CS-Verwaltungsräte dürften Aktionärsärger zu spüren bekommen
In letzter Zeit machte Credit Suisse des Öfteren negative Schlagzeilen. Nun werden die Verwaltungsräte wohl den Ärger der Aktionäre zu spüren bekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Generalversammlung der Credit Suisse findet diesen Freitag statt.
- Aufgrund der jüngsten Pannen werden die Aktionäre ihren Ärger bei den Wiederwahlen zeigen.
- Die Verwaltungsräte die erneut antreten, werden also ein schwieriges Los haben.
Die Credit Suisse-Generalversammlung am Freitag wird auch ohne Anwesenheit von Aktionären ganz im Zeichen der jüngsten Grosspannen stehen. Zwar ist die Wahl des neuen Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório als Nachfolger des abtretenden Urs Rohner kaum umstritten. Die Aktionäre dürften aber die erneut antretenden Verwaltungsräte bei der Wiederwahl ihren Ärger spüren lassen.
Debakel mit Greensill und Archegos
Traktanden wie die Erteilung der Décharge oder die Boni für die Geschäftsleitung hat der Verwaltungsrat von der Traktandenliste gestrichen. Dies, aufgrund der Debakel mit den «Greensill»-Anlagefonds und den US-Hedgefonds Archegos. Noch immer verbleibt aber Zündstoff - so haben diverse Aktionärsgruppen angekündigt, einem oder mehreren Verwaltungsräten die Wiederwahl verweigern.
Im Visier der erbosten Anteilseigner ist vor allem CS-Verwaltungsrat Andreas Gottschling geraten. Er steht dem Risikoausschuss des Aufsichtsgremiums der Grossbank vor. Nach dem offensichtlichen Versagen der Risikokontrollen der Grossbank in den vergangenen Wochen: Haben etwa der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis, der Stimmrechtsberater Ethos und die Aktionärsvereinigung Actares dazu aufgerufen, Gottschling die Wiederwahl zu verweigern.
Harris Associates will Gottschling nicht mehr wiederwählen
Auch der Grossaktionär Harris Associates, der rund 5,2 Prozent der CS-Aktien hält, will Gottschling nicht mehr wiederwählen. Angesichts der aktuellen Ereignisse sei er eigentlich überrascht, dass dieser nicht bereits zurückgetreten sei. Dies sagte David Herro von Harris Associates gegenüber der «Financial Times».
Noch weiter geht der norwegische Staatsfonds, der knapp 3 Prozent an der CS hält. Neben Gottschling will dieser auch Verwaltungsrats-Vizepräsident Severin Schwan eine Wiederwahl verweigern. Ebenso wie den erneut kandidierenden Michael Klein, Shan Li, Serena Macia, Richard Meddings. Alle diese Verwaltungsrätinnen und -räte haben Einsitz im Risikoausschuss.
Allerdings schliesst sich der einflussreiche US-Stimmrechtsberater ISS (Institutional Shareholder Services) der «Oppositionsbewegung» nicht an: Er empfiehlt den noch übrig gebliebenen Anträgen der Traktandenliste zuzustimmen und auch die bisherigen Verwaltungsräte, einschliesslich Gottschling, zu bestätigen.
Entlastung des Verwaltungsrat ist nicht geplant
Eine Entlastung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung strebt der Verwaltungsrat derzeit gar nicht mehr an. Den Antrag hatte er Anfang April zurückgezogen. Dies, angesichts des milliardenteuren Verlusts aus dem Kollaps von Archegos.
Er behalte sich vor, diese zu einem späteren Zeitpunkt zu beantragen, teilte er mit. Zudem werden die Bonus-Zahlungen für die Geschäftsleitung für 2020 ausfallen. Und damit auch die Abstimmung zu diesem auch in vergangenen Jahren umstrittenen Thema eine Abstimmung.
Oppositionen gegen künftige Fixlöhne
Auf der Traktandenliste steht bezüglich der Management-Entschädigungen nun noch eine Abstimmung zu den fixen Vergütungen für die Geschäftsleitung an. Sowie für die Vergütungen des Verwaltungsrats für die kommenden zwölf Monate. Auch diese sind nicht unumstritten: So haben Ethos und Actares Opposition gegen die künftigen Fixlöhne angekündigt.
Zustimmen müssen die CS-Aktionäre auch der deutlich gekürzten Dividendenzahlung. Nach den Archegos-Milliardenverlusten hatte der Verwaltungsrat die ursprünglich vorgesehene Ausschüttung für 2020 von 0,2926 Fr. auf gerade noch 0,10 Fr. je CS-Aktie zusammengestrichen.
Ethos und Actares bezweifeln allerdings, ob in der derzeitigen Situation eine Dividendenausschüttung überhaupt gerechtfertigt ist. Sie empfehlen auch bei diesem Traktandum eine Ablehnung.