Drängen Coop und Migros ihre Kunden zum Self-Checkout?
Self-Checkout-Kassen sind omnipräsent. Beim Kassenpersonal werde nicht gespart, versprechen Coop und Migros. Die Unia sieht die Situation kritisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Migros wird jeder vierte Einkauf vom Kunden selbst eingescannt.
- Die Self-Checkout-Systeme haben keinen Einfluss auf den Personalbestand.
- Die Unia befürchtet einen schleichenden Stellenabbau.
Samstag, kurz vor Mittag, Bahnhof Bern: Kunden stehen in der Coop-Filiale Schlange, doch noch eine Kasse ist geöffnet. Das Sicherheitspersonal weist Kunden an, doch am Self-Checkout-Automaten zu bezahlen.
Self-Checkout ist auch grosses Thema bei der Konkurrenz: Vor der Migros-Filiale Burgwies in Zürich steht aktuell ein Werbeschild. Darauf steht: «Jetzt deine Einkäufe selbst einscannen.»
Wollen die Detailhändler langsam das Kassenpersonal abschaffen? Auf Anfrage von Nau erklärt Coop-Sprecherin Andrea Bergmann, dass es sich im Fall der Berner Filiale um eine Momentaufnahme handeln würde. Warum vor Mittag nur eine Kassiererin eingesetzt wurde «können wir nicht ganz nachvollziehen.»
«Nicht weniger Personal»
Dass Migros die unbemannten Kassen in Zürich vor dem Eingang anpreist, hat eine einfache Erklärung: Das Self-Scanning- und Checkout-System wurde bei dieser Filiale erst kürzlich eingeführt.
Beide Detailhändler erklären, dass die Selbstbedienungskassen sehr gut ankommen. Bei der Migros wird jeder vierte Einkauf mit dem sogenannten Subito-System getätigt. Coop liefert keine Zahlen, doch die Self-Checkout-Kassen seien «sehr beliebt».
Trotzdem sollen deswegen keine Jobs verschwunden sein. «In Läden mit Self-Checkout-Kassen beschäftigen wir nicht weniger Personal als vor der Einführung der Kassen», erklärt Bergmann. Mirgros-Sprecher Patrick Stöpper sieht es ähnlich: «Der Einsatz von Subito-Terminals hat kaum Auswirkungen auf Veränderungen, sprich Abbau beim Personal.»
Coop und Migros halten fest, dass Kassen-Mitarbeiter heute auch andere Aufgaben hätten. Etwa bei der Warenbewirtschaftung oder als Unterstützung bei den Self-Checkout-Kassen.
Unia fürchtet Jobbabbau bei Coop und Migros
Für die Unia besteht hier die Gefahr eines schleichenden Arbeitsplatzabbaus. «Wo früher eine Kasse von einer Kassiererin bedient wurde, stehen neu zwei Selbstbedienungskassen, die von einer Mitarbeiterin betreut werden», sagt Sprecherin Leena Schmitter.
Sie fordert darum, dass das Personal geschult und weitergebildet wird. «Bei der Lohnfestsetzung muss auch Erfahrung und Expertise von Self-Scanning und Self-Checkout berücksichtigt werden.» Zudem müsse die steigende Produktivität auch im Detailhandel auch an Beschäftigte weitergegeben werden. Etwa in Form von besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen.