Deshalb ist die Wirtschaft in den USA ins Taumeln geraten
Die Corona-Pandemie ist vorbei, doch die US-Wirtschaft steckt weiterhin in einer schweren Krise. Was die Auslöser sind und wie es weitergeht, erklären Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wirtschaft in den USA befindet sich seit Monaten in einer äusserst wackeligen Phase.
- Schuld daran ist nicht nur die Inflation, sondern auch der politische Schuldstreit.
- Hiesige Ökonomen bleiben aber zuversichtlich und bezeichnen die Wirtschaft als robust.
Es ist die grösste Krise, die die Weltwirtschaft je erlebt hat: die Corona-Pandemie. Monatelang standen Unternehmen still, Milliarden-Einnahmen fielen weg.
Doch auch heute, wo sich die weltweite Corona-Lage weitgehend normalisiert hat, kommt die Wirtschaft nicht aus der Krise – insbesondere jene in den USA nicht.
Nachdem bereits mehrere Regionalbanken ins Taumeln geraten sind, warnt US-Finanzministerin Janet Yellen jetzt sogar vor einer Zahlungsunfähigkeit des Landes.
Schlechte Bilanzsteuerung der Regionalbanken
Doch warum ist die US-Wirtschaft überhaupt derart in Schieflage geraten? «Das liegt vor allem an der stark gestiegenen Inflation, die von der zuvor expansiven Geld- und Fiskalpolitik noch verstärkt wurde», erklärt Christoph Sax, Chefökonom beim VZ VermögensZentrum.
Über Jahre hinweg hätten die USA die Zinsen tief gehalten. Als es mit der Erholung der Corona-Pandemie jedoch zu einer historisch hohen Inflation kam, musste die Zentralbank gegensteuern – und zwar in Form von Zinserhöhungen.
«Auf diesen Schritt waren einige Regionalbanken nur schlecht vorbereitet», hält Sax fest. Sie hätten aufgrund der jahrelangen expansiven Geldpolitik die Steuerung ihrer Bilanz vernachlässigt. Die Folge: Langfristige Investitionen und Ausleihungen zu niedrigen Zinsen auf der einen, viele grosse Einlagen auf der anderen Seite.
Politik streitet über Staatsschulden
Ebenfalls zur Schieflage beigetragen hätten aber auch die wachsenden Staatsschulden während, sowie die grosszügigen Ausgaben nach der Pandemie zur Stützung der Wirtschaft. Dass das Problem jedoch überhaupt derart akut ist, liege an der Politik.
«Die USA sind politisch gespaltener denn je», betont Sax. «Der Kongress muss der Anhebung der Schuldenobergrenze zustimmen. Die Republikaner knüpfen ihre Zustimmung aber an Ausgabenkürzungen.»
Damit sich die Zahlungsunfähigkeit des Landes also verbessert, «müssen sich die Parteien zusammenraufen und einen Kompromiss schliessen», erklärt Christian Brändli, Senior Economist North America der Zürcher Kantonalbank.
Ökonomen bleiben zuversichtlich
Als noch schwieriger dürfte, sich jedoch eine Stabilisierung des Bankensystems erweisen. Denn: «Einerseits darf der Staat zugunsten der Banken nicht erneut die Zinsen erhöhen. Andererseits muss er aber auch die hohe Inflation in den Griff bekommen», so Brändli.
Hiesige Ökonomen blicken aber positiv in die Zukunft der US-Wirtschaft. So habe sie nach Sax die Herausforderungen bislang «relativ gut verdaut»: Die Arbeitslosenquote notiere weiterhin auf dem niedrigsten Stand seit den 60er-Jahren und der Dienstleistungssektor halte sich ebenfalls gut. Für das zweite Halbjahr zeichne sich jedoch eine moderate Rezession ab.