Deutsche stimmen über Milchpreis demokratisch ab
Auch in Deutschland kämpfen Bauern mit dem tiefen Milchpreis. Landwirte und Detailhändler haben darum eine neue Initiative lanciert.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei «Du bist hier der Chef» können Kunden abstimmen, wie viel sie für Milch zahlen wollen.
- Auch in der Schweiz gibt es Initiativen, welche faire Milchpreise fördern.
Dass die Bauern nicht genug Geld für die Milch kriegen, ist nicht nur ein Problem der Schweiz. In ganz Europa sieht die Situation ähnlich aus. Molkereibetriebe und Detailhändler kassieren, Landwirte kämpfen ums Überleben.
In Deutschland gibt es nun eine neue Initiative. «Du bist hier der Chef» heisst diese, zu kaufen gibt es die Milch im Detailhandel.

Der Deal: Konsumenten konnten via Online-Fragebogen bestimmen, welche Anforderungen die Milch erfüllen soll. Dabei fliessen Faktoren wie Preis, Qualität, Tierwohl und Bauern-Löhne ein.
Teurer als Bio-Milch
Entschieden haben sich die Kunden für Bio-Milch von Kühen, welche mindestens vier Monate auf der Weide sind. Das Futter muss regional hergestellt werden, 50 Prozent gar aus eigener Produktion.
13 Landwirte produzieren aktuell Milch nach diesen Vorgaben. Die Milchbauern kriegen pro Kilo 58 Cent. Zum Vergleich: Für ein Kilo Bio-Milch kriegen deutsche Landwirte aktuell 47 Cent. Verkauft wird die Milch im Laden für 1,45 Euro.

Das Projekt ist nicht neu. Die Idee stammt aus Frankreich und wurde 2016 lanciert. Mittlerweile wurde «C’est qui le patron?!» auf 35 Produkte ausgeweitet, darunter Apfelsaft, Hacksteak und Fertigpizzen.
Ähnliche Projekte in der Schweiz
Obwohl das Projekt noch nicht direkt in die Schweiz importiert wurde, gibt es ähnliche Ansätze auch hier. Die Vereine «Fair», «Faire Milch» und «Di fair Milch» haben alle das Ziel, dass Produzenten fairer entlöhnt werden.
Für die Initiativen gibt es Unterstützung von den Schweizer Milchproduzenten. «Auch wenn die Milchmengen insgesamt sehr klein sind, ist es für die involvierten Bauer sehr relevant», sagt Vizedirektor Pierre-André Pittet. Zudem werde dadurch die Bevölkerung über die Problematik sensibilisiert.
Gemäss Pittet müsste der Preis für Milchprodukte generell deutlich steigen, damit Bauern einen angemessenen Milchpreis erhalten. «Bei dieser Preiserhöhung müssten Verarbeiter und Detailhandel auf eine Verbesserung der Marge verzichten.»
Doch dafür sieht er aktuell kaum Spielraum. Das Problem: 20'000 Milchbauern stehen wenigen Detailhändlern gegenüber. «Darum ist es vorläufig nicht möglich, relevante Wertschöpfungsanteile über die Milchverwerter bis zu Milchproduzenten zu bringen.»