umbau unter massivem Erwartungsdruck
Das Wichtigste in Kürze
- Die Vorgaben hatte die CS-Führung im Juli gesetzt: Die nach den jüngsten Grosspannen schwer angeschlagene Grossbank soll zu einer «fokussierteren, agileren Gruppe» werden, die Kostenbasis soll um mehr als 1 Milliarde Franken verringert werden.
Das Vermögensverwaltungsgeschäft und das Schweizer Geschäft sollen gestärkt werden, die Investment Bank dagegen verkleinert.
Angesichts der absehbar hohen Restrukturierungskosten und chronisch roter Geschäftsergebnisse ist aber auch die Sorge um die Kapitalsituation der Bank gestiegen. Für das dritte Quartal erwarten die Analysten einen Verlust zwischen knapp 300 und über 800 Millionen Franken. Bereits in den beiden ersten Quartalen hatte die CS insgesamt einen Verlust von 1,9 Milliarden ausgewiesen, nachdem sie das Jahr 2021 tief in den roten Zahlen abgeschlossen hatte.
Diverse US-Bankanalysten kommen auf einen Kapitalbedarf der Grossbank, der in den beiden kommenden Jahren zwischen 4 Milliarden und 9 Milliarden Franken betragen könnte. Die CS-Führung dürfte benötigte Mittel wenn möglich über Verkäufe von Geschäften und von Beteiligungen generieren wollen. Eine Kapitalerhöhung will sie angesichts des sehr tiefen Aktienkurses soweit möglich vermeiden.
Endlich gelingen soll insbesondere der Umbau der Investment Bank (IB), die als volatil und im Konkurrenzvergleich ertragsschwach gilt. Sie hatte der CS 2021 beim Archegos-Kollaps einen Verlust von 5 Milliarden Franken eingebrockt. Immerhin handle es sich schon um den sechsten Anlauf dazu seit dem Jahr 2011, vermerken Analysten.
Bereits von der CS-Führung angekündigt worden ist ein teilweiser oder auch vollständiger Verkauf des IB-Bereichs «Securitized Products». Im Geschäft mit der Verbriefung von Forderungen wie Hypothekarkrediten oder Kreditkartenschulden hat die Credit Suisse eine starke Position. Laut US-Analysten könnte sie bei einem Vollverkauf 1,5 bis 1,8 Milliarden Franken lösen. Spekuliert wird auch über das Abstossen weiterer IB-Teilbereiche, darunter des zuletzt verlustreichen «Leveraged Finance»-Geschäfts.
Die angestrebten Straffungen des Geschäfts und die Kostensenkungen werden aber auch die weiteren Geschäftsbereiche der Grossbank treffen. So könnte sich die Credit Suisse im Vermögensverwaltungsgeschäft aus weiteren Ländern zurückziehen – Medien berichteten über einen möglichen Verkauf des Lateinamerika-Geschäfts ohne Brasilien.
Auf die Schweizer Bank könnten ebenfalls weitere Effizienzprogramme mit möglichen Stellenstreichungen und weiteren Filialschliessungen zukommen. Allerdings hat sich das Schweizer Geschäft zuletzt als «Ertragsperle» der Gruppe erwiesen. «Wir sind nicht zuoberst auf der Prioritätenliste für Anpassungen», erklärte CS-Schweiz-Chef André Helfenstein entsprechend noch im September in einem Interview.
Derweil hat die Grossbank in den vergangenen Tagen bereits mit dem Verkauf von Geschäften und Firmenanteilen zur Stärkung der Kapitaldecke begonnen: So teilte sie den Verkauf des Zürcher Luxushotels Savoy sowie ihrer Anteile an der Fondsplattform Allfunds und der Beteiligungsgesellschaft «Energy Infrastructure Partners» mit. Laut Medienberichten könnten etwa auch die CS-Konsumkreditbank «Bank Now» oder das mit American Express betriebene Kreditkartengeschäft Swisscard noch «versilbert» werden.
Dennoch sind Kapitalmassnahmen wohl weiterhin nicht auszuschliessen – zuletzt wurde in Medien auch die Ausgabe von Wandelanleihen ins Spiel gebracht. Der anhaltend gedrückte Aktienkurs scheint ebenfalls darauf hinzudeuten, dass die Aktionäre eine Verwässerung ihrer Anteile durch die Ausgabe neuer Aktien nicht ausschliessen.
Die Grossbank muss nun die Investoren davon zu überzeugen, dass sie mit ihrer neuen Strategie möglichst bald zurück in die Profitabilität finden kann. Der CS Aktienkurs hat sich zwar zuletzt wieder von seinen absoluten Tiefstwerten erholt – mit einer Marktkapitalisierung von gut 12 Milliarden Franken bleibt die Grossbank aber ein Schatten ihrer selbst.